Das Leben spüren, die Hoffnung am Leben halten
Das Pallotti-Haus in Freising lud zum Tag der offenen Tür
Gemeinschaft erleben, Gemeinschaft ausloten und Gemeinschaft für die Zukunft entwerfen – das war die Grundmelodie am Tag der offenen Tür im Pallotti-Haus Freising. Fast 100 Menschen haben sich über die Aktivitäten der Gemeinschaft informiert und Anregungen für das eigene Leben geholt.
Gemeinschaftlich hat der Tag mit einem Gottesdienst begonnen, in dem Pater Reinhold Maise als Missionssekretär Einblicke in seine Reise nach Malawi gab. [LINK ZUR PREDIGT] Schließlich war ein Schwerpunkt des Tages auch das Landwirtschaftsprojekt von dem Malawier Bruder Bruno Khumburani Mukhupa, der im Pallotti-Haus wohnt und in Weihenstephan Landwirtschaft studiert.
Pater Maise legte dabei seinen Schwerpunkt auch darauf, wo wir alle zu Zeugen der Auferstehung werden können und betonte, dass es darum gehe, das Leid nicht auszublenden, „sondern die Hand hineinzulegen“. Wie im Evangelium, wo Jesus als Auferstandener mit den Jüngern isst und trinkt, lassen „Essen und Tischgemeinschaft mich das Leben spüren; sie halten die Hoffnung am Leben“, sagte Pater Maise.
Alle sollen erfahren, dass „das Leben stärker ist als der Tod und Hoffnung möglich ist in aller Verzweiflung“.
Wie bedroht diese Hoffnung ist, zeige sich am Beispiel von Malawi, wo Menschen an Hunger leiden, weil entweder Dürre oder Überschwemmungen die Ernte vernichten und wo die Pallottiner an vier Standorten vertreten sind. Auf der Bokosi-Farm im Süden des Landes möchte Bruder Bruno daher ein Landwirtschaftsprojekt aufbauen.
Bildung ist ein Schlüssel
In seinem Vortrag erzählte der malawische Pallottiner, dass er schon immer eine Leidenschaft für die Landwirtschaft hatte, diese aber in Deutschland enorm verstärkt wurde, weil er hier sah, wie professionell diese betrieben werde. Er bedauert sehr, dass Malawi an Hunger und Armut leide, obwohl die landwirtschaftliche Fläche prozentual zu der Gesamtfläche viel größer sei als in Deutschland oder Europa. Als Gründe hierfür macht er das Bevölkerungswachstum, die schlechte Bildung, die Arbeitslosigkeit und die hohe Inflation aus. Der Schlüssel zur Veränderung liegt daher für ihn in Ausbildung, Bewässerung von Flächen, Ausstattung mit Maschinen, Mikrokredite für Bauern und Anstrengungen, Bäume zu pflanzen.
Wie bereits junge Menschen in Deutschland sich mit diesen Themen auseinander setzen können, zeigte im Anschluss das Pallotti-MaZ-Team, bei dem junge Menschen zwischen sechs und 24 Monate lang bei den Pallottinern Erfahrungen in Ländern wie Tansania oder Ruanda sammeln können. Wie Koordinatorin Andrea Tamunjoh dabei erklärte, bleiben viele junge Menschen danach auch ehrenamtlich weiter in dem Freiwilligen-Projekt engagiert. Und auch sie erleben dort Gemeinschaft auf eine besondere Art, wie die MaZler Felix und Cosima an dem Tag berichteten.
Gemeinschaft heilt
Dass Gemeinschaft auch heilend sein kann, vermittelt das Team um Pater Jörg Müller seit nunmehr 30 Jahren. In der „Heilenden Gemeinschaft“, die drei Mal im Jahr stattfindet, helfen Gesprächstherapie, Körpertherapie und die Gemeinschaft der Gäste untereinander, Wege der Heilung zu finden. „Es sind für uns daher auch keine Patienten, sondern Gäste“, erläuterte Pater Müller den Interessierten. Ihm liege dabei vor allem daran, krankmachende Gottesbilder zu hinterfragen, und es brauche daher ein Team, das auf demselben Weltbild aufbaue.
