
Die Sendung, den Glauben der Menschen - denen wir im Leben begegnen - neu zu wecken und zu beleben
Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio von Pater Tommy Ryan aus Siuyu in Tansania (Afrika)
Heilige sind ein Geschenk Gottes an die Kirche, an die Welt. Der heilige Vinzenz Pallotti erkannte die große Notwendigkeit seiner Zeit, den Glauben neu zu beleben und die Liebe neu zu entfachen. Aus seiner Inspiration entstand die UAC, die Vereinigung des Katholischen Apostolates, als Antwort auf die Nöte seiner Zeit.
Ich wurde Teil dieser UAC, als ich vor etwa 50 Jahren mein Leben Gott in der Gemeinschaft der Pallottiner weihte. Ich wurde 1974 zum Priester geweiht, ging für einige Jahre in die USA, dann für anderthalb Jahre nach Irland, dann sieben Jahre nach San Silvestro, Kirche und Niederlassung der Irischen Provinz, in Rom. In Tansania begann ich erst im September 1985 zu arbeiten. Es war eine große Umstellung für mich, morgens aufzuwachen und den Gesang der Vögel zu hören, der die Stille durchbrach, nachdem ich sieben Jahre lang an den Lärm und die Umweltverschmutzung durch Autos in Rom gewöhnt war.
Ich erinnere mich, dass mich eine irische Schwester etwa ein Jahr nach meiner Ankunft hier fragte, ob es lange gedauert hat, bis ich mich an die ganz andere Kultur gewöhnt hatte? Bevor ich eine Antwort geben konnte, sagte Pater John Kelly, mit dem ich zusammen war, dass ich etwa eine halbe Stunde gebraucht habe. Ich denke, dass den kulturellen Unterschieden viel zu viel Bedeutung beigemessen wird. Es gibt zweifellos Unterschiede, aber im Grunde sind wir Menschen überall gleich; es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
„Viele Katholiken kommen in Tansania nur zu besonderen Anlässen in die Kirche“
Die Wiederbelebung und Wiedererweckung des Glaubens sind in Afrika genauso wichtig wie in Europa. Viele hier, vor allem die jungen Leute, gehen sonntags nicht in die Kirche. Bei der Bevölkerungsexplosion ist es leicht, sich täuschen zu lassen. Aber in diesem Fall lassen wir uns gerne täuschen. Die Kirche ist jeden Sonntag mehrmals voll und es sind viele junge Leute anwesend. Aber wie viele fehlen und sind nur dem Namen nach Christen? Wir hören sehr oft, wie lebendig die Kirche hier ist und wie viele Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben es gibt. Das ist zwar richtig, aber es ist auch wahr, viele Katholiken kommen nur zu besonderen Anlässen in die Kirche.
In den ersten fünf oder sechs Jahren in Tansania war ich die meiste Zeit in einem Büro der Diözese tätig, verbrachte aber jede Woche einige Tage, vor allem an den Wochenenden, in einer nahe gelegenen Pfarrei, die von einem irischen Pallottiner, Pater Noel O‘Connor, geleitet wurde. Mit ihm erlebte ich etwas von dem, was wir über den Eifer Pallottis gelesen haben; der muss genauso gewesen sein. Er zögerte nicht, 15 Kilometer zu Fuß zu gehen, wenn das Auto nicht ansprang, was ziemlich oft vorkam.
Begeisterung und Eifer
Wir versuchten, den Glauben zu stärken und wiederzubeleben, indem wir von Haus zu Haus gingen, in jedem katholischen Haus ein Kreuz aufstellten, eine Marienstatue in jedes Haus brachten, usw. Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass, obwohl alle unsere verschiedenen Initiativen einen gewissen Erfolg hatten, das zentrale Element war bei weitem die Begeisterung und der Eifer dieses Pfarrers. Er brachte die Freude des Evangeliums, von der Papst Franziskus spricht, zu vielen Menschen, und durch seine Inspiration und seinen Eifer erweckte er viele zum Leben, die bis dahin nur dem Namen nach Christen waren.
Es besteht kein Zweifel, wenn wir den Glauben wiederbeleben wollen, dann müssen wir selber die Freude des Evangeliums leben, von der Papst Franziskus sagt, dass wir damit Menschen in die Nachfolge Christi ziehen. Beten wir, dass Gott uns mit dieser Freude und dem Eifer von Pallotti segnet. Dafür gibt es keinen Ersatz. Wo immer wir auch sind, das wichtigste Mittel, um den Glauben wieder zu erwecken und zu beleben, ist unser Beispiel und wie wir selbst diesen Glauben leben.
Vinzenz Pallotti fand immer Zeit für die Mission
Einige Jahre später war ich in einer großen Pfarrei (jetzt sind es drei Pfarreien), in der wir mehr als 20 Kirchen in Außenstationen und 30 Grundschulen im Pfarrgebiet hatten (mehr als 500 Kinder in jeder Schule, von denen weit weniger als die Hälfte Christen waren). Ich erinnere mich, dass ich einmal ein Buch mit dem Titel „Mission oder Unterhalt“ gelesen habe. Ich fürchte, in dieser Pfarrei lag unser Schwerpunkt auf der Instandhaltung. Pallotti lehrt uns durch sein Beispiel. Selbst wenn er eine Vollzeitbeschäftigung hatte, zum Beispiel als Rektor oder Spiritual, fand er immer Zeit für die Mission. Was er uns lehrt, ist, dass wir jede Gelegenheit nutzen sollten, die sich uns bietet, um den Glauben neu zu erwecken und zu beleben. Das hatte für ihn immer Vorrang. Er folgte Jesus, der sagte: „Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Umkehr“ (Lk 5,32).
In den folgenden Jahren war ich in der Verwaltung und dann zwei Jahre lang verantwortlich für die Ausbildung unserer Studenten Nairobi, Kenia.
Gründung von „Small Christian Communities“, von Kleinen Christlichen Gemeinschaften
Im November 2001 kehrte ich dann nach Tansania zurück, in einen Ort namens Siuyu, als Pfarrer einer neu eröffneten Pfarrei. Ich bin immer noch in Siuyu, aber schon seit 20 Jahren nicht mehr als Pfarrer. Als ich in Siuyu anfing, befand sich dort das Noviziat der Pallottinerinnen. Die damalige Gruppe von Novizinnen war es, die die Gründung der Small Christian Communities, der Kleinen Christlichen Gemeinschaften, begannen. Dabei handelt es sich um Christen in der Nachbarschaft, in einem Dorf, mehrere Familien, die ihren Glauben dort teilen, wo sie leben. Sie treffen sich, um gemeinsam zu beten, die Bibel, das Wort Gottes, zu lesen, darüber nachzudenken und es auf ihre örtlichen Probleme zu beziehen, sehen, überlegen wie sie die örtliche Situation beurteilen sollen, und kümmern sich umeinander. Meine Aufgabe bestand in der Eucharistiefeier zu Beginn eines jeden Treffens der Kleinen Christlichen Gemeinschaften, der Spendung des Sakraments der Taufe und der Segnung der Ehen. Ich habe keinen Zweifel, dass die Gottesdienste und die Feier der Sakramente einen großen Einfluss auf das Wiedererwachen des Glaubens in der Gemeinde hatten. Ich weiß, dass viele durch sie zu den Sakramenten zurückgekehrt sind. In diesem Jahr ist es fünfzig Jahre her, dass die Bischöfe von Ostafrika und Madagaskar (AMECEA) beschlossen, dass hier die Kleinen Christlichen Gemeinschaften das Fundament für den Aufbau der Kirche sein sollten.
Ich wohne jetzt in einem Rehabilitationszentrum für Kinder mit Behinderungen, das von der UAC, von Laien, Pallottinerinnen und Pallottinern geleitet wird.
Den zweiten Teil von Pallottis Vision nicht vergessen
Wir dürfen den zweiten Teil von Pallottis Vision nicht vergessen. Zusammen mit der Wiedererweckung des Glaubens soll auch die Liebe neu entfacht werden. Lassen Sie mich mit einem Beispiel schließen, das ich einige Tage vor dem Schreiben dieser Zeilen erlebt habe. Ein Kind, das sehr spastisch in den Händen ist und nicht laufen kann, wollte für mich einen Stuhl im Übungsraum hin und her schieben, um zu üben. Er machte viele Versuche, den Stuhl mit den Händen zu fassen, aber es gelang ihm nicht. Dann benutzte er seinen Kopf, um den Stuhl physisch zu bewegen, und es gelang ihm. Er lehrt uns – es gibt immer einen Weg, man muss ihn nur finden. Beharrlich sein. Nicht den Mut verlieren! Der heilige Vinzenz Pallotti sah, dass es zu seiner Zeit dringend notwendig war, den Glauben wieder zu erwecken und die Liebe neu zu entfachen, und das war der Grund für seine Inspiration, die UAC zu gründen. Wir, als Teil der UAC, vertrauen auf seine Fürsprache und die der Mutter Christi und unserer Mutter, der Königin der Apostel, dass wir gute Apostel werden und bleiben.
Zum Nachdenken:
1. Gibt es etwas in meinem Leben, das verändert werden muss, damit ich etwas von dem Eifer und der Begeisterung des heiligen Vinzenz Pallotti erfahre und zeige?
2. Es besteht kein Zweifel, dass verschiedene Initiativen dazu beitragen, den Glauben wieder zu erwecken, aber das Entscheidende ist, dass wir die Freude des Evangeliums leben. Zeige ich diese Freude in meiner Person und in meiner Berufung? Gibt es etwas, das ich ändern kann, um ein attraktiverer Christ zu sein?
3. Gibt es in meinem Alltag Gelegenheiten, Gutes zu tun, die ich aber nicht ergreife, weil ich vielleicht zu „beschäftigt“ bin, oder weil mir andere Dinge wichtiger erscheinen, Gelegenheiten, die aber Pallotti ohne Zweifel ergriffen hätte?
4. Nenne eine große Gelegenheit in deiner Umgebung, die dir einfällt, um den Glauben neu zu erwecken und zu beleben?
5. Und was kannst du in diesem Falle für die Wiederbelebung des Glaubens tun?
Pater Tommy Ryan SAC
Siuyu (Tansania)
Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im Oktober 2024, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Übersetzung: Pater Wolfgang Weiss. Foto: MiriamGimbel (Panorama mit Kreuz, Usambara-Gebirge, Tansania); byrdyak (Kilimanjaro, Tansania).
Unser digitaler Pallottiner-Newsletter informiert Sie über unsere neuesten Veröffentlichungen, über Hintergründe, Kampagnen und Aktuelles aus der pallottinischen Familie. Er wird etwa monatlich an Ihre Email-Adresse versendet und ist kostenlos.
Diesen Beitrag teilen…
Apostel heute erscheint monatlich. Die Impulse stammen von Mitgliedern der pallottinischen Unio aus der ganzen Welt:
Das könnte Sie auch interessieren
Mitreden, Mitmachen, Mithelfen!
In Kontakt bleiben. Kostenlos 12 x pro Jahr!
Liken, kommentieren, abonnieren
Herzliche Einladung: Reden Sie mit!
Öffnen Sie sich Räume
Gemeinsam die Welt verändern!