Vinzenz Pallotti

Was heißt synodal Kirche sein?

Laienapostolat und Synodalität gehören zusammen

Der synodale Ausschuss in Deutschland setzt seinen Weg fort: Mit der Einrichtung von drei Kommissionen ist die zweite Plenarversammlung in Mainz zu Ende gegangen. Die Kommissionen werden Aufgaben und Fragen behandeln, die auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland fortgesetzt beraten werden sollen. Zuvor hatte der Ausschuss sich engagiert damit auseinandergesetzt, was es heißt, Synodalität als Strukturprinzip der Kirche zu verstehen. Uns Pallottiner erinnert dies an unsere eigene Geschichte der Vereinigung des katholischen Apostolats.

Im Jahr 1835 gründete Vinzenz Pallotti die „Vereinigung des Katholischen Apostolats“ zu der auch die Pallottiner gehören. Im Gebet hatte er eine Vision von einer Kirche, in der Laien und Klerus gleichberechtigt zur Verkündigung und Mission beitragen. Pallottis Anliegen war die Erneuerung des Glaubens und die Freude an der Vielfalt der Katholischen Kirche.

Pallotti betonte, dass jeder, der seinen Glauben ernst nimmt, zur Mission berufen ist. Jesus war Pallottis Vorbild: Ihm nachzufolgen bedeutete für ihn, Nächstenliebe praktisch zu leben. So sah Pallotti in jedem Menschen ein Abbild Gottes und begegnete allen mit Respekt und Offenheit.

Zwar unterstützte der damals amtierende Papst die Vereinigung, aber erst 168 Jahre später, im Jahr 2003, wurde Pallottis Vereinigung von Papst Johannes Paul II. die volle Anerkennung ausgesprochen. Denn Pallotti stellte Laien und Klerus auf die gleiche Stufe, wenn es darum geht, Verkündigung zu betreiben und zu missionieren. Das scheint für manche Christinnen und Christen heute immer noch eine „moderne“ oder sogar „unerhörte“ Einstellung zu sein.

Wir brauchen hilfreiche Strukturen in unserer Kirche

Deshalb haben auch viele Pallottiner, nach der konstituierenden Sitzung des Synodalen Ausschusses im November vergangenen Jahres in Essen, mit Interesse die Zweite Sitzung Mitte Juni 2024 in Mainz verfolgt. An ihr nahmen 64 Mitglieder teil. Im Mittelpunkt der Beratungen standen Wahlen zu den Arbeits-Kommissionen des Ausschusses sowie die Frage: Was heißt synodal Kirche sein?

In der Sitzung des Synodalen Ausschusses haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv mit der Frage beschäftigt: Was bedeutet ‚synodal sein‘ als Strukturprinzip? Diese Diskussion war inspiriert von der Weltsynode in Rom, die sich ebenfalls mit dieser Frage auseinandersetzt. Das Ziel war, die Vision einer menschenfreundlichen, glaubwürdigen und teilhabegerechten Kirche zu verfolgen – einer Kirche, die sich ihrer Anfänge erinnert und deren Strahlkraft weit in die Zukunft reicht.

Die reichen Früchte der fünf Synodalversammlungen umsetzen und weiterentwickeln

Bischof Bätzing hatte im Vorfeld der Sitzung betont, dass es nun darauf ankomme, den weiteren Weg mit Ruhe und Bedachtsamkeit zu gehen. „Wir brauchen keine Schnellschüsse. Es ist wichtig, die reichen Früchte der fünf Synodalversammlungen umzusetzen und weiterzuentwickeln,“ sagte er. Dies geschehe sowohl auf der Ebene der Kirche in Deutschland als auch in Verbindung mit der weltkirchlichen Ebene. Unsere Erfahrungen und Anliegen bringen wir in die laufende Weltsynode ein.

