Das Geschenk des geweihten Lebens
Reflexion der pallottinischen Unio im Februar
Anlässlich des Welttages des geweihten Lebens möchte ich mit Ihnen über das „Geschenk des geweihten Lebens“ nachdenken. Das geweihte Leben ist ein Geschenk an die Kirche, es ist in der Kirche geboren, es wächst in der Kirche, und es ist ganz auf die Kirche ausgerichtet. Die Berufung zum geweihten Leben ist ein Angebot, ein Geschenk an die menschliche Person. Es handelt sich um eine Bündnispartnerschaft, die zwischen Gott und dem Menschen in der Tugend der Liebe geschlossen wird. Die Person, die auf Gottes Gnade der Berufung zum Priestertum und zum Ordensleben geantwortet hat, soll mit aller Kreativität das Beste von sich geben.
Papst Franziskus nennt das gottgeweihte Leben einen Pilgerweg des Glaubens, der mit Freude und Wachsamkeit gelebt wird. Es erfordert einen enormen Mut zu klaren Entscheidungen, zum Verzicht um des Evangeliums willen. Immer wieder haben viele Männer und Frauen freudig und dankbar das Geschenk des geweihten Lebens angenommen haben. Es ist bewundernswert, ihre faszinierende Erfahrung zu hören, wie sie ihre Positionen, ihre Macht und ihren Ruhm für eine höhere Berufung zum geweihten Leben aufgeben. Es ist die persönliche Berührung durch Gott (Charisma), die man nicht in Worte fassen oder beschreiben kann, sondern die man selbst spürt. Als ich mit einem frisch geweihten Priester aus Kerala, Indien, sprach, blieb mir der Eindruck: „Gott ist so faszinierend“, dass eine so charmante Persönlichkeit sich entschließt, Priester zu werden, schien vielen Menschen in der heutigen Zeit unmöglich. Noch einige Worte über diesen Priester: ‚Im Alter von 24 Jahren, nachdem er sein Handelsstudium abgeschlossen hatte, folgte er dem Ruf Gottes. Zu dieser Zeit war sein Status in der Gesellschaft als Lieder-Macher und Sänger, der viele Preise in Reality-Shows gewann, in vielen Alben sang und eine Karriere in der Filmindustrie mit der Aufnahme von mehr als 50 seiner Lieder begonnen hatte. Er war gut integriert und wurde geschätzt und man nannte ihn ‚Gott der Musik‘ (Gana Gandarvan). Er gab alles auf, um Jesus zu folgen. Was mich so beeindruckt hat, dass die Wahl die Gott getroffen hat, so ganz anders ist, als wir es uns denken und erwarten.
Dimension des geweihten Lebens im Einklang mit der Kirche und dem heiligen Vinzenz Pallotti
Der verstorbene Papst Benedikt XVI. sagte in seiner Ansprache an die Ordensleute am Welttag des geweihten Lebens im Jahr 2008, „Das geweihte Leben ist nämlich im Evangelium verwurzelt; es hat sich die Jahrhunderte hindurch immer an ihm als seiner obersten Regel inspiriert und ist gerufen, ständig zu ihm zurückzukehren, um lebendig und fruchtbar zu bleiben, indem es Frucht bringt für das Heil der Seelen. Am Anfang der verschiedenen Ausdrucksformen des geweihten Lebens steht immer eine starke Eingebung durch das Evangelium. Die kompromisslose Nachfolge Christi, wie sie im Evangelium nahegelegt wird, war daher jahrhundertelang die letzte und oberste Norm des Ordenslebens“. Dann weist er auf verschiedene Ordensgründerinnen und Gründer hin und sagte: „Der hl. Vinzenz Pallotti bestimmt: „Die Grundregel unserer geringen Kongregation ist das Leben unseres Herrn Jesus Christus, das möglichst vollkommen nachgeahmt werden soll“. Papst Benedikt unterstreicht mit diesen Worten, dass Christus der Mittelpunkt des Lebens aller Mitglieder und der ganzen pallottinischen Familie ist.
Christozentrische Dimension
Das gottgeweihte Leben ist ein Aufruf, die Liebe Christi, die uns geschenkt ist, weiter zu schenken. Wir nehmen seine Einladung an, ihm zu folgen, indem wir die Räte des Evangeliums für das Reich Gottes leben. Es gibt diesen missionarischen Aspekt in der Nachfolge Jesu, des Apostels des Ewigen Vaters, von Gott gesandt, um das Evangelium zu verkünden und so die unendliche Liebe Gottes zu offenbaren. Der Heilige Geist fordert uns auf, Christus, den Missionar, nachzuahmen, deshalb ist Jesus das Vorbild für alle, ohne Ausnahme. Die Liebe ist das Kennzeichen eines jedes Mannes und einer jeder Frau, die seinem Ruf gefolgt sind, wie der heilige Paulus schreibt: „Die Liebe Christi treibt uns an“ (2 Kor 5,14), und „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“ (I Kor 9,16). Zur ersehnten Neuevangelisierung gelangt man nur durch ein glaubwürdiges Zeugnis für Christus.
