Rundbrief Nr. 1 aus Ruanda

Mein Auslandsjahr mit Pallotti-MaZ bei den Pallottinern in Kigali

Hi,
ich heiße Jeremias und mache momentan ein Auslandsjahr in Ruanda. Meine Einsatzstelle ist in der Hauptstadt Kigali im Stadtteil Gikondo. Ich wohne bei Pallottinern und arbeite in der Schule und in einer Druckerei.

In diesem Rundbrief geht es um:
• Meine ersten Eindrücke
• Meine Arbeit in der PALLOTTI PRESSE
• Meine Arbeit in der Schule
• Freizeitbeschäftigung: Chor
• Was man sonst noch so erleben kann

Es ist einfach unfassbar, dass ich jetzt schon drei Monate hier in Ruanda bin. Die Zeit ist richtig am Fliegen, ich erlebe aber auch viel und davon möchte ich euch jetzt berichten.

Auf meiner ersten Fahrt vom Flughafen in den Stadtteil Gikondo, wo meine Einsatzstelle ist, habe ich direkt verstanden, weshalb es mir hier nicht erlaubt ist, Auto zu fahren… Verkehrsregeln in Kigali sind hier eher Richtlinien. Dennoch funktioniert der Verkehr erstaunlich gut und ich habe bislang noch keinen einzigen Unfall mitbekommen.

Die ersten Tage waren verhältnismäßig entspannt für mich, trotzdem war ich überwältigt von all den neuen Informationen und Eindrücken, die auf mich einprasselten. Die Brüder haben mich herzlich in ihrer Community begrüßt und sind sehr hilfsbereit, wenn ich Fragen oder Probleme habe. In den ersten zwei Wochen habe ich mich noch an vieles gewöhnen müssen und ich war entsprechend erschöpft.

Start in der Druckerei

Nach den ersten paar Tagen wurde ich dann auf meiner ersten Arbeitsstelle vorgestellt. Aktuell arbeite ich dienstags bis donnerstags in der Schule und montags und freitags in der PALLOTTI PRESSE, der Druckerei der Pallottiner hier. Als ich ankam, waren allerdings noch Schulferien, also habe ich erstmal in der Druckerei angefangen. Ich bin der erste Freiwillige, der in dort arbeitet. Also waren die Leute dort zu Beginn etwas überfordert und wussten nicht ganz wohin mit mir, aber nach ein paar Erklärungen habe ich mich gut eingefunden. Einige meiner Kolleg*innen versuchen mir auch immer wieder Wörter auf Kinyarwanda (die Landessprache) beizubringen. Irgendwann habe ich angefangen Karteikarten mitzubringen, um die Wörter aufzuschreiben und (mehr oder weniger …) nachhaltig auswendig zu lernen. Generell habe ich in Ruanda die Erfahrung gemacht, dass viele sich freuen, wenn man versucht mit ihnen in ihrer Muttersprache zu kommunizieren.
Meine Arbeit hier ist eigentlich sehr abwechslungsreich. Die Hardcovers für die Bücher werden hier vollständig manuell angefertigt und nach Fertigstellung auch von Hand um das „Buchinnenleben“ geklebt. Auch die gedruckten Buchseiten müssen händisch in der richtigen Reihenfolge übereinandergelegt werden. Diese und einige andere Arbeitsschritte sind teil meiner Arbeit in der PALLOTTI PRESSE.

Gleich zu Beginn meiner Arbeit dort wurde ich oft darauf angesprochen, dass wir in Deutschland eine richtig tolle Industrie und gute Ingenieure haben. Meine erste Verwunderung legte sich, als ich erfuhr, dass die meisten Maschinen, die in der Druckerei aus Deutschland importiert wurden. Das sind die eben die Dinge, mit denen die Angestellten in der PALLOTTI PRESSE aus Deutschland am ehesten mit in Kontakt kamen und deshalb damit verbinden. Es war interessant sich über die Vorstellungen, die meine Deutschland hatten, zu unterhalten und eventuell Missverständnisse aufzuklären. Auch ich habe einiges neues über Ruanda gelernt, was ich vorher nicht wusste, oder mir vollkommen anders vorgestellt hatte.

