Uns bilden und formen in Synodalität

Pater Frank Donio stellt "Sieben Schlüssel zur christuszentrierten Zusammenarbeit" vor

Am 11. Oktober 2022 jährte sich zum 60. Mal die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII. Wir in der Vereinigung des Katholischen Apostolats wissen sehr wohl, dass derselbe Papst einen Monat nach dem Ende der ersten Sitzungsperiode des Konzils unseren Gründer Vinzenz Pallotti heiliggesprochen hat. Die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils formulieren klar den universellen Ruf zur Heiligkeit und die Sendung aller Getauften als Apostel Christi. Wie wir wissen, hat Pallotti bereits mehr als ein Jahrhundert zuvor die gleichen Ideen vertreten.

In den letzten 60 Jahren hat die pallottinische Familie die Fülle ihres Charismas, in der Vereinigung des Katholischen Apostolats, wiedergefunden. Obwohl wir das Wort „Synodalität“ nicht verwendet haben, versuchen wir, es zu leben. Artikel 1 des Generalstatut bietet uns eine Vision von dieser Art, Kirche zu sein:
„Die Vereinigung des Katholischen Apostolates, eine Gabe des Heiligen Geistes, ist eine Gemeinschaft (communio) von Gläubigen, die, mit Gott und untereinander verbunden, gemäß dem Charisma des heiligen Vinzenz Pallotti die Mitverantwortung aller Getauften fördern wollen, um den Glauben und die Liebe in Kirche und Welt zu beleben und alle zur Einheit in Christus zu führen“.

Es ist wichtig festzustellen, dass in diesem Artikel implizit oder explizit die drei zentralen Begriffe der Synodalität vorkommen: Gemeinschaft, Teilhabe (Partizipation) und Sendung. Wir sehen auch die Mitverantwortung. Wir sind gemeinsam unterwegs, und das ist es, was Synodalität in ihrem Kern ausmacht. Wir gehen gemeinsam mit Christus, in und durch den Heiligen Geist. Wie Papst Franziskus zur Synodalität sagte, als er den Prozess der Synode im Oktober 2021 eröffnete: „Ich bin sicher, dass der Gottes Geist uns führen und uns die Gnade geben wird, gemeinsam voranzuschreiten, einander zuzuhören und eine geistliche Unterscheidung der Zeichen unserer Zeit zu beginnen, und mit den Problemen und Wünschen der Menschheit solidarisch zu werden.“ Niemand lebt automatisch auf diese Weise. Es geschieht durch die Gnade Christi und bedarf der Aus- und Weiterbildung, um darin vollendet zu werden.

Im Catholic Apostolate Center in Washington, DC, USA, haben wir viele Ressourcen für die Bildung in Gemeinschaft, Partizipation und Sendung entwickelt, die im Mittelpunkt der Synodalität stehen. Wir konzentrieren uns besonders auf Pallottis Weg der „heiligen Kooperation“, auf Zusammenarbeit und Mitverantwortung. Auf der Grundlage der pallottinischen Spiritualität haben wir die so genannten „Sieben Schlüssel zur christuszentrierten Zusammenarbeit“ entwickelt. Sie lauten: Christus, Coenaculum, Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Kommunikation, Barmherzigkeit und Mitverantwortung.

Beteiligung - Vielfalt - Dialog

Christus

Wir müssen mit unserem Herrn, Jesus Christus, dem Apostel des ewigen Vaters, beginnen. Er ist derjenige, der uns zur Sendung für seine Kirche und für die Welt formt. In ihm und durch ihn sind wir eins mit der Dreifaltigkeit und durch die Taufe sind wir eins im Leib Christi, der Kirche.

Als Mitglieder der Vereinigung muss Christus immer im Mittelpunkt unseres Lebens stehen, sowohl individuell als auch gemeinschaftlich, besonders in der Eucharistie. Es ist seine Sendung, nicht unsere, die wir leben. Wie die letzten drei Päpste deutlich gelehrt haben, müssen wir unsere Begegnung mit ihm in den Sakramenten, in der Gemeinschaft des Glaubens, in unseren Familien und in den Armen und Leidenden vertiefen. Diese Erfahrungen helfen uns, ein Leben der ständigen Bekehrung zu Christus zu führen, damit wir ihn als seine Apostel bezeugen können.

