Eine Frau, die uns heute etwas zu sagen hat
Die selige Elisabetta Sanna fand ihren Weg trotz Behinderung und Krankheit
Sie ist die Heilige von St. Peter, eine Weggefährtin Pallottis und eines der ersten Unio-Mitglieder, die am 17. Februar ihren Gedenktag hat: die selige Elisabetta Sanna. Eine Frau, deren Lebensweg merkwürdig war und die uns heute trotzdem oder gerade deswegen etwas zu sagen hat.
Was macht denn diese Frau dort? Eine Frage, die sich für denjenigen stellt, der die römische Kirche San Salvatore in Onda betritt und den Heiligen Vinzenz Pallotti in seinem Glassarg besucht. Denn er stolpert unwillkürlich über ein zweites Grab: Nicht weit von der Ruhestätte Pallottis entfernt liegt eine Frau begraben, die selige Elisabetta Sanna, eine Weggefährtin Pallottis. Verwunderlich irgendwie. Denn man hört sonst wenig über sie. Aber als eines der ersten Mitglieder der Vereinigung des Katholischen Apostolates hat die Heilige von St. Peter, wie sie in Rom genannt wurde, auch heute etwas zu sagen.
Das erste, was an ihrem Leben auffällt, und heute mehr denn je von Bedeutung ist: Sie zeigt uns, dass Menschen auch mit ihrer Behinderung ihren Platz im Leben finden können. Denn eine falsche medizinische Behandlung aufgrund einer Pockenerkrankung hatte dazu geführt, dass das am 24. April 1788 in Sardinien geborene Kind ihre Arme kaum noch bewegen konnte. Obwohl sie gerne ins Kloster gegangen wäre, ließen dies ihre Eltern nicht zu. Und noch dazu spotteten die Leute im Dorf, dass die Behinderte doch wohl nicht an Ehe und Familie denken könne.
Trotzdem heiratete sie im Oktober 1807 Antonio Porcu. Das Paar bekam sieben Kinder, von denen zwei kurz nach der Geburt starben. 1825 stirbt überraschend Antonio. Jetzt muss die Witwe die Erziehung und die Last des kleinen Bauernhofes alleine tragen. Als ihr Vorhaben, mit dem örtlichen Kaplan zusammen nach Jerusalem zu pilgern, schon in Genua scheiterte, weil sie keine Reisedokumente hatte und sie außerdem erkrankte, führte ihr Weg sie nach Rom, wo sie bis zum Ende ihres Lebens blieb.
Und auch aus dem Grund ihres Bleibens könne wir heute noch etwas lernen: Denn ihre Geschichte zeigt, dass religiöse Gefühle geerdet werden müssen, und dass dabei der Rat der Wissenschaft nützlich ist. Warum, das zeigt der weitere Verlauf ihres Lebensweges. Denn nachdem Elisabetta Sanna eine kleine Kammer nahe St. Peter bezogen hatte, wurde sie zunächst einmal immer kränker. Umso ratloser und verwirrter wurde sie, weil die Priester, denen sie sich anvertraute, ihr sehr unterschiedliche Ratschläge gaben.
Vinzenz Pallotti rät ihr zu ärztlicher Hilfe
Die Wende brachte Vinzenz Pallotti, bei dem sie Ruhe fand. Denn er ermutigte sie, sich ärztlichen Rat einzuholen, der dann lautete, dass sie die Heimreise gesundheitlich nicht überleben werde. So blieb die seltsame Frau, die nur sardischen Dialekt sprach, in Rom.
Gott kann auf krummen Linien gerade schreiben
Und wie sie dann ihr Leben in Rom fern von ihrer Familie gestaltete, zeigt damals wie heute, dass Gott auf krummen Linien gerade schreiben und jeden als Apostel und Apostelin gebrauchen kann. Denn auch wenn ihr vielleicht übertriebener religiöser Wunsch, nach Jerusalem pilgern zu wollen, sie als Gescheiterte nach Rom spülte, wo sie fern von ihrer Familie leben musste, fand sie dort ihre Berufung. Und wer könnte heute von sich behaupten, dass es in seinem Leben keine Irrungen und Wirrungen gegeben habe?
Elisabetta Sanna jedenfalls fand ihren Platz: „Die Heilige von St. Peter“ betete täglich von der Frühe bis zum frühen Nachmittag in der Peterskirche, wurde in den Apostolatskreis um Pallotti aufgenommen und wurde eines der ersten Mitglieder der Vereinigung des Katholischen Apostolates. Sie kümmerte sich um Alte und Kranke.
Ihr Wunsch, in der Kirche San Salvatore in Onda begraben zu sein, wurde ihr erfüllt, als sie am 17. Februar 1857 verstarb. Es ist das Leben einer behinderten Frau und Mutter, die ihren religiösen Gefühlen und Bedürfnissen folgte, auf den Rat der Wissenschaft hörte und ihren Platz bei Gott und in der Kirche und somit ihren Frieden fand. Ihre Behinderung hinderte sie also nicht, ihren Weg zu suchen. Wie wäre es, wenn eine Gesellschaft heute Inklusion besser verwirklichte als damals? Und wie wäre es, wenn die Kirche im 21. Jahrhundert die Erkenntnisse der Humanwissenschaften nutzte, wenn es um Fragen der Sexualmoral oder des Zölibats geht? Unter diesen Gesichtspunkten kann Elisabetta Sanna eine Heilige für heute sein.
Text: Alexander Schweda UAC
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