Was ist MaZ für mich?

Blogbeitrag einer Missionarin auf Zeit

Bettina Salger ist Missionarin auf Zeit. Sie hat sich beim Internationalen Freiwilligendienst der Pallottinerinnen beworben und lebt seit fast einem Jahr in Indien. Auf Ihrem Blog „MY BLOG FOR INDIA“ berichtet sie über ihre Eindrücke und Erlebnisse.

Das Projekt in Indien

Bettina Salger arbeitet im „Pallotti Institute of lay Leadership animation and research“. Dies liegt im Südosten des Landes am Rande der Großstadt Madurai. Das Projekt besteht aus mehreren Teilen. Zuvorderst ein Schulprojekt, das Kinder aus mittellosen Verhältnissen den Besuch des Kindergartens und der anschließenden Primary- und High School ermöglicht. Außerdem unterstützt das Projekt auch die Näherinnenausbildung von Frauen. Beide Projekte sollen Hilfe zur Selbsthilfe schaffen und den Menschen vor Ort eine bessere Zukunftsperspektive ermöglichen.
Ihre Hauptaufgaben, als Missionarin auf Zeit, liegen dabei im schulischen Bereich, der Unterstützung der Fachkräfte und Betreuung der Kinder.
Vor vier Jahren konnten Schüler im Institut erstmalig den Higher-Secondary-Abschluss machen. Sie haben somit die Möglichkeit die Universität zu besuchen. Durch eine fundierte Schulbildung haben sie eine gute Basis, um ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Die Schule ermöglicht finanziell schwachen Familien die Schulbildung zu bezahlen, da den Kindern eine warme Mahlzeit, Schuluniform und Schulbücher kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Es sind bereits erste Verbesserungen der Verhältnisse zu erkennen, beispielsweise arbeiten im naheliegenden Steinbruch mittlerweile keine Kinder mehr.

Ein Blogbeitrag aus Indien

Blogeintrag vom 09. Juni 2018:

Hallo,
in den letzten Tagen habe ich viel über mein vergangenes Jahr nachgedacht, vermutlich weil der Abschied immer näher rückt. Es lässt mich zurück blicken auf all das was ich erlebt habe. In dem Zuge habe ich auch über meinen Freiwilligendienst, meinem MaZ-Dienst, nachgedacht und dessen Bedeutung. Aber was eigentlich bedeutet MaZ für mich und wie erlebe ich es? Genau diese Frage versuche ich euch heute zu beantworten.

>> MaZ bedeutet Missionare auf Zeit. Das Moto: Mitleben, mitarbeiten, mitbeten und Brücken bauen. <<

Missionare
Hört man das Wort Missionare ist man erstmal verwirrt, so wirklich konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Was bedeutet das eigentlich in diesem Kontext? Generell ist Missionierung weder das Ziel der Mission der Welt heute, noch meine Motivation oder die hinter MaZ. Hinter MaZ steht die Idee von weltweitem christlichen Engagement, interkulturellem Austausch und Mithilfe bei der Arbeit der missionarischen Ordensgemeinschaften. Im Vordergrund steht das Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten in der Ordensgemeinschaft und der fremden Kultur. Gott hat alle Menschen nach seinem Abbild geschaffen, wir sind alle gleich. Und doch führen wir unterschiedliche Leben – je nachdem, wo wir geboren wurden. Meine Erfahrungen in Indien haben mir gezeigt wie nah wir uns wirklich sind und wie schützenswert jedes einzelne Leben ist – auch auf der anderen Seite der Welt. Das erleben dieser Verbundenheit und das Lernen voneinander ist MaZ für mich.

Zeit
Wir sind keine Missionare, sondern Missionare auf Zeit. Zeit ist ein wichtiger Aspekt in diesem Jahr. Uns wird ein Jahr Zeit gegeben. Zeit die sehr wertvoll ist. Lehrerinnen fragen oft: „Müssen diesen Dienst alle in Deutschland machen?“ Wenn ich dann erkläre, dass es nur optional ist, sind diese häufig erstaunt.
Sie können sich nicht vorstellen, dass man nicht einfach direkt studiert und dadurch früher arbeitet. Genau diese Zeit dürfen wir uns nehmen. Uns ein Jahr ausprobieren, neue Dinge lernen und wachsen. Erfahrungen die mich in meiner Person bereichert haben und die Zeit die ich brauchte. MaZ bietet mir also die Möglichkeit mir Zeit zu nehmen und dadurch anderen Menschen meine Zeit zu geben.

