Eucharistie im Leben des Heiligen Vinzenz Pallotti
Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio - von Pater Fabian Silveira aus Uruguay
Liebe Mitglieder der Vereinigung des Katholischen Apostolats,
im Monat Juni setzen wir unseren Weg des Nachdenkens und Betrachtens fort. Anhand von drei Punkten möchte ich mit Ihnen den gleichen Weg gehen, den Pallotti in seiner Erfahrung der Eucharistie als Mittelpunkt seines Lebens gegangen ist. Am Ende jeder dieser drei Punkte stelle ich eine Frage, die uns bei unserer persönlichen Reflexion über unser Charisma, das Charisma der Vereinigung des Katholischen Apostolats, helfen und uns auch dazu bringen soll, über unsere Art und Weise, die Eucharistie heute in und mit der Kirche zu feiern und zu leben, nachzudenken.
Alles beginnt in der Familie
Wir wissen, dass Pallotti gesagt hat: „Der Herr hat mir heilige Eltern geschenkt“[1]. Die Eucharistie stand im Mittelpunkt des Glaubenslebens seiner Familie.
Nach dem Tod seiner Mutter zog sich Don Vincenzo nach Camaldoli, in das Kloster der Kamaldulenser bei Frascati, zurück und schrieb dort einen langen Brief[2] an seinen geistlichen Begleiter. In diesem Text berichtet Don Vincenzo, „dass sein Vater jeden Morgen mindestens eine hl. Messe hörte“[3]. Die Eucharistie war der Trost in der Krankheit seines Vaters. Jeden Morgen brachte ihm sein Sohn Vincenzo die heilige Kommunion. Selbst am Tag seines Todes habe sein Vater die Eucharistie von Don Vincenzo empfangen.
Vinzenz Pallotti stand auch seinen Brüdern nahe. Wir wissen, dass er, als er seinen Bruder Johannes (1805-1869) besuchte, der krank war, dieser „…nach dem Empfang des Viaticum (…) sofort geheilt wurde“[4].
Pallotti wurde 1805 im Alter von zehn Jahren zur Erstkommunion zugelassen[5]. In der Schule der Piaristen bei San Pantaleo wurde er auch in der „Verehrung der Eucharistie“[6] gefördert und er durfte als Schüler und Student häufig die Eucharistie empfangen. Unser Gründer blieb bis 1837 in der Familie. Er hatte eine kleine Kapelle im Haus, um die Heilige Messe zu feiern. Dazu stellten ihm seine Eltern den dritten Stock in der Via del Pellegrino 130 zur Verfügung.
Fragen wir uns: Welchen Platz hat die Eucharistie im Leben unserer Familien?
Der Weg zum Priestertum
In seinen frühesten Schriften finden wir ein vertrauensvolles Gebet, in dem Pallotti bittet: „… ich bete zu meinem Jesus, dass er von diesem Altar der lebendigsten und wunderbarsten Liebe, wo das Allerheiligste Sakrament Tag und Nacht zu unserem Heil zugegen ist, alle Menschen zu sich bekehre, sie zu erleuchten, zu heiligen, zu vervollkommnen, zu regeln, zu beruhigen und zu trösten vermag“[7].
Jesus in der Eucharistie ist für Pallotti der „Bräutigam meiner Seele“. Und nimmt sich vor, „wenn ich eine Glocke läuten höre“, seinen Geist zu Gott zu erheben, um ihn zu verherrlichen, zu loben und zu preisen. In seinem Geistlichen Tagebuch (Lumi) schreibt er: „Ich beabsichtige, dass alle meine Handlungen und die aller Geschöpfe in das kostbarste Blut Jesu Christi getaucht und mit seinen Verdiensten und dem Opfer der Heiligen Messe vereint werden“[8]. Mit allen Geschöpfen möchte er „immerdar Jesus im Allerheiligsten Sakrament an allen Orten, wo er zu finden ist, anbeten“[9]. Und er will, dass „die Heiligste Dreifaltigkeit und Jesus im Allerheiligsten Sakrament in allem in meinem Herzen und meiner Seele sind“[10].
Das Gefühl, dass er unwürdig sei, hält ihn nicht von der Eucharistie fern. Er schreibt: „In den Tagen, die der Kommunion vorausgehen, sie begleiten und ihr folgen, will ich versuchen, in mir inneren Trost und eine innere Freude zu erwecken, denn für meine Seele ist es ein Fest – und wenn ich jeden Tag die Kommunion empfange, werde ich stets versuchen, mich mit der Gnade Gottes von Herzen zu freuen“[11]. Deshalb ist Jesus in der Eucharistie „der geliebte Bräutigam meiner armen Seele“[12].
Wir können mit dem Gebet Pallottis schließen, in dem es heißt: „Jesus, im heiligsten Sakrament, geliebter Bräutigam meiner Seele, lass, ich bitte dich, durch die Verdienste der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, meiner liebenden und leidenden Mutter, und durch die Verdienste der Engel, der Heiligen und aller Gerechten, sende von diesem Heiligen Altar der Liebe feurige Pfeile der Liebe in alle Herzen, damit alle, alle, dich lieben[13]“.
