Vinzenz Pallotti und Nazareth - Die bewusste Entscheidung für ein einfaches Leben

Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio - von Genevieve Bofia UAC aus Kamerun

Eine vergleichende Analyse des Lebens des heiligen Vinzenz PALLOTTI und des Dorfes Nazareth veranlasste uns, dieses Thema zu wählen: „Ein ganz einfaches Leben“. Wir wählen dieses Thema angesichts der vielen Ähnlichkeiten zwischen dem Leben unseres Heiligen und dem Leben in Nazareth.

Nazareth könnte sich von der Wurzel „nasar“ ableiten, die im Hebräischen „einer, der beobachtet“, „einer, der bewacht“, „sich kümmern – beschützen – bewachen“ bedeutet. Wir könnten es „der Wächter“ nennen. Es war ein einfacher kleiner Ort, arm und schmucklos. Das Leben der Menschen war einfach, mit alltäglichen Tätigkeiten, die für die unteren Klassen typisch waren: Getreidemühlen, Ölpressen, landwirtschaftliche Geräte, Wassertanks. Durch dieses sehr gewöhnliche Leben hat Nazareth der Menschheit viel zu lehren, aber heute werden Einfachheit und Weisheit oft nicht geschätzt. Letztendlich war es Nazareths Schicksal, weder Ruhm noch Ansehen zu haben.

Leben wie in Nazareth, im Geist der Armut und Demut

Die Symbolik von „Nazareth“ beginnt also schon in der Etymologie, und dies wird durch das Leben Jesu bestätigt. „Hüten, Bewachen, Beschützen, Beobachten“, geben uns bereits eine Vorstellung von der Rolle und dem Charakter der Menschen, die dort leben, von ihrem verantwortungsvollen Geist. In ihrem Leben spielt die Familie eine Schlüsselrolle, aber wir sollten die Familie im weitesten Sinne verstehen, im Sinne des Familienclans. Es handelt sich nicht nur um die Kernfamilie, sondern alle Menschen fühlen sich durch Blutsbande miteinander verbunden. Und genau diesen Ort hat der Herr als Heimat seines Sohnes, Jesus von Nazareth, gewählt, einen Ort der Liebe und des Friedens.

Wenn wir nun Josef und Maria betrachten, sehen wir, dass sie zu denjenigen gehören, die diese Art zu leben und zu denken vertraten. Sie waren ein religiöses und betendes Paar, das sich der Einhaltung des mosaischen Gesetzes verschrieben hatte. Wohl jedes Jahr unternahmen sie eine Pilgerreise nach Jerusalem. Ihr Glaube ist nah an den Realitäten des täglichen Lebens und der täglichen Arbeit. Es ist derselbe Geist der