Coenaculum

Die Erfahrung des Abendmahlssaals oder des Zönakulums ist ein zentrales Bild für die Vereinigung. Wir konzentrieren uns jedoch nicht nur auf das Pfingstereignis, sondern auch auf die Art und Weise, wie die frühe christliche Gemeinschaft, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird, ihre geistliche Unterscheidung (discernment) traf. Die Ausweitung der Mission der Kirche auf die Heiden war ein Akt der Unterscheidung im Heiligen Geist (Apg 15,1-31).

An jedem Ort und zu jeder Zeit ist es notwendig, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen. Manche würden es vorziehen, bequem dort zu bleiben, wo sie sind. Wir sind aber zu mehr berufen. Der Heilige Geist treibt uns nicht nur nach außen in die Sendung, sondern reformiert und erneuert uns auch im Inneren.

Gemeinschaft – Communio

Die Vereinigung ist „ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, mit Gott und untereinander verbunden“ (Generalstatut, 1). Wir stehen in Gemeinschaft mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und als Leib Christi. Dies sind hochtrabende theologische Konzepte, die für uns in unserer alltäglichen Realität manchmal schwer zu erkennen sind. Das Band dieser Gemeinschaft ist die Liebe. „Denn die Liebe Christi drängt uns“ (2 Ko 5,14), sie drängt uns nach außen, um unsere Erfahrung der unendlichen Liebe Gottes mit anderen zu teilen. Wir tun dies auf verschiedene Weise, vor allem durch unsere Taten. Der heilige Vinzenz Pallotti verstand dies sehr gut und lebte es jeden Tag. Wir sind aufgerufen, seinem Beispiel zu folgen, wo immer wir uns befinden und was auch immer wir gerade tun.

UAC

Die Taten müssen nicht groß sein, sie müssen nur in Liebe getan werden und die aufopfernde Liebe Christi bezeugen, der für uns am Kreuz gestorben ist. Diese Taten formen uns und bringen uns in eine tiefere Gemeinschaft mit Gott und dem Nächsten.

Zusammenarbeit

An vielen Orten in der Welt, auch in der Kirche, scheint der Wettbewerb im Mittelpunkt zu stehen, nicht die Zusammenarbeit. Es werden harte Vergleiche angestellt, der Erfolg wird gemessen, und es geht darum, über den anderen zu stehen. Zusammenarbeit lässt den Wunsch, der Erste zu sein, beiseite und dient demütig den Bedürfnissen der anderen. Jeder hat Charismen, Gaben und Talente, die ihm vom Heiligen Geist gegeben wurden und die nicht der Selbstverherrlichung, sondern dem Gemeinwohl dienen sollen.

Als Mitglieder der Vereinigung sind wir nicht allein unterwegs, sondern gehen gemeinsam unseren Weg in heiliger Zusammenarbeit. Wir müssen uns tief in diese Art des Seins hineinbilden, hineinformen lassen, da sie dem Weg der Welt entgegengesetzt ist.

Kommunikation

Tieferes Zuhören stärkt unsere Beziehungen zu Gott und zueinander. Papst Franziskus bietet diese Überlegung an: “ Wir müssen uns in der Kunst des Zuhörens üben, die mehr ist als Hören. In der Verständigung mit dem anderen steht an erster Stelle die Fähigkeit des Herzens, welche die Nähe möglich macht, ohne die es keine wahre geistliche Begegnung geben kann.“ (Evangelii Gaudium, 171).

Diese Art des Zuhörens ist nicht einfach ein Dialog, sondern ein „Trialog“, da sie ein klares Bewusstsein für die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Begegnung beinhaltet (vgl. Séamus Freeman, The culture of Collaboration from the time of St. Vincent in: Apostolato Universale 8, 73-75). Wenn wir uns oft in dieser Art des Zuhörens üben, öffnen wir unser Herz und unseren Verstand dafür, wo der Heilige Geist uns hinführt.

