Unsere müden Herzen erneuern und unsere Horizonte verändern!
Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio - von Michael Grzeca aus Polen
Im Zentrum dieser Betrachtung von Apostel Heute für den Monat März ist es weiterhin das 24. Kapitel des Lukasevangeliums, das uns seit Beginn des Jahres begleitet hat. Im Geiste dieses Textes wollen wir den vierten Generalkongress der Vereinigung des Katholischen Apostolats erleben, ein Ereignis, das sich schnell nähert. Halten wir also einen Moment inne bei der bekannten Geschichte von den beiden Jüngern auf dem Weg von Jerusalem zum Dorf Emmaus. Sie offenbart in ihrem unermesslichen Reichtum den Weg der Verwandlung unserer Herzen.
Der Beginn dieser Perikope* zeigt die beiden Jünger resigniert, müde und sicherlich schwer enttäuscht; sie haben Jerusalem mit einem Gefühl des Scheiterns verlassen. Denn sie hatten sich mehr erhofft vom Jünger-Jesu-Sein. Sie hatten erwartet, dass der Sieg Jesu ihrem Leben wieder Sinn und Hoffnung geben würde: „… Wir aber hatten gehofft“ (Lk 24,21). Vielleicht hatten sie auf einen großen Triumph gehofft, um an seinem Reich teilzuhaben; stattdessen hatten sie seinen schmachvollen Tod gesehen. Nun hatten sie von seiner angeblichen Auferstehung gehört, was ihnen eher unwahrscheinlich, um nicht zu sagen, geradezu seltsam erschien. Diese Begegnung mit diesem Weggefährten überwand all ihre Enttäuschungen, und der Weg, den sie nun gingen, verwandelte sie von Hoffnungslosen zu Trägern neuer Hoffnung.
Die Verwandlung der Jünger beginnt mit dem Zuhören und gleichzeitig mit der Öffnung für eine andere Sicht der vergangenen Tage, eine Sicht, die sie verwandelt und die sie fähig macht, über den gegenwärtigen Horizont hinauszuschauen, über das hinauszugehen, was ihnen bisher richtig erschien. Die Begegnung mit Jesus ist in der Tat viel mehr als eine zufällige Etappe auf ihrem Weg. Sie ist der Wendepunkt. Die beiden Jünger sind nun aufgefordert, ihre Gedanken und Vorstellungen, wie der Sieg Jesu ausschauen sollte, mit dem zu vergleichen, was ihr Weggefährte dazu sagte. Dank der Geduld Jesu, der ihnen darlegte, “ausgehend von Moses und allen Propheten, was in der gesamten Schrift von ihm geschrieben steht“ (Lk 24,27), lernten sie, wie Gott wirkt, so dass sie schließlich im Zeichen des Brotbrechens ihn, der mit ihnen unterwegs war, erkannten.
„Wir aber hatten gehofft“ (Lk 24,21) ist der Schrei von so vielen von uns in allen Enden der Welt
Wenn wir auf die heutige Zeit schauen, scheint dieses Evangelium ganz aktuell zu sein. Denn „… Wir aber hatten gehofft“ (Lk 24,21) ist der Schrei von so vielen von uns in allen Enden der Welt. Jeder Mensch erlebt in verschiedenen Phasen seines Lebens Enttäuschungen. Die letzten Jahre haben dies sehr deutlich gezeigt. Bewaffnete Konflikte, Wunsch nach einem bequemen Leben, mangelndes Mitgefühl, Sexskandale, auch in der Kirche, begleiten uns. Wir haben immer mehr Zeit nur für uns selbst, und immer weniger Zeit für andere. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir in einer Art und Weise zusammenleben, als wären wir getrennt. Viele von uns stellen sich vielleicht diese wichtige Frage: Wo bleibt Gott, der herrschen sollte? Wo ist die Kirche, sein mystischer Leib, der ihn hier auf Erden gegenwärtig machen soll? Diese Fragen sind zwar wichtig, helfen uns aber nicht weiter, wenn sie nicht die richtige Antwort finden. Dann rauben sie uns die Hoffnung und führen zu einem Gefühl der Verwirrung. Es ist nicht so, dass wir keine Fragen stellen sollten, aber wir müssen die Antworten bei Ihm suchen, der den Tod endgültig besiegt hat und der das letzte Wort hat. Sind wir dazu bereit?
Erlösung: Uns wurde Hoffnung geschenkt!
Schauen wir noch einmal auf die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Ihre Verwandlung wurde nicht nur durch die Zärtlichkeit und Geduld Jesu bewirkt, sondern auch durch ihre Bereitschaft, ihm zuzuhören: eine gesunde Neugierde wurde in ihnen geweckt, die schließlich ihre Begeisterung erneuerte. So ist auch der Weg von uns Christen. Wir sind ein Volk, das ständig auf dem Weg ist, das mit Schwierigkeiten und Enttäuschungen zu kämpfen hat, aber wenn wir im Auferstandenen Antworten suchen, kann uns niemand die Hoffnung nehmen. „Auf Hoffnung hin sind wir gerettet, sagt Paulus den Römern und uns (Röm 8, 24). Die „Erlösung“, das Heil ist nach christlichem Glauben nicht einfach da. Erlösung ist uns in der Weise gegeben, dass uns Hoffnung geschenkt wurde, eine verlässliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können: Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir uns dieses Ziels gewiss sein können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.“ (Benedikt XVI, Spe salvi, 1). So schreibt Papst Benedikt in seiner Enzyklika über die christliche Hoffnung. Ist in diesen Worten nicht das ganze Geheimnis eines sinnvollen Lebens enthalten?
