… um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens (Lk 1,78/79)

Wir müssen die Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellen

- Der Impuls für die UNIO-Mitglieder kommt im Februar aus Polen

Im ersten Kapitel der Enzyklika Fratelli Tutti macht der Heilige Vater eine einleuchtende Bemerkung über die Realität, in der wir heute leben. Er zählt sehr spezifische Phänomene auf, die sich in unserem täglichen Leben fest etabliert haben. Diese schließen ein das Fehlen von historischem Bewusstsein, die Globalisierung, soziale Ungleichheit, Ausbeutung, privilegierte gesellschaftliche Gruppen, die Zerstörung des Bewusstseins vom Wert des Menschen, nur um ihn zu kontrollieren, die Tendenz, die Welt zu homogenisieren, da, wo die Interessen der Autoritäten zum Vorschein kommen, wo sie aus jemandes niedriger Selbstachtung Gewinn ziehen und wo durch die Medien und Netzwerke Versuche gemacht werden, eine neue Kultur zum Nutzen der Mächtigen zu kreieren. Und schließlich die scheinbare Freiheit, die Förderung eines Lebensstils von Konsumenten und die Unterstützung des Gefühls von Angst und Misstrauen, die zu einer Schwächung der Einstellung zu Gemeinschaft und zu der Unfähigkeit führen, jeden einzubinden. Natürlich sind das nicht alle Phänomene unserer heutigen Welt, die der Heilige Vater benennt.

Wir schauen auf die Zeichen unserer Zeit

Und es ist keine Frage, sie alle zum jetzigen Zeitpunkt hören zu müssen. Jedoch kann man beim Lesen des ersten Kapitels der Enzyklika den Eindruck bekommen, dass es sich um eine Analyse der Phänomene handelt, die Zeichen unserer Zeit sind, die unser Gründer, der heilige Vinzenz Pallotti, ebenso scharf beobachtete. Zum Beispiel liest man im ersten Punkt des Mai-Aufrufs: “Jeder, der den jetzigen, allgemeinen Zustand der Welt und die Haltung gegenüber Religion beobachtet, wird sehr wohl wahrnehmen, ungeachtet all der Schrecken, von denen unser unglückliches Zeitalter Zeuge sein musste und immer noch muss, dass es überall ein großes Bedürfnis nach Glauben gibt, und selbst nicht-christliche Nationen scheinen eine Tendenz aufzuweisen, die katholische Religion anzunehmen. (OOCC IV, S. 120)

Natürlich kann jemand sagen, dass das eine andere Zeit war. Schließlich war es das Zeitalter der Französischen Revolution, später der Römischen Revolution, deren Unterstützer den Kampf gegen die Kirche auf sehr konkrete Weise aufnahmen. Vinzenz Pallotti schrieb im Mai-Aufruf ein Konzept für jeden, damit er zeigen könne, wie wichtig die Art zu leben und die Evangelisierung ist; das Konzept, das von der Vereinigung des Katholischen Apostolates (UNIO) eingebracht wird. „Von Neuem erscheint die Versuchung, eine Kultur der Mauern zu errichten, Mauern hochzuziehen, Mauern im Herzen, Mauern auf der Erde, um diese Begegnung mit anderen Kulturen, mit anderen Menschen zu verhindern.““ (Fratelli Tutti 27).

Wir brauchen eine gute Kommunikation und persönliche Beziehungen zueinander

Der heilige Vinzenz Pallotti wie auch das Werk, das er errichtet hat, passt genau in den heutigen globalen Kontext.

Brüderlichkeit, Gemeinschaft und Sorge für das Individuum, das in Verschiedenheit mit anderen in Gemeinschaft lebt auf das gemeinsame Ziel hin, Seelen zu retten – dies sind die Werte, die heute in besonderem Maße Widerhall finden. Als Resultat ist festzustellen, dass das Charisma, das uns geschenkt ist, immer noch höchst relevant ist. Der heilige Vinzenz Pallotti stellt in dem Mai-Aufruf, der oben erwähnt ist, Zusammenarbeit als ein Werkzeug in den Mittelpunkt, mit dem man das Apostolat ins Werk setzen sollte. In einer Zeit, in der Sich-Einschließen und Intoleranz immer größer werden, und zugleich damit sich selbst immer mehr von anderen zu isolieren, während andererseits digitale Kommunikation versucht, alles zu erklären – wie der Papst schrieb –, erinnert Pallotti die ganze Pallottinische Familie daran, dass Zusammenarbeit für das Heil der Seelen sehr wichtig ist.

Zusammenarbeit selbst setzt gute Kommunikation und das Schaffen von Beziehungen voraus, und das kann nicht ohne direkten Kontakt erreicht werden. „Es bedarf“, so schrieb der Heilige Vater, „der körperlichen Gesten, der Momente des Schweigens, der Körpersprache und sogar des Geruchs, der zitternden Hände, des Errötens und des Schwitzens; denn all dies spricht und gehört zur menschlichen Kommunikation.“ (Fratelli Tutti 43).