Missionarinnen auf Zeit MaZ

Mitleben
Das für mich vermutlich wichtigste Motto, denn wenn ich ein Wort finden müsste um das Erlebte zu beschreiben wäre es „Leben“.
Die Tage und Wochen fliegen so an mir vorbei. Indien ist Zuhause, Alltag. Ich bin mittendrin, statt nur dabei. Wenn man irgendwo dazugehört, verliert man die Rolle des Beobachters, des Reporters. Am Anfang meines Jahres war alles spannend, neu. Man ist voller neuer Eindrücke und Gedanken. Und dann ganz schleichend, aber immer mehr, wird man Teil einer kleinen Welt. Ich fühle mich wohl in dem Chaos auf der Straße zwischen Rikschas, Motorrädern, hupenden Autos und vereinzelten Kühen. Essen mit den Händen als hätte ich nie etwas anderes gemacht und auch der Sari ist zum richtig bequemen Kleidungsstück geworden. Indien ist ein Teil von mir geworden und ich ein Teil von Indien. Ich erfreue mich an der Musik, die mal wieder aus dem Dorf schallt und bin nur noch selten von dem Kopfschütteln der Inder verwirrt, was als Ja zu deuten ist. Und genau das ist für mich MaZ, mehr als nur ein Urlaub und sehen einer anderen Kultur. Es bedeutet leben in einer anderen Kultur und mit anderen Menschen, denn das Motto heißt nicht nur „leben“, sondern „mitleben“. In den Austausch kommen, über Unterschiede reden und mit einander leben. So sind die Menschen hier zu meiner Familie geworden. Ob im PILLAR oder Kamatchis Familie, ich kann so sein wie ich bin.

Unterstützung für die Lehrerinnen
Englische Ansprache mit MIkrofon - MAZ in Indien

Mitbeten
Ich lebe mit einer Ordensgemeinschaft, vermutlich das was mein Leben hier am meisten prägt. Leben mit Priestern, dass konnte ich mir, auf Grund fehlender Berührungspunkte, nur schwer vorstellen. Und das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe gelernt, dass sie eben auch ganz normale Menschen sind. Sie spielen abends Karten, gehen ins Kino oder lassen sich auch mal eine Notlüge einfallen. Leben mit Glauben. Glaube ist für mich viel alltäglicher und allgegenwärtig geworden, beim Abendgebet oder Tischgebet. Ich habe die christliche Gemeinschaft auf aller Welt realisiert. Wir glauben und leben nach den selben Werten und feiern auf so vielen verschiedenen Sprachen doch die gleiche Messe. Von den Pallottinerinnen sind wir in verschiedenen Ländern auf der Welt verstreut und erleben und erzählen doch ähnliches. Wie auch Pia und Elisabeth vom Pallotti Fest in Tansania erzählt haben, welches wir hier auch gefeiert haben. Oder mir Marlene in Bolivien vom Morgengebet erzählt. Mitbeten bedeutet aber auch, fremde Spiritualität und Traditionen der Menschen vor Ort kennenzulernen und sich damit auseinanderzusetzen. So verstehe ich vielleicht nicht die ganzen Geschichten und Götter des Hinduismus, aber habe mittlerweile ein Gefühl für ihre Religion und Umgang damit entwickelt. Es ist spannend sich mit seinem eigenen Glauben, aber auch dem von anderen auseinanderzusetzen.
Glaube bedeutet aber nicht nur Messe und Gebet – zumindest in meiner Sicht. Glaube bedeutet leben im, für mich, christlichen Sinne. Das hat mir auch Father Emmanuel gezeigt. Denn er setzt sich durch viele Projekte sehr für die Kinder und Armen in unserer Umgebung ein. Wir fördern Studierende, Frauen bei der Nähausbildung und natürlich die Kinder in der Schule. Und genau dieser Dienst aus Nächstenliebe ist das, was für mich Christsein ausmacht, im großem und im kleinem.