Besonders die zweite Vollversammlung der Weltsynode im Oktober 2024 sieht Bischof Bätzing als Chance: „Beide Wege – in Deutschland und der synodale Prozess weltweit – haben ein gemeinsames Ziel: Wie können wir in einer sich rasant verändernden Welt das Evangelium glaubwürdig verkünden? Wie können wir eine Kirche sein, die den Menschen hilft, die suchenden und gläubigen Menschen unterstützt und für sie da ist?“

Synodalität als Strukturprinzip der Kirche verstehen

Der Synodale Ausschuss hat sich engagiert damit auseinandergesetzt, was es heißt, Synodalität als Strukturprinzip der Kirche zu verstehen. Der Dogmatiker P. Prof. Bernhard Knorn SJ und die Kirchenrechtler Prof. Bernhard Anuth und Prof. Thomas Schüller gaben in ihren Impulsreferaten Anstöße zur Debatte. Sie wiesen auf die enge Verflechtung des Zweiten Vatikanischen Konzils mit dem derzeit laufenden synodalen Prozess der Weltkirche hin, ebenso auf die Bindung des Kirchenrechts an die Lehre der Kirche.

Diskutiert wurde anschließend, was dies für die synodalen Prozesse in Deutschland und weltweit heißt. Dass das Generalsekretariat der Bischofssynode in Rom in der jüngsten Vergangenheit betont hat, „die Rezeption des konziliaren Lehramts“ stecke „in mancher Hinsicht noch in den Kinderschuhen“ wurde aufgegriffen und löste die Frage aus, wie das Kirchenvolk in diesen Prozessen besser repräsentiert sein könne. Ebenso wurde an den Missbrauchsskandal als Beweggrund des Synodalen Weges in Deutschland erinnert. Die systemischen Ursachen dieses Skandals müssten in logischer Konsequenz die Frage nach systemischen Veränderungen in der Kirche hervorrufen. Damit gehe auch die Frage einher, wie das Kirchenrecht auf diese Notwendigkeiten reagiere.

Drei Kommissionen sollen die Arbeit voranbringen

In die drei Kommissionen wurden jeweils zehn Mitglieder des Synodalen Ausschusses gewählt, die Namen wurden auf der Webseite www.synodalerweg.de/synodaler-ausschuss veröffentlicht.

Kommission I berät zur Synodalität als Strukturprinzip der Kirche und zur möglichen Ordnung eines Synodalen Rates.
Kommission II fragt nach Evaluation und Monitoring der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges.
Kommission III kümmert sich um die Weiterentwicklung der Initiativen des Synodalen Weges.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Beratungen: „Wir gehen voran auf dem Synodalen Weg, sehr bewusst in Verbindung mit der weltkirchlichen Ebene. Wenn im Herbst die Weltsynode in Rom erneut tagt, werden unsere Anliegen zuvor von uns eingebracht worden sein.

Die Menschen müssen sehen, dass sich etwas verbessert

Eine Delegation der deutschen Bischöfe wird in nächster Zeit erneut zu Gesprächen in den Vatikan reisen.“ Bätzing betonte, es sei wichtig, konkrete Veränderungen sichtbar zu machen: „Die Menschen müssen sehen können, dass sich das Handeln der Kirche vor Ort verändert.“

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Irme Stetter-Karp, sagte: „Wir haben den Synodalen Weg in Deutschland begonnen, als das Ausmaß des Missbrauchsskandals überdeutlich wurde. Ich sehe klar: Wir müssen unsere Verantwortung für strukturelle Veränderungen in unserer Kirche wahrnehmen. Der Synodale Ausschuss ist nun als Arbeitsinstrument eingeführt. Die vertrauensvollen Beratungen sind nach mehr als drei Jahren auf dem Synodalen Weg ein Zeichen für das gewachsene Miteinander zwischen Bischöfen und Laien. Das macht mir immer wieder neu Mut auf diesem Weg.“

Die nächste Plenarversammlung des Synodalen Ausschusses wird am 13. und 14. Dezember 2024 in Wiesbaden-Naurod stattfinden. Auch viele Pallottiner werden die weitere Entwicklung wohlwollend und kritisch verfolgen.

Das Präsidium des Ausschusses besteht aus Mara Klein, wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an der Universität Münster, Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK, und Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz (von links).

Beitrag: Josef Eberhard
Quellen: Der synodale Weg 
Bilder: ZdK/Philipp Hecker; Deutsche Bischofskonferenz / Ewelina Sowa
Symbolbild: Kseniya Adobe Stock
Die Liste der Mitglieder der Kommissionen findet sich unter www.synodalerweg.de/synodaler-ausschuss

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