Offiziell ist das verboten

Zwei Wochen nach meiner Ankunft fing dann die Schule wieder in Ruanda an. Ich arbeite in der Nursery School der Pallottiner, in der ich an meinem ersten Tag dort erstmal allen Klassen und Lehrer*innen vorgestellt wurde. Die Nursery School in Ruanda entspricht von der Altersklasse her dem Kindergarten in Deutschland, allerdings werden die Kinder hier schon unterrichtet. Basierend auf einem Thema der Woche (z.B. „Mein zu Hause“) lernen sie das Alphabet und zu zählen. Klingt vielleicht erstmal nicht so viel, aber ich finde man muss bedenken, dass die Kinder drei bis sieben Jahre alt sind und dies täglich auf drei verschiedenen Sprachen Französisch, Englisch und Kinyarwanda machen. Ich selbst unterrichte Musik und Zeichnen bzw. Malen jeweils auf Englisch. Die Kinder können leider in den meisten Fällen noch nicht so gut Englisch, dass sie vollkommen verstehen, was ich sage. In der Regel sind in jeder Klasse aber zwei Lehrkräfte und so kann dann im Zweifel übersetzt werden. So oder so komme ich aber trotzdem gut mit den Kindern zurecht. Sie sind häufig sehr viel unruhiger bei mir, als bei anderen Lehrkräften, das mag aber viel auch mit an der traurigen Tatsache liegen, dass die Kinder hier noch geschlagen werden. Offiziell ist dies zwar in Ruanda verboten, aber Gesetz und Wirklichkeit unterscheidet sich diesbezüglich hier noch sehr stark. Jedes Mal ist es wieder erschreckend mitanzusehen. Das schlimmste Gefühl hierbei ist aber für mich persönlich die
Machtlosigkeit. So schlimm es auch klingen mag, die Kinder stecken es meistens gut weg. Aber dabei zusehen zu müssen, ohne etwas unternehmen zu können, ist teilweise schwer auszuhalten. Ein Trost bei diesem Umstand ist für mich dann zu sehen, dass die Kinder trotzdem ein gutes und vertrautes Verhältnis zu ihren Lehrer*innen haben.

Der Chor ist wie eine Art große Familie, die aufeinander achtgibt

Wenn ich nicht gerade in der Schule oder der Druckerei arbeite, singe ich im französischen Chor, der jeden Sonntag den Gottesdienst in der Kirche musikalisch gestaltet. Da Ruanda ein sehr gläubiges, dicht bevölkertes und von vielen Sprachen geprägtes Land ist gibt es allein in der Kirche und Kapelle der Pallottiner jeden Sonntag vier Gottesdienste. Zwei davon sind auf Kinyarwanda, einer auf Swahili und einer auf Französisch (in dem Gottesdienst singt mein Chor). Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste ist den Chören überlassen. Dementsprechend oft müssen wir unter der Woche proben. Geprobt wird montags, mittwochs und freitags jeweils um 18.00 Uhr und sonntags nochmal kurz vor dem Gottesdienst. Der Chor ist aber mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Er ist für ihre Mitglieder wie eine Art große Familie, die aufeinander achtgibt. So besuchen sich die Mitglieder gegenseitig an Geburtstagen, aber auch wenn es Todesfälle in der Familie eines Chormitglieds gibt. Auch wenn jemand krank ist oder Geldprobleme hat, wird diese Person nicht im Stich gelassen. Ich finde es sehr schön, das hier so zu erleben. Ich hoffe wirklich, dass ich selbst etwas von dieser Art sich umeinander zu kümmern, mit nach Deutschland nehmen kann.

An den Wochenenden besuchen meine Mitfreiwilligen und ich uns regelmäßig, um gegenseitig unsere Einsatzstellen kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen. So waren wir zum Beispiel schon häufiger auf dem berühmten Kimironko Markt in Kigali, auf dem es unter anderem viele bunte Stoffe zu kaufen gibt. Wenn man möchte, kann man sich auch direkt ein Kleidungsstück schneidern lassen. Man verhandelt den Preis dort ein wenig, wie in Deutschland auf dem Flohmarkt. Wenn der Preis steht, werden noch Maße genommen und man kann dann sein fertiges Kleidungsstück nach ca. zwei Stunden abholen.

Dank und eine Bitte

Den Schluss dieses Rundbriefes würde ich gern dazu nutzen Euch allen für euer Interesse an meinem Freiwilligendienst zu danken. Wie einige es bestimmt schon wissen, wird ein großer Teil meines Auslandsaufenthaltes vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Programm „weltwärts“) finanziert. Ein nicht unwesentlicher Teil der Kosten bleibt trotzdem an meiner Entsendeorganisation Pallotti-MaZ hängen und damit auch weiterer Jahrgänge nach mir die gleichen spannenden Erfahrungen machen können, ist die Organisation auf Spenden angewiesen.

Es wäre mir eine unfassbare Freude, wenn Ihr mir und meiner Organisation finanziell unter die Arme greifen könntet. Die Pallottinerinnen als Entsendeorganisation sind als gemeinnützig anerkannt, Ihre/Eure Spende ist also steuerlich absetzbar. Selbst kleine Beiträge sind schon eine große Unterstützung :)

Empfänger:
Deutsche Provinz der Pallottinerinnen e.V. IBAN: DE52 7509 0300 0102 1839 35 BIC: GENODEF1M05 (LIGA Bank eG)
Verwendungszweck:
23 000 2 + Adresse der spendenden Person (wenn Ihr eine Spendenbescheinigung haben möchtet)

Falls jetzt noch Interesse an expliziteren Einblicken in meine Erlebnisse in Ruanda besteht, dürft Ihr mir gerne auf meinem Instagram Account „jeremiasinruanda“ folgen. Informationen zum internationalen Freiwilligendienst Pallotti-MaZ gibt es hier.

Liebe Grüße aus Ruanda, vielen Dank, dass Ihr bis zum Ende gelesen habt und bis spätestens zum nächsten Rundbrief!

Jeremias

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