Ein „Dreiländertreffen“ der pallottinischen Unio
„Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“
Unio – einmal anders, könnte man sagen. Vier gemeinsame Tage verbrachte eine gemischte Gruppe von 13 Personen aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Österreich im Haus der Stille bei Graz.
Im südöstlichsten Teil von Österreich, wo das Klima schon mehr an den Balkan erinnert als an die Alpen, steht ein altes Kloster. Vor über 40 Jahren wurde es von einem privaten Verein den damals ausziehenden Schwestern abgekauft und wurde zum „Haus der Stille“ mit dem Konzept „Leben aus der Mitte“. Seit damals entwickelte sich daraus ein spirituelles Zentrum – einfach, kostengünstig, offen für jede und jeden, nicht konfessions- oder religionsgebunden, ein Ort der Gastfreundschaft, der Begegnung und der Meditation. Seit dort 2017 mit Sascha Heinze ein Pallottiner im Team mitarbeitet, wurde es auch ein „Pallotti-Ort“ mit Angeboten zu Exerzitien, Pallotti-Wochenenden und manchem mehr.
Einladung der pallottinischen Unio in Österreich
Und nach einigen Jahren coronabedingter Pause, fand nun das sogenannte Dreiländertreffen dort statt, zu dem jedes Mal die Unio eines der drei genannten Länder einlädt. Diesmal war es Österreich. Es war nicht mehr – wie in früheren Jahren – ein Treffen der Leitungsteams, der Präsidien, sondern stand allen Interessierten offen, was erfreut angenommen wurde.
Die Auseinandersetzung mit der Frage nach Sinnsuche und Lebenssinn war Inhalt des ersten Teils: Pater Sascha Heinze SAC, der eine zweijährige Ausbildung zu Existenzanalyse und Logotherapie hat, vermittelte wesentliche Erkenntnisse des Wiener Arztes und Psychotherapeuten jüdischer Herkunft, Viktor Frankl, der zu den bedeutendsten Psychologen zählt. Frankls Familie kam in den Konzentrationslagern um, dennoch hörte er nie auf, das Potential zu entfalten, das in jeder Situation einen Sinn wecken kann. „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ – ist eines seiner berühmten Schriften zur Sinnfindung. Und wörtlich Frankl: „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“
Pater Edward Fröhlings SAC geistlicher Impuls zu Vinzenz Pallotti fand großen Anklang: Pallottis „Posting Zettel“, auf denen er seine Empfehlungen sich selbst und anderen vor Augen stellte, vermittelten auf erfrischende Weise die Aktualität und Inspirationskraft seiner Spiritualität. Brigitte Proksch UAC zeigte exemplarisch ein paar Verbindungslinien zwischen Pallottis Offenheit und Weite und theologischen Grundgedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils auf: Nicht nur, was anderen Religionen wahr und heilig ist, sollen wir schätzen lernen (so das Konzilsdokument über den Dialog mit anderen Religionen, Nostra Aetate 2), sondern in der Andersheit der anderen, in jeder und jedem die Spur Gottes entdecken und Gott immer und überall finden, wie Pallotti empfiehlt.
Mit Menschen vernetzen, die Werte teilen, die sich auch bei Pallotti finden
Ein Besuch in der schönen Altstadt der steirischen Landeshauptstadt Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, rundete das Programm ab. Es gab reichlich Zeit für gute Gespräche, für Erfahrungsaustausch, Erzählen und Beraten. Neben dem Haus, das mit eigenem Gemüseanbau und Schafzucht bewusst nachhaltig bewirtschaftet wird, befindet sich eine der Schafweiden – die frisch geborenen Schäfchen erfreuten das Herz. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es durch eine private großzügige Spende aus der Unio möglich war, dieses Dreiländertreffen sehr kostengünstig zu gestalten.
Auch wenn die Hausgemeinschaft im Haus der Stille nicht Mitglied der Unio ist oder werden will, so ist doch die Spiritualität Vinzenz Pallottis dort – neben anderen – sehr lebendig. Die Begegnungen vor Ort wurden Denkanstoß, die Unio zunehmend schlicht auch als Bewegung zu sehen, in der sich Menschen vernetzen, die Werte teilen, wie sie sich auch bei Pallotti finden, der sie – damals noch – in prophetischer Vision gelebt und vermittelt hat. Unter den Angeboten digitaler Seelsorge, die im Haus der Stille gerade entwickelt werden, gibt es auch kontemplatives Gebet und Exerzitien im Geiste Pallottis.
So Gott will, wird es in einige Zeit wieder ein Dreiländertreffen geben, dann auf Einladung der deutschen Unio. Überlegungen dazu sind bereits im Gange. Bis dahin – so war die Einsicht – wollen jene, die technisch gerüstet sind, die online-Kommunikation stärker nützen. Auch wenn sie die persönliche Begegnung nicht ersetzen kann, wird sie doch das Mit- und Füreinander stärken und ganz neue und interessante Verbindungen ermöglichen.
Bericht & Bilder: Dr. Brigitte M. A. Proksch UAC
Kontakt: „Haus der Stille in Graz“
Kontakt: „Pallottinische Unio“
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