Manchmal sei es wichtig, sich in fremde Gemeinschaft zu begeben, um Schutz zu finden, berichtete der Pallottinerbruder Klaus Schneider, der sich ehrenamtlich in der Bahnhofsmission München engagiert. Ein Angebot, das im Schnitt 800 Menschen pro Tag und 250.000 pro Jahr nutzen. Bei dem oft Gewalt eine Rolle spielt, warum Frauen die Mission aufsuchen und dort auch übernachten wollen und bei dem auch viele Menschen Unterschlupf suchen, weil sie aufgrund der teuren Wohnungen keine Bleibe, aber eine Arbeitsstelle haben.
Ein Beispiel wie Gemeinschaft zwischen Laien und Ordensleuten funktionieren kann, bot Pater Markus Reck, indem er von seinem Missionshaus in Hofstetten im Bayerischen Wald berichtete. Dort hat sich eine Zukunftswerkstatt von Laien gebildet, um über neue Modelle nachzudenken, wie das Haus betrieben werden kann. Wie Pater Reck betonte, sei dies eine Entwicklung, die überall zu beobachten sei: Die Kirche baue sich zurück und die Frage sei: „Wie können wir Christen in Zukunft noch präsent sein?“, so Pater Reck und ergänzte: „Wie können wir Brücken bauen zu Menschen, denen der Glaube noch etwas bedeutet?“ Er betonte, dass man heutzutage nur noch in Gemeinschaft Lösungen finden könne, indem man zusammentrage, was man weiß, um auf eine komplexe Welt zu reagieren.
Dass auch eine Persönlichkeitsentwicklung wichtig ist für alle, die in Gemeinschaft mit Menschen und mit Gott kommen wollen, darüber erzählte der Rektor des Hauses, Pater Christian Stumpf und erläuterte dabei die Logotherapie und deren Weiterentwicklung, die werteorientierte Persönlichkeitsbildung. Das Wort, das im Begriff „Logotherapie“ steckt (Logos, das Wort und der Sinn), befähige Menschen zum Austausch, so Pater Stumpf. Wenn dies nicht mehr möglich ist, helfe der Bereich der Bilder und Visionen weiter, mit denen man auf den Grund der Seele gehen könne. „Gott spricht ja durch seinen Geist zu meinem Inneren“, so Pater Stumpf. So werde Geborgenheit und Liebe spürbar. Auch dazu gebe es Angebote wie Seminare und Einzelbegleitung im Pallotti-Haus.
Sieben Eichen bilden einen Baum
Wie zum Symbol für den ganzen Tag wurde am Ende im Pallotti-Park, durch den zuvor Gabi Loidl-Günther Besucherinnen und Besucher geführt hatte, sieben Flaumeichen und eine Zeder gepflanzt. Wie Unio-Mitglied Joachim Hamberger bei der Segenszeremonie von Pater Rainer Haaf erklärte, würden die sieben Eichen in einem so genannten Fürst-Pückler-Kreis gepflanzt, so dass sie nachher wie zu einem Baum oder auch zu einer Unio zusammenwachsen, bei dem jede Eiche ihren Wurzelraum zugeteilt bekomme. Die Zeder sei darüber hinaus ein Symbol für die Gottesbegegnung und die Verkündigung.
Und so war Rektor Pater Christian Stumpf am Ende begeistert von diesem Tag, der eigentlich schon zum 90-jährigen Bestehen des Hauses hätte stattfinden sollen und wegen Corona verschoben wurde. Viele Menschen, die es angekündigt hatten, seien gekommen und viele, die unerwartet kamen. Und dass pallottinische afrikanische Studenten aus Vallendar im Gottesdienst musiziert hatten, habe einen super Startschuss in den Tag gegeben, fand Pater Stumpf.
Bericht: Alexander Schweda
Fotos: Christoph Galle (Gottesdienst), Alexander Schweda
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