Prophetische Dimension
Ein Prophet ist der Verkünder des Reiches Gottes. Männer und Frauen des geweihten Lebens, die sich entscheiden, die evangelischen Räte zu leben, geben durch die Kraft der Gnade Gottes ein persönliches Zeugnis für das Reich Gottes. Zur prophetischen Dimension gehört es, das eigene Leben zu riskieren, um die evangelischen Räte zu verkünden und zu leben und mutig dafür Zeugnis zu geben. Die Personen des geweihten Lebens bekennen sich zu den evangelischen Räten und leben nach dem Charisma, das ihren Gründern oder Gründerinnen von Gott geschenkt wurde. In den letzten Jahrzehnten hat ein kontinuierlicher Aufbruch stattgefunden. Dies bestätigt auch Papst Franziskus, der ein Jahr des geweihten Lebens, 2014-2015, ausrief, um in allen die Freude an der Evangelisierung zu wecken und sie herauszufordern, Prophet für die Völker zu sein.
Die kirchliche Dimension
Das gottgeweihte Leben ist ein wesentlicher Teil der Kirche und wird in der Welt gelebt. Tatsächlich steht das geweihte Leben als entscheidendes Element für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte, da es das innerste Wesen der christlichen Berufung offenbart und darstellt. Ja, man kann sagen, dass der missionarische oder Sendungscharakter jeder Form des geweihten Lebens zutiefst innewohnt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Konzept der „communio“ innerhalb und außerhalb der Kirche in allen Lebensbereichen hervorgehoben. Sowohl der kontemplative als auch der apostolische Lebensstil zielen darauf ab, für das Heil der Menschen zu arbeiten. Es betont den Aspekt der „Koinonia“, d.h. das Geschwisterliches Leben in Gemeinschaft, ist die erste Botschaft des geweihten Lebens.
Apostolische Dimension
Das Apostolische Schreiben Christifideles Laici, das der Lehre des Vatikanischen Konzils folgt, betont die Berufung aller getauften Gläubigen. Die Berufung ist nicht nur ein Anliegen von Klerikern und Ordenschristen. Der Ruf richtet sich an alle: alle, ohne Ausnahme, sind vom Herrn berufen, nehmen teil an der Sendung der Kirche in und für die Welt. So wurde Pallotti nicht müde, ließ sich nicht entmutigen, immer wieder zu betonen „tutti sono chiamati“ – alle sind gerufen, Apostel zu sein. Im Gebet setzt er sein Vertrauen auf Maria, die Königin der Apostel, sie hilft uns „für Gottes unendliche Ehre und für das Heil der Menschen alles einzusetzen: Einfluss, Fähigkeiten, zeitliche Güter, unseren Beruf, jedes Leid und den Tod. Und sollte uns alles andere verwehrt sein, dann wollen wir nicht aufhören zu beten, dass bald die eine Herde unter dem einen Hirten Jesus Christus vereint werde.“ Als Papst Johannes Paul II. am 22. Juni 1986 die Kirche San Salvatore in Onda in Rom besuchte, sagte er in seiner Predigt: „Fahrt fort, euren Einsatz zu verstärken, damit das, was Vinzenz Pallotti prophetisch angekündigt und das Zweite Vatikanische Konzil autoritativ bestätigt hat, eine glückliche Realität wird und alle Christen echte Apostel Christi in der Kirche und in der Welt werden!“
Zum Abschluss dieser Reflexion über das geweihte Leben möchte ich Worte Pallottis hervorheben. Pallotti betonte das Wort „Apostel“, weil alle Christen berufen sind, Apostel zu sein. Das Wesen der Kirche ist missionarisch; daher ist jeder berufen, Zeugnis für das Evangelium zu geben. Die Heilssendung der Kirche in der Welt wird nicht nur von den Amtsträgern kraft des Weihesakramentes, sondern auch von allen Laien verwirklicht; die Laien nehmen nämlich aufgrund ihres Taufstandes und ihrer besonderen Berufung in dem jedem Menschen eigenen Maß an der priesterlichen, prophetischen und königlichen Sendung Christi teil. Jeder kann seinen Dienst an der Gesellschaft und an seinen Mitmenschen auf jede erdenkliche Art und Weise leisten. So schreibt Pallotti: „Alle – ob alt oder jung, reich oder arm, gesund oder krank, allein oder in Gemeinschaft – können auf dem Platz, den ihnen Gott in ihrem Leben zugewiesen hat, in irgendeiner Weise und mit Verdienst an den apostolischen Aufgaben Jesu Christi teilnehmen.“ Nach Vinzenz Pallotti ist der tiefste Beweggrund des göttlichen Handelns die unendliche Liebe. Deshalb findet der Mensch, der nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist, den Sinn des Lebens nur dann, wenn er die Liebe zu Gott und zu den Brüdern und Schwestern lebt. In der Nachfolge Christ die Liebe zu Gott dem Vater und zum Nächsten zu leben, ist das Geheimnis der apostolischen Wirksamkeit eines jeden Christen. So wie alle zur Nachfolge berufen sind, so haben alle eine apostolische Verpflichtung. Der Geist Pallottis klingt immer wieder an, wenn Papst Franziskus das Thema der 16. Bischofssynode ankündigt: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe (Partizipation) und Sendung“. Synode zur Synodalität bedeutet, gemeinsam unterwegs sein, aufeinander zu hören, vor allem aber auf den Heiligen Geist.
Text: Sr. Elizabeth Beena, CSAC
Bild: Prophet Elijah von Renáta Sedmáková (Adobe Stock)
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