Barmherzigkeit

Wir leben die Sendung der Liebe und Barmherzigkeit Jesu Christi. Es ist eine Sendung des Mitgefühls, des Mitleidens. Wir „leiden mit“ den Bedürftigen um uns herum. Pallotti ging nie auf die andere Straßenseite, um einem Menschen in Not auszuweichen. Er lebte ein Leben der barmherzigen Liebe für alle um ihn herum. Wir hören das, wenn er sagt, „ich möchte Speise werden, um die Hungrigen sattzumachen; Kleidung, um die Nackten zu bedecken; Trank, um die Durstigen zu erfrischen; Arznei, um den Magen der Schwachen zu stärken; ein weiches Bett, damit sich die Müden ausruhen; Heilmittel und Fürsorge, um die Leiden der Kranken zu lindern; Licht, um die Erblindeten zu erleuchten und Leben, um die Toten aufzuerwecken“ (OOCC X, 115).

Ein barmherziges Leben formt uns dazu, nicht für uns selbst, sondern für andere zu leben. Es ist eine bewusste und authentische Art des gemeinsamen Unterwegsseins, der uns zu dem führt, was Papst Franziskus eine „Kirche der Nähe“ nennt: „Kehren wir immer zum Stil Gottes zurück: Der Stil Gottes ist Nähe, Mitleid und Zärtlichkeit. Gott hat immer auf diese Weise gewirkt. Wenn wir nicht mit einer Haltung von Mitgefühl und Zärtlichkeit dahinkommen, eine solche Kirche der Nähe zu werden, sind wir nicht die Kirche des Herrn. Vergessen wir nicht den Stil Gottes, der uns dabei helfen muss: Nähe, Mitleid und Zärtlichkeit.“ (Ansprache zur Eröffnung der Synode, 9. Oktober 2021).

Mit-Verantwortung

„Der gesamte Synodale Prozess soll in der Tat darauf ausgerichtet sein, eine lebendige Erfahrung des Erkenntnisgewinns durch geistliche Unterscheidung, der Teilhabe und der Mitverantwortung zu fördern und die Vielfalt der Gaben für die Sendung der Kirche in der Welt zusammenzuführen.“ (Vademecum für die Synode über Synodalität, 1.3).

Die Vertiefung unserer Formung und Bildung in den ersten sechs Schlüsseln, Wegen, der christuszentrierten Zusammenarbeit hilft uns, eine größere und fruchtbarere Mitverantwortung für die Mission Christi und der Kirche zu leben. Wir haben Anteil an der Sendung Christi und sind als Apostel ausgesandt. Dies ist nicht nur unsere individuelle Mission, sondern auch die Mission der Vereinigung des Katholischen Apostolats. Wir „fördern die Mitverantwortung aller Getauften, um den Glauben zu beleben und die Liebe in Kirche und Welt neu zu entzünden, und so alle zur Einheit in Christus zu führen“.

Als Mitglieder der Vereinigung des Katholischen Apostolats können uns diese sieben Schlüssel zur christuszentrierten Zusammenarbeit tiefer in Gemeinschaft, Teilnahme (Partizipation), Sendung und Mitverantwortung formen – in Synodalität.

"Sieben Schlüssel zur christuszentrierten Zusammenarbeit"

Zur persönlichen oder gemeinschaftlichen Reflexion:

– Wie können die „Sieben Schlüssel für eine christuszentrierte Zusammenarbeit“ zu einer tieferen Ausbildung in der Synodalität beitragen?
– Was sind die Herausforderungen dieser Art, Kirche zu sein? Was können die Früchte sein?
– Auf welche Weise kann die Vereinigung des Katholischen Apostolats eine bessere Ausbildung in der Synodalität fördern?

Pater Frank Donio SAC, USA

Apostel heute, Monatliche Reflexion November 2022, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Bilder: Cienpies Design (Händebaum), LIGHTFIELD STUDIOS (Dialog), what4ever (Bibel international) Adobe Stock

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