Sind wir offen füreinander? Wollen wir das Evangelium wirklich leben und nicht nur darüber reden?
In der Perspektive des 24. Kapitels des Lukasevangeliums lohnt sich auch ein Blick auf die Bischofssynode zur Synodalität, die zurzeit stattfindet. Wie für die Emmaus-Jünger ist es auch für uns an der Zeit, den Weg gemeinsam zu gehen, und wie sie haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder geben wir uns mit unseren eigenen Vorstellungen von der Synode und unserer – vielerorts berechtigten – Enttäuschung über die Kirche zufrieden, oder wir begeben uns auf diese wunderbare Reise, zu der uns Papst Franziskus einlädt, um gemeinsam zu unterscheiden und zuzuhören, damit die Hoffnung und das Vertrauen auf den Auferstandenen weiter wächst und bis zu den Enden der Welt reicht. Sind wir bereit, dieses Risiko einzugehen? Sind wir offen füreinander? Wollen wir das Evangelium wirklich leben und nicht nur darüber reden? Als Vereinigung des Katholischen Apostolats sind auch wir eingeladen, den gleichen Weg wie die Emmaus-Jünger zu gehen. Ihre Gefühle und Zweifel sind auch die unseren. In vielen Momenten unseres Gemeinschaftslebens, als Priester, Brüder, Schwestern, Laien, sagen sicherlich auch wir: „… Wir aber hatten gehofft“ (Lk 24,21), und wir fügen noch eine ganze Litanei von Vorstellungen hinzu, wie die Vereinigung sein sollte. Viele von uns leben noch immer in der Vergangenheit und in Erinnerungen, die uns nicht voranbringen, sondern unsere Weiterentwicklung verhindern. Wir können unsere Schwächen, unsere Frustrationen und unseren Mangel an Zusammenarbeit, die doch unsere größte Aufgabe und unser größter Stolz sein sollte, deutlich erkennen. Seien wir jedoch bereit, all dies Jesus zu übergeben; bitten wir ihn, uns zu helfen, all das anzunehmen, was sich uns entzieht, und uns eine neue Perspektive zu zeigen. Geben wir ihm die Chance, unsere müden Herzen zu erneuern und unsere blassen Horizonte, die eine Mischung aus Klarheit und Dunkelheit sind, zu verwandeln. Und, auch wenn wir es leicht vergessen können, werden wir sehen, dass hinter allem ein Licht leuchtet.
Vierter Generalkongress im Juli 2024 in Rom
In diesem Geist wollen wir den bevorstehenden 4. Generalkongress der Vereinigung erleben, der im Juli dieses Jahres in Rom unter dem Motto „Mit Christus, unserer Hoffnung, wollen wir gemeinsam mit neuer Freude und neuem Mut neu beginnen“ stattfindet. Während der fünf Tage, die wir gemeinsam verbringen werden, wollen wir erneut über das Evangelium nachdenken und die Verwandlung des Herzens erleben, dass die Begegnung mit dem Auferstandenen von der Resignation zur Hoffnung führt. Mögen die Worte unseres Gründers uns leiten, wenn wir uns darauf vorbereiten, diese Zeit gemeinsam zu leben:
„Ich bitte euch daher, im Licht der Liebe unseres Herrn Jesus Christus, des Gekreuzigten, die Werke der Frommen Vereinigung (des Katholischen Apostolates) zu betrachten und die Überzeugung zu haben, dass sie ausgeführt werden können, weil sie nützlich und notwendig sind für die Ausbreitung der Ehre Gottes und die Heiligung der Seelen, sowie unseren Brüdern und Schwestern in Not zu Hilfe zu kommen, auch wenn einige, die die Werke der Frommen Vereinigung als ihr eigenes Ziel betrachten, denken, dass sie sehr schwer zu verwirklichen sind. Erinnert euch jedoch daran, dass diese Werke gemäß der Natur der Frommen Vereinigung nur Mittel zum Zweck sind.“ (Vinzenz Pallotti).
Michael Grzeca UAC
Pallottinische Unio Polen
*Als Perikope bezeichnet man einen Textabschnitt der Bibel, der für die Lesung im Gottesdienst oder einer entsprechenden gottesdienstlichen Form vorgesehen ist und im Normalfall der Predigt zugrunde liegt. Teilweise werden Bibelabschnitte – gerade in exegetischer Literatur – auch allgemein als Perikope benannt, die Verortung als Losung im liturgischen Kontext ist jedoch grundlegend, um von einer Perikope zu sprechen. Quelle: Stefan Gering, WiBiLex, Deutsche Bibelgesellschaft
Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im März 2024, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Kontakt: uacgensec@gmail.com / www.vincenzopallotti.org. Foto: Renáta Sedmáková Adobe Stock.
Link zum Lukasevangelium:
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