Neues entdecken, Identität bewahren

Pater Jak Wasensteiner ist Ansprechpartner für spirituelle Anliegen

Pater Jak Wasensteiner – ‚Spiritual‘ der interkulturellen Kommunität in Friedberg? Der Begriff gefällt ihm nicht. Er spricht lieber davon, ein Begleiter in den spirituellen Fragen, natürlich auch in Bezug auf Gottesdienst und Liturgie zu sein.

Dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kommen, merkt Pater Wasensteiner „sehr stark“. Schließlich hat er das auch am eigenen Leib erfahren, nachdem er jahrzehntelang in Brasilien gelebt hat. Er legt Wert darauf, dass man diese zwei Realitäten im Blick behält: die erst-heimatliche und die neue, und dass dies nicht zum Problem wird. Die jungen Leute erleben hier zum einen die traditionelle pallottinische Hausgemeinschaft in Friedberg, auf der anderen Seite die ausländische Gemeinschaft mit einem andersartigen Beziehungsgeflecht, anderen Liedern, anderem Essen.

„Es gilt, einen Weg zu finden, damit man die Gemeinschaft spürt und gleichzeitig die eigene Identität bewahrt“, sagt Pater Wasensteiner und fügt hinzu: „Ich mache bei den jungen Mitbrüdern einfach mit.“ Seine Aufgabe sieht er daher darin, gut hinzuhören und zu merken, was die jungen Mitbrüder beschäftigt.

Auch das Essen gehört zur Kultur

Die kulturellen Fragen wirken sich auch ganz praktisch aus, erzählt Pater Wasensteiner. Zum Beispiel bei der Frage: Wie richte ich mein Zimmer ein? Welche Musik höre ich wann? Oder: Was kochen wir gemeinsam? Indische Mitbrüder lieben Curryreis mit Hühnerfleisch, wobei das Fladenbrot nicht fehlen sollte. Bei unseren afrikanischen Mitbrüdern muß der Fufu-Maisbrei immer mit dabeisein und das Lamm oder Huhn ordentlich scharf gewürzt. „Das gehört einfach zur Kultur“, sagt Pater Jak Wasensteiner.

Anfangs habe sich im Speisesaal erstmal ein englischsprechender Tisch gebildet, erinnert sich P. Wasensteiner. Mittlerweile habe es sich gut gemischt. Im vergangenen Jahr, als drei indische und vier afrikanische Mitbrüder in der Kommunität waren, wurden sie auch professionell von einer Coachin begleitet, berichtet Pater Wasensteiner. Da ging es dann um Fragen wie: Wie, wo wachse ich? Was fehlt mir, um mich wohler zu fühlen?

Interkulturalität – das bedeutet für Pater Wasensteiner, eine Grundoffenheit zu besitzen und sich auch selbst ganz persönlich fragen zu können: Wo habe ich Vorurteile? Was sind meine Blockaden gegenüber einer anderen Kultur? Und: Was hilft mir, dass ich mich öffnen kann? Diese Fragen seien der Einstieg in einen lebenslangen Prozess. Ein Prozess, der eine Brücke bauen helfe von der einen Kultur in die andere. Und der dazu beitrage, dass man sich dann auf eine andere Kultur einlassen könne und gleichzeitig zur eigenen Identität stehe.

Mut haben, auszuprobieren

Kultur schließt immer den Respekt vor der Menschenwürde der Beteiligten ein, was nicht heißen soll, keine Fehler machen zu dürfen. Wer sich auf Interkulturalität einlasse, sollte er-wachsen sein und flexibel, er sollte sich Zeit lassen können und den Mut haben, auszuprobieren. Es gehe zunächst mal darum, ungewohnte Schritte zu wagen, sich auf Unbekanntes einzulassen. Die Bereitschaft zu einer grenzüberschreitenden Solidarität unter den pallottinischen Gemeinschaften wäre die ideale Haltung. „Die einen haben Berufungen von jungen Menschen, und wir in Deutschland haben das Geld“, stellt Pater Wasensteiner fest. Das über die Grenzen hinweg zusammenzubringen, sei eine sinnbringende Aufgabe, damit eine Gemeinschaft daraus entstehe. „Ähnlich wie aus den Dritte-Welt-Läden irgendwann Eine-Welt-Läden geworden sind“, vergleicht Pater Jak Wasensteiner.

Beitrag & Bild: Alexander Schweda

Interkulturalität
Pallottis Werk Sonderheft November 2023

Interkulturalität meint, voneinander zu lernen. Den Standpunkt, die Perspektive verstehen zu wollen, die der andere hat. Wenn wir als Provinz Interkulturalität als Schlüssel verstehen, die eine gemeinsame Provinz von Kapstadt bis Hamburg möglich machen kann, dann stehen wir mit diesem Projekt noch ganz am Anfang.
Das Sonderheft „Interkulturalität“ soll für alle Mitbrüder eine Anregung sein, einander kennen lernen zu wollen. Mit den Namen fängt es an, und es braucht von uns die Neugier: Wer ist neu dazugekommen? Es braucht die Neugier und den ständigen Perspektivenwechsel: Wie siehst du das eigentlich?

Um dies herauszufinden, wünsche ich uns einen spannenden Austausch, viel Mut nachzufragen und die Geduld, uns selbst in Frage stellen zu lassen und zu erklären.

Pater Markus Hau SAC
Provinzial

Sonderheft Interkulturalität der Pallottiner

Wenn Sie auch einen Blick in unser Sonderheft „Interkulturalität“ werfen wollen. Klicken Sie einfach auf den untenstehenden Button. Wie gesagt: „Es braucht Neugier und den ständigen Perspektivwechsel“.

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