Die rechtliche Anerkennung der pallottinischen Unio

Mit der weltweiten rechtlichen Anerkennung erhielt die pallottinische Familie vor 20 Jahren neuen Schwung

Durch Dekret des Päpstlichen Laienrates wurde vor 20 Jahren, am 28.10.2003, Vinzenz Pallottis „Vereinigung des katholischen Apostolats“ als „öffentliche internationale Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts mit Rechtspersonalität“ kanonisch errichtet.

Geburt einer Idee

Die Anfänge der Vereinigung gehen auf den 9. Januar 1835 zurück, an dem Pallotti aufgrund einer Eingebung beschloss, ein Werk zu gründen, in dem alle Glieder des Gottesvolkes vereint an der Sendung der Kirche teilnehmen können. Er war überzeugt, dass nicht nur die Getauften in Beantwortung des „neuen Gebotes“ der Liebe, sondern alle Menschen als Ebenbilder Gottes berufen sind, sich aktiv für das Heil des Nächsten wie für das eigene einzusetzen. Pallotti wollte, dass die Vereinigung weltweit „wie eine Posaune des Evangeliums … alle ruft, alle einlädt und den Eifer und die Liebe aller Gläubigen“ weckt. In der damals vorherrschenden Sichtweise innerhalb der Kirche, war das Apostolat Sache der Hierarchie und nicht aller Getauften, geschweige denn aller Ebenbilder Gottes. Deshalb war seine Idee damals aus der Zeit gefallen.

Gründung der Vereinigung

Als offizieller Gründungstag der Vereinigung gilt der 4. April 1835. An diesem Tag gab ihr der Kardinalvikar von Rom, Carlo Odescalchi, jeglichen Segen. Am 11. Juli des gleichen Jahres approbierte sie Papst Gregor XVI. Die Unio erlangte damit die Stellung eines von der Kirche empfohlenen Vereins. Am 17. Juni 1836 bestätigte der Kardinalstaatssekretär Luigi Lambruschini den Namen der Vereinigung „Katholisches Apostolat“ und sicherte ihr jegliche Unterstützung zu. Am 25. März 1838 schloss die Vereinigung mit der Päpstlichen Unterstützungskommission einen Vertrag über die treuhänderische Überlassung des Fuccioli-Kollegs; die Vereinigung wurde dadurch von der Kirche als öffentlicher Rechtsträger in der Diözese Rom anerkannt.

Obwohl die Vereinigung jetzt kirchlich approbiert war, wurde ihr Programm bald als eine Anmaßung empfunden, weil Pallotti und seine Mitarbeiter unter „Katholischem Apostolat“ nicht nur den „Dienst des Papstes und der Bischöfe“, sondern „auch den der Laien“ verstand und diesen dabei sogar Leitungskompetenz zuerkannte.

Das Zweite Vatikanische Konzil als Game Changer

Als das Zweite Vatikanische Konzil begann, gab es also die Vereinigung schon und noch. Gemessen an der Gründungsvision war sie aber hinsichtlich ihrer Ausbreitung und apostolischen Dynamik noch sehr unfertig. Rechtlich betrachtet besaß sie nur in der Diözese Rom die öffentliche Rechtsfähigkeit; in den übrigen Teilkirchen war sie eine private nicht rechtsfähige Verbindung.

Das Konzil hat das von Pallotti vertretene Kirchenbild und (teilweise auch sein) Apostolatsverständnis bestätigt. Es hat alle geistlichen Gemeinschaften aufgefordert, zum Geist ihres Ursprungs zurückzukehren und die eigentlichen Absichten ihrer Gründer zu erforschen und zu verwirklichen, dabei aber die veränderten Zeitverhältnisse zu berücksichtigen.

Das Konzil endete am 8.12.1965. Das erste Gesuch um die gesamtkirchliche Errichtung der Vereinigung wurde aber erst am 15.3.1999 eingereicht. Der Wunsch nach einem Generalstatut für die Vereinigung wurde aus deren Reihen zunächst vereinzelt, dann immer häufiger geäußert, vor allem im Jahre 1985 anlässlich des 150jährigen Jubiläums der Vereinigung. Unsere Gemeinschaft machte sich dieses Anliegen erst auf der XVII. Generalversammlung von 1992 voll zu Eigen. Der inzwischen gewachsene Konsens über die Angemessenheit eines Generalstatuts beruhte auf der Überzeugung, dass die Vereinigung in ihrer ursprünglichen, vollen Gestalt verwirklicht werden muss, wenn sie Gott, dem Gründer, der Kirche und den heutigen Bedürfnissen der Menschen treu sein wolle, und dass das Zweite Vatikanum erstmals die Möglichkeit eröffnete, dies zu tun.

Die spirituelle Leitlinie, die das Statut prägt, lässt sich so skizzieren: Gott als die unendliche Liebe und Barmherzigkeit hat alle Menschen als seine Ebenbilder geschaffen. Alle sind deshalb gerufen, Gott ähnlich zu werden und einander zu helfen, auf seine Liebe zu antworten. Alle sind dabei Empfangende und Gebende. Da Jesus, der Apostel des Vaters, dessen vollkommenstes Abbild ist, sind die Nachfolge Jesu, die Angleichung an sein von der Liebe geprägtes Leben und Wirken die zuverlässigste Weise, die allgemeine Berufung zum Apostolat zu verwirklichen. Maria, die Königin der Apostel, ist dafür das vollendete Vorbild. Die gelebte Gottes- und Nächstenliebe entscheidet über das Wachsen und den Einfluss der Vereinigung.

Nach dem Reden kommt das Tun

Als Johannes Paul II. am 22.6.1986 das Grab unseres Gründers besuchte, sagte er: „Fahrt fort, euer Engagement zu vervielfältigen, damit das, was Vinzenz Pallotti prophetisch verkündete und das II. Vatikanische Konzil autoritativ bestätigte, eine glückliche Wirklichkeit werde und alle Christen authentische Apostel Christi in Kirche und Welt seien!”.

Im Dekret von 2003 heißt es: Die Errichtung der Vereinigung und Genehmigung des Statuts erfolgen, „um den Gründungsidealen des hl. Vinzenz Pallotti die Vollendung zu schenken sowie dem Charisma, das der Vereinigung … eigen ist, einen neuen Schwung für die Verbreitung in Kirche und Welt zu verleihen“.

Mit der Errichtung und Genehmigung des Generalstatuts hat der nachkonziliare Erneuerungsprozess in der Vereinigung einen vorläufigen Abschluss gefunden. Dem Überlegen, Abwägen und Schlussfolgern muss nun das Handeln, die Umsetzung folgen. Mit dem Generalstatut haben wir einen Wegweiser für unseren Beitrag zur Evangelisierung. Das heutige Erscheinungsbild der Vereinigung entspricht längst nicht der Gründungsvision Pallottis und den Vorgaben des Generalstatuts. Unsere Antwort auf die Aufforderungen zu einer zeitgemäßen, nachhaltigeren Evangelisierung sollte daher sein: Wir setzen uns entschieden dafür ein, dass das Generalstatut da, wo wir sind und wirken, implantiert, mit Leben erfüllt wird.

Quelle: Vortrag des 2021 verstorbenen Pater Dr. Hubert Socha SAC beim Symposium des Pallotti-Instituts 2013 in Vallendar
Pallotti in Zahlen

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