Den unsichtbaren Gott sichtbar machen
Die Berliner Pallottiner feierten ein vierfaches Jubiläum
Es ist schon ein besonderer pallottinischer Ort: die Christophorus-Kirche in Berlin. Pallotti mobil, Movimento Pallotti, Bildungsstätte JACK und Pfarrei bieten eine besondere Mischung an Spiritualität. Nun feiern alle vier Jubiläum.
Ein Jubiläum zu begehen ist ein schöner Anlass, sich zu treffen, über Vergangenheit und Zukunft auszutauschen, zu feiern. Wieviel mehr erst, wenn gleich vier Jubiläen zusammenfallen. Umso größer werden die Party, der Vorbereitungsaufwand, die Schar der Gäste und Gratulanten. Das erlebte kürzlich die Gemeinschaft der Pallottiner in Berlin: Erzbischof Dr. Heiner Koch, der Provinzial der Pallottiner, P. Markus Hau SAC, und Prälat Dr. Karl Jüsten, Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, hatten sich zur Feier eingestellt und fanden sich in einem riesigen, buntgemischten Besucherkreis wieder.
Vor 30 Jahren kamen drei Pallottiner in der Berlin-Neuköllner St. Christophorus-Gemeinde an und befanden, dass sie an genau diesem Ort, diesem Hotspot Neukölln, richtig seien, um Pallottis Leitspruch „Die Liebe Christi drängt uns.“ zu leben. Beseelt von dieser Idee sind Pfarrvikar Pater Kalle Lenz und Pastoralreferentin Lissy Eichert UAC bis heute in der Gemeindeleitung tätig. Sie scharten Gläubige, Freunde um sich.
Jeder Mensch hat Stärken und Begabungen
Fünf Jahre später gründeten sie mit dem „Pallotti-Mobil – Bedürftige helfen Bedürftigen“ einen gemeinnützigen Verein und damit einen Rechtsrahmen, um die Ideen Pallottis in konkrete Taten verwandeln zu können, dauerhaft und zuverlässig. Seit 25 Jahren sind Langzeitarbeitslose, Geflüchtete und Ehrenamtler in verschiedenen Projekten gemeinsam mit Hauptamtlichen dabei, Wohnungen im Kiez zu renovieren, Bauarbeiten auszuführen, Transporte zu stemmen. Damit auch Menschen mit kleinstem Geldbeutel das „Wunder einer Wohnung“ erleben können.
Jeder Mensch hat seine Stärken und Begabungen. Diese herauszufinden, zu stärken und sich damit untereinander zu helfen, hat unübersehbar Gutes hervorgebracht. Seit elf Jahren managt diesen Bereich des Vereins Yakob Mekowanent Michael. Auf der Festveranstaltung, organisiert als Kleinkunstabend, verriet der sympathische weißhaarige Bauingenieur, dass er einst von Lissy Eichert „mit schmalem Taler“ für ein Jahr in den Verein gelockt wurde, um die Zügel fachlich in die Hand zu nehmen. Seine Frau habe ihn damals gedrängt, das Angebot anzunehmen und auch nach dem Jahr dabei zu bleiben. Eine Entscheidung, die er nie bereut habe.
„Menschen, die nichts haben, sind am Ende glücklich“
Inzwischen längst mehr als nur der Baufachmann, ist er Ausbilder, Pädagoge und Psychologe für sein buntes Mitarbeiterteam. In 25 Jahren kamen 1230 Wohnungen in den Fokus von „Pallotti-Mobil“, davon haben Bedürftige für Bedürftige 426 unter seiner Leitung instandgesetzt. Doch etwa 400 Wohnungen konnten nicht renoviert werden, weil das Geld dazu fehlte. „300 Menschen konnten wir deshalb nicht helfen! Bitte spenden Sie, damit wir helfen können!“, appellierte er. „So viele Menschen, die nichts haben, sind am Ende glücklich“ – das treibt alle um.
Pallottis sind zuverlässige Helfer
Lissy Eichert und Hajo Schumacher, bekannter Journalist und Autor, begrüßten als locker-spritziges Moderatoren-Duo des Abends, Wegbegleiter von Pallotti. Wie Sabine Wagenfeld, die mit Zuff e.V. Zufluchtswohnungen für Frauen in Berlin bereitstellt. „Ohne „Pallotti-Mobil“ könnten wir nicht existieren!“, sagt sie fest. Dabei sei es ein Novum, dass Männer in diese Wohnungen kämen, deren Adressen zum Schutz der Frauen, die Gewalt erfahren hätten, geheim blieben. Doch die „Pallottis“ seien absolut zuverlässige Helfer.
