Die älteste Pallottinerin darf zweimal feiern
Statt in Afrika erfüllte sich der Traum von der Mission für Agnes Leinweber in hiesigen Kindergärten
Agnes Leinweber ist die älteste Schwester der Gemeinschaft der Pallottinerinnen. In der Region Limburg ist sie Vielen noch bekannt als Kindergärtnerin und Kindergartenleiterin in Langendernbach und in St. Georg in der Limburger Birkenallee. Die rüstige Schwester Agnes lebt heute im Haus Felizitas auf dem Gelände des Klosters Marienborn in der Weilburger Straße. Am 15. September 2025 kann die Hochbetagte ihren 100. Geburtstag feiern. Was ihr ebenso wichtig ist, das ist ihre 75-jährige Profess. Am 15. August 1950 hatte sie gelobt, als Ordensfrau ihr Leben in den Dienst Gottes zu stellen.
Agnes erblickte in Fulda das Licht der Welt, wo sie mit zwei Geschwistern in der religiösen Familie eines Schuhmachers aufwuchs. Ihr Vater fotografierte gerne und hatte nebenbei ein kleines Fotolabor. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt der Volksmund und so sollte es nicht verwundern, dass seine Tochter eine dreijährige Lehre als Fotolaborantin absolvierte. Zwei Jahre arbeitete sie noch in ihrem Beruf, hatte auch einen Freund. Doch bewegten die junge Frau noch andere Interessen. „Ich wollte in die Mission. Am liebsten nach Afrika“, erzählt sie und daher kam für sie, die bereits eine Tante und einen Onkel in Ordensgemeinschaften wusste, nur ein Missionsorden in Frage.
Kindergärten wurden zu Lernorten
Vorsichtig wie sie war, schnupperte sie erst mal ins Krankenhaus in Gelnhausen herein. „Dort arbeiteten Pallottinerinnen, die wollte ich erst mal Kennenlernen. Die waren sehr freundlich und offen. Das hatte mich angesprochen und dann habe ich mich entschlossen, der Gemeinschaft beizutreten.“ Agnes wurde schon als Kind vermittelt, dass man immer Gutes tun sollte, wenn man es kann. Deshalb wollte sie Missionarin werden, „um am Aufbau des Reiches Christi mitzuwirken“, wie sie im Juni 1947 an das Mutterhaus nach Limburg schrieb.
Doch ihr Traum von Afrika, wohin der Orden immer wieder zahlreiche Mitschwestern entsandte, sollte sich für Schwester Agnes nicht erfüllen. Für sie hatte die Oberin eine dreijährige Ausbildung zur Erzieherin in der Marienschule entschieden. „Es war eine Zeit des Aufbruchs. Kindergärten waren keine Verwahranstalten mehr, sondern wurden zu Lernorten, um sie für das spätere Leben vorzubereiten. Das war unsere Aufgabe“, blickt die Seniorin zurück. „Wir haben Pläne gemacht, sind mit den Kindern hinaus gegangen, haben mal geschaut, was ein Bürgermeister so macht oder den Wald erkundet“, fügt sie hinzu, die in Refrath anfing und nach Langendernbach 1973 Limburgerin wurde.
In der Gemeinschaft trug sie Verantwortung als Hausoberin, und sie brachte ihre künstlerischen Talente als Organistin und Fotografin ein. Denn so ganz vergessen konnte sie auch hier ihren ersten Beruf nicht. Ihre Augen glänzen, als sie erzählt: „Es gab in Marienborn ein kleines Labor. Dort haben wir Vergrößerungen von den Fotos aus der Mission gemacht und sie in den Fluren aufgehängt.“

Deutschland ist ein Missionsland geworden
„Alles was ich getan habe, das habe ich als Mission angesehen. Es war eine schöne Zeit. Ich möchte sie nicht missen“, sagt die 99-Jährige mit einem Lächeln. Sie berichtet von ungezählten Menschen, die sie begleitet und geprägt hat. Dann merkt Schwester Agnes nachdenklich an: „Deutschland ist ein Missionsland geworden. Hier fehlt uns die Vermittlung des Glaubens durch die Eltern.“ Ihre eigenen Eltern, die ihren Glauben lebten, halfen in der Zeit des Nationalsozialismus jüdischen Mitbürgern, wohlwissend um die Gefahr, die für sie und die Kinder davon ausgingen. Schwester Agnes: „Ich war ja noch ein Kind und hatte Angst.“ In Limburg besuchte sie einst jüdische Mitbürger in ihrer Synagoge, als diese sich noch in der Johanneskapelle in der Altstadt befand.
Seit ihrem Ruhestand bereichert sie in ihrer frohen, bescheidenen Art die Klostergemeinschaft. Angesprochen auf ihr hohes Alter, antwortet die betagte Jubilarin: „Der liebe Gott hat mir die Natur gegeben, die nutze ich aus, und dann bereite ich mich auf die große Reise ins Heimatland vor. Angst habe ich keine. Ich freue mich, sehe in allem das Gute und lasse mich überraschen was kommt“, sagt sie und lächelt zufrieden neben ihrer Blumenbank, die sie einst auf dem Flohmarkt erstanden hat.
Bericht & Bilder: Dieter Fluck
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