Natürlich kann man sich hinter den Grenzen des menschlichen Kontakts verstecken und stattdessen online-Kontakt schätzen, schreibt der Heilige Vater in seiner Enzyklika. Andererseits können diese digitalen Kontakte nur für eine kurze Zeit sein, sie können eine Art von Fortführung der Arbeit sein, die wir begonnen haben, aber sie können niemals einen direkten Umgang mit anderen ersetzen. Sich-Treffen ist eine wichtige Sprache der Liebe, das kann kurz sein, nur ein paar Minuten dauern, aber diesen Moment mit voller Aufmerksamkeit dem anderen geschenkt. Dieser kurze Moment ist ein wertvolles Geschenk, weil er nie zurückkommen wird.

Wir brauchen das gemeinsame Engagement

Unser heiliger Gründer machte uns sehr klar, dass Kommunikation und Miteinander die Grundlagen sind, um eine Gemeinschaft im Glauben zu bilden. Er selbst tat dies, indem er sich gemeinsam mit anderen in verschiedenen Aufgaben engagierte. Er tat dies in vollem Respekt vor jeder Person. Wir sind Partner im Erwachsenenleben. Da gibt es keinen Platz für dominantes Gebaren. Wenn ich etwas brauche, frage ich. und dann nehme ich die Fähigkeiten und den Wert der anderen Person wahr. Indem ich frage, zeige ich dem anderen, dass er mir etwas anzubieten hat, etwas, das wichtig für mich ist und für mich einen Wert hat. Zusammenarbeit, die eine ziemlich schwierige Kunst ist, kann jeden wandeln, auf eine höhere Stufe stellen und sensibilisieren. Einerseits hat Zusammenarbeit eine Dimension der Selbstformung; andererseits ist der Wert der in Frage stehenden Aufgaben viel größer, die Art der Ausführung wird durch die Erfahrung der anderen geprägt. Das Gute, das sich zeigt, ist gegenseitige Hilfe, Unterstützung, Mobilisierung, Ermutigung…

Wir können voneinander lernen

Zuhören spielt auch eine wichtige Rolle bei der Zusammenarbeit. Nach dem Evangelisten Markus sagt Jesus in der Bibel: „… Höre Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.“ (Mk 12,29)

Die Fähigkeit beim Miteinanderarbeiten zuzuhören ist wichtig. Wenn ich spreche, lege ich offen, was ich schon weiß, was ich gelernt habe. Wenn ich beginne zuzuhören, öffne ich mich für das, was neu ist, und ich kann etwas lernen. Es mag so aussehen, als ob Zuhören einfach ist, aber in Wirklichkeit ist es eine schwierige Aufgabe. Wir riskieren, dass wir unser Denken ändern müssen, wie z.B. unsere Selbstsicht, oder die, die wir von anderen haben, wie auch von der Welt.

„Sich hinsetzen und dem anderen zuhören, ist charakteristisch für eine menschliche Begegnung und stellt ein Paradigma einer aufnahmebereiten Haltung dar. Damit überwindet ein Mensch den Narzissmus; er heißt den anderen willkommen, schenkt ihm Aufmerksamkeit und nimmt ihn in der eigenen Gruppe auf. (Fratelli Tutti 48)

Wir können gemeinsam die Wahrheit suchen, wir können nach neuen Bemühungen im Dialog suchen, nach Konversation in Stille oder in hitzigen Diskussionen. Das ist ein mühsamer Prozess schrieb Papst Franziskus. Dieser Prozess besteht aus Stille, Erdulden, aus der Fähigkeit, die weitreichende Erfahrung der Menschen und Nationen geduldig zusammenzubringen. Deshalb ist uns Zusammenarbeit mitgegeben und aufgetragen.

Corona gibt uns eine Ahnung von Geschwisterlichkeit

Der Papst nimmt auch Bezug auf die Tragödie der Covid-19-Pandemie: „Eine globale Tragödie wie die Covid-19-Pandemie hat für eine gewisse Zeit wirklich das Bewusstsein geweckt, eine weltweite Gemeinschaft in einem Boot zu sein, wo das Übel eines Insassen allen zum Schaden gereicht.“ (Fratelli Tutti 32) Diese nahm uns die Illusion, dass wir diejenigen sind, die die Realität erschaffen, dass stattdessen unsere Absichten, Gewissheiten und Pläne in einem Moment zunichte werden können. Die Pandemie offenbarte, dass ein gesegnetes Miteinander-Sein in einer einzigen Menschheitsfamilie gefragt ist. Auch in der Pallottinischen Familie wurde uns eine Ahnung von Brüderlichkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Solidarität offenkundig. Möge uns der heilige Vinzenz Pallotti Wege aufzeigen für eine authentische apostolische Hingabe zu Gottes unendlicher Ehre, für die Vernichtung der Sünde und für das Heil der Seelen in unserer Zeit.

Gedanken für eine persönliche Reflexion:
* Welche von den Zeichen unserer Zeit, die der Heilige Vater in seiner Enzyklika anspricht, betrifft unser Land meiner Meinung nach am meisten?
* Welche der wichtigen Elemente zur Bildung einer Gemeinschaft im Glauben sind für mich in diesem Moment wichtig? Zusammenarbeit, Zuhören, miteinander sprechen?
* Bin ich jemand, der offen ist für den Ruf Gottes, und halte ich Ausschau nach der Erleuchtung durch den Heiligen Geist?
* Lebe ich meine Sendung, die Sendung, zu der ich gerufen wurde?

Sr. Monika Jagiello SAC, Polen

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