Und weil Pallotti die Berufung aller Frauen und Männer zum Apostolat betonte, nimmt seit 20 Jahren Movimento-Pallotti an der pallottischen Ur-Gemeinschaft, der Unio, teil und sucht immer neue Verbündete. Vom Gebet bis zur sozialpolitischen Aktion suchen und leben die Mitglieder diese größere Berufung.
Wie multikulturell das Besucherheer war, wurde auf einen Blick klar. An einem Tisch beim Empfangsbuffet saß Daniela Dachrodt mit einigen ihrer Schülerinnen. Sie leitet die Bildungsstätte JACK für Migrantinnen und Flüchtlinge, die seit zehn Jahren besteht. Einst gegründet durch eine großzügige Spende wurde beim Jubiläum für die Schule gesammelt. Schutzbedürftige Frauen ohne oder mit schwerem Zugang zu Bildung lernen hier deutsch von Null bis Niveau B2. Sie können unbeschwert arbeiten, derweil ihre Kinder betreut werden.
Khanzad (56), Sprachlehrerin aus dem Irak, besucht den B1-Kurs. Trotz vier Kindern und krankem Mann zu Haus übernimmt sie ehrenamtlich die Kinderbetreuung bei JACK. Die 44-jährige Amani steckt im B2-Kurs. Sie war Kindergärtnerin in Syrien und macht nun Bundesfreiwilligendienst. So schnell es geht möchte sie in einem Kindergarten arbeiten. Beim Kleinkunstabend kamen viele Wegbegleiter der „Pallottis“ mit speziellem Dank zu Wort.
Loblied auf Jesus
Eindrucksvoll Vinotha Thambipillai aus Sri Lanka, deren Familie 1993 Asyl in St. Christophorus fand. Die junge Frau arbeitet beim Erzbistum und erfreute das Publikum über alle Maßen mit einem Tanz, einem Loblied auf Jesus. Der Tanz sei ihm besonders ans Herz gegangen, sagte der Erzbischof, als er Grüße und eine Spende übergab. Gebet und Gesang der Schwestern Soni und Sheetal, zwei von 40 afghanischen Hindus, beeindruckte die Gäste.
Gemeindehirte Kalle Lenz zauberte den Zuschauern als „Inländerbeauftragter“ mit aktuell-politischen Ideen das Lächeln auf die Gesichter. Die Musiker von „Herrlicher“ erfreuten die Gäste ebenso wie der H(e)artchor. Gegen 23 Uhr, drei Stunden, bevor die letzten Besucher nach Haus gingen, „rockte“ Carol Mc Collins-Kreyenborg die Kirche mit stimmgewaltigen Gospels. Seit 41 Jahren gehört sie zu dieser Gemeinde und war auch beim Sonntagsgottesdienst musikalisch dabei.
Provinzial Pater Markus Hau unterstrich beim Gottesdienst, dass nicht äußere Attribute, sondern das Tun der Menschen für andere wichtig sei. „Wenn das Innere leer ist, wird das Äußere wichtig!“. Er gratulierte Kalle, Lissy und allen Mitstreitern von Herzen, weil sie in Berlin einen Ort geschaffen hätten, an dem Menschen einfach da sein könnten. Was braucht es, um solche Orte zu schaffen? „Leben, Beten und Arbeiten“.
Wunder einer Wohnung
Der Provinzial der Pallottiner war vor allem vom „Wunder einer Wohnung“ beeindruckt, das hier in Neukölln durch die Arbeit der Gemeinschaft mannigfach geschieht. Doch auch der Mittagstisch für Bedürftige, die therapeutische Begleitung „Lebensfroh“ und das soziale Catering werden im Kiez gebraucht. „Pallotti wird sichtbar in den Taten der Liebe“, sagte er und wünschte alles Gute für die nächsten 30 Jahre. Den Gottesdienst umrahmten Kinder der Kita St. Christophorus musikalisch, deren Erzieherin erklärte, durch das Wirken der „Pallottis“ wieder der Kirche beigetreten zu sein.
Beitrag und Bilder: Andrea von Fournier
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