Mitarbeiten
Die Schule hat endlich nach den Sommerferien wieder angefangen. Denn ich bin nicht nur zum Vergnügen hier, auch wenn sich die Arbeit manchmal so anfühlt. Alle Lehrerinnen wieder zu sehen, hat mich gefreut, und gerade die Kinder haben mir sehr gefehlt. Und wer denkt es geht ruhig los liegt falsch. Wir malen Plakate was das Zeug hält, denn die kahlen Räume werden schnell wieder mit Lernplakaten ausgestattet und die nächste Association steht auch schon wieder an.
Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich genug mache. Ich gebe keinen eigenen Unterricht. Aber das ist eben nicht meine Aufgabe. Ich bin keine Lehrerinn, ich bin eben die Sister. Das ist auch nicht der Anspruch von MaZ. Ich soll keine Stelle ersetzen, welche von einer Fachkraft besser besetzt werden kann. Ich bin da um zu helfen, eben ganz einfach da zu sein. Ich kann Dinge ermöglichen für die die Lehrer keine Zeit hätten und sie entlasten. Ich arbeite mit, mit anderen Menschen und gemeinsam. Gerade diese Gemeinschaft bei uns in der Schule genieße ich sehr. Auch mit der Art Class haben wir wieder begonnen und dort merke ich immer wieder, wir machen eben doch einen Unterschied. Auch wenn es nur ein vereinzeltes Kinderlachen ist oder das unterstützen von Kindern, die sonst im Unterricht nicht mitkommen würden.

Brücken bauen
Da letzte Motto ist Brücken bauen. Dabei muss ich an zwei Sachen denken:
1. Die Brücke zwischen unserer Schule und den Förderern. Die Schule finanziert sich ausschließlich durch Spenden, hauptsächlich aus der Schweiz und Deutschland. Ohne diese wäre all dies nicht möglich, da wir keine Unterstützung vom Staat erhalten. Daher ist diese Brücke unglaublich wichtig. Durch die Arbeit für die Patenschaften habe ich immer wieder die Aufgabe Briefe an Paten zu schicken. Diese Vernetzung zwischen verschiedenen Welten ist unglaublich schön.
2. Dieser Blog: Durch das berichten von meinen Erfahrungen hoffe ich immer das „ferne Indien“ ein wenig näher zu bringen und gar nicht mehr so fern wirken zu lassen, denn das ist es nicht.

Also was bedeutet jetzt MaZ für mich? MaZ bedeutet vieles, es ist bunt und voller Leben. MaZ kann ganz unterschiedlich sein, für jeden der es erlebt. Und das was ich erlebe ist eben mein MaZ-Jahr, ein Jahr leben und erleben auf eine ganz neue und spannende Art und Weise.

Bis dahin eure

Bettina

 

Quelle:

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Vielen Dank für die Erlaubnis, den Blogbeitrag hier zu veröffentlichen.

Zwei wichtige Hinweise:

MaZ-Bewerbungen willkommen
Das MaZ-Team der Pallottinerinnen freut sich wieder sehr über Bewerbungen:
Kontakt: info@pallotti-maz.de
Website: www.pallotti-maz.de
Facebook: https://www.facebook.com/PallottiMaZ/

Einladung zum Aussendungsgottesdienst – Pallottikirche Friedberg
Derzeit findet im Pastoraltheologischen Institut in Friedberg das sog. Ausreiseseminar der MaZlerinnen und MaZler statt. Am Sonntag 22. Juli 2018 endet der Kurs mit dem Aussendungsgottesdienst um halb elf. Dazu sind alle herzlich eingeladen. Im August werden die jungen Leute dann nach Ruanda, Tansania, Indien und auf die Philippinen ausreisen und dort für ein Jahr mitleben, mitbeten und mitarbeiten.

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