Fragen wir uns: Wie nähern wir uns persönlich dem Geheimnis der Eucharistie? Welche Gefühle und Gedanken helfen mir, eine eucharistische Spiritualität zu leben?
Die Eucharistie im Leben des Diakons und Priesters Pallotti
Wir kommen zum dritten Punkt: in den Jahren „um die Zeit der Diakonen- und Priesterweihe“[14]. Pallotti, ein junger Diakon, trat in die Bruderschaften „vom Allerheiligsten Sakrament in San Lorenzo in Damaso“[15] und „vom Kostbaren Blut unseres Herrn Jesus Christus“[16] ein. Wir befinden uns in den Jahren 1817-1818. Der Tag der Priesterweihe rückt immer näher. Sein Wunsch, Menschen zu Gott zu führen, die Heilige Messe würdig zu feiern und dass alles, was er sagt und tut, zur größeren Ehre Gottes sei, dieser Wunsch wird immer in ihm bleiben. Aus diesem Grund denkt er an den Lobpreis zur Ehre Gottes, an Gebete, die später in vielen Ländern in der Kirche nach dem Segen mit dem Allerheiligsten Sakrament üblich wurden[17]. Aus dieser Zeit stammt auch seine Schrift Metodo di alcune Opere Pie (Methode einiger frommer Werke – Vorträge, Einkehrtage), in der er über die geistliche Betreuung von Männern und Frauen nachdenkt und darum bittet, dass am Ende „der Segen mit dem Allerheiligsten erteilt wird“[18]. Am 16. Mai 1818 wird er zum Priester geweiht und erhält „die Befugnis, die Heilige Messe in allen Kirchen in und um Rom sowie in Klosterkirchen und privaten Gebäuden zu feiern“[19]. Vinzenz Pallotti sieht seine Berufung, Priester zu sein, als ein großes, unverdientes Geschenk der Liebe Gottes an[20], und fügt hinzu, Gott „hat sich herabgelassen, mich zu seinem Priester zu berufen…“[21]. Vor Gott weiß er sich immer unwürdig, das ewige Opfer Gott darzubringen: „indignus sum sacrificium perpetuum Deo offerre“[22]. Und siebzehn Jahre später, 1835, wird er sagen können: „Ach, mein Gott, ich bin schon seit 1818 Priester“[23]. Am 17. Mai feierte er seine erste Messe in der Kirche Gesù in Frascati[24]. Zum ersten Mal spricht er, Vinzenz Pallotti, die Worte der Wandlung und sagt: „Hoc est enim Corpus meum“ und fügt hinzu „Hic est enim Calix Sánguinis mei, novi et aetérni testaménti: mysterium fídei: qui pro vobis et pro multis effundétur in remissiónem peccatórum“.
Fragen wir uns: Inspiriert Pallotti uns, als Mitglieder der UAC, öfters die hl. Messe mitzufeiern und Zeit für eucharistische Anbetung zu nehmen?
Liebe Mitglieder der Vereinigung des Katholischen Apostolates, ich wollte diese drei Punkte aus dem Leben des heiligen Vinzenz und seiner engen Beziehung zur Eucharistie mit Ihnen teilen: es sind nur drei Punkte eines ganzen Lebens, aber es zeigt uns, dass dieses Leben ganz und gar von der Eucharistie durchdrungen ist. Ich hätte noch mehr sagen können, aber ich glaube, dass diese drei ausgewählten Punkte und auch die Fragen uns auf unserer Pilgerfahrt in die Unendlichkeit Gottes, wo wir oft müde werden und nach Hilfe ausschauen, von Nutzen sein können.
Pater Fabian Silveira SAC
Montevideo, Uruguay (Südamerika)
[1] Luigi VACCARI, Compendio della vita del Venerabile Servo di Dio Vincenzo Pallotti, Roma, [s.e.], 1888, 11 [2] OOCC XIII, 915-950 [3] Francesco TODISCO (a cura di), San Vincenzo Pallotti profeta della spiritualità di comunione, S. 34 [4] ISTITUTO SAN VINCENZO PALLOTTI, Cronologia della vita di San Vincenzo Pallotti, Società dell’Apostolato Cattolico, Roma, 2018, S. 47 [5] vgl. Francesco TODISCO (a cura di), San Vincenzo Pallotti profeta della spiritualità di comunione, S. 48 [6] Ibid. S. 53 [7] OOCC X, 23; 102-103 [8] OOCC X, 76 [9] OOCC X, 77 [10] OOCC X, 88-89 [11] OOCC X, 110 [12] OOCC X, 111 [13] OOCC X, 102-103 [14] OOCC X, 145 [15] OOCC X, 499 [16] OOCC X, 500 [17] Vgl. OOCC X, 427; 437-438 «Gepriesen sei Gott, gepriesen sei sein heiliger Name» [18] OOCC V, 443 [19] ISTITUTO SAN VINCENZO PALLOTTI, Cronologia della vita di San Vincenzo Pallotti, S. 31 [20] vgl. OOCC X, 148 [21] OOCC X, 324 [22] OOCC X, 160 [23] OOCC X, 264 [24] Francesco TODISCO (a cura di), San Vincenzo Pallotti profeta della spiritualità di comunione, S. 118-119.
Foto: Adam Ján Figeľ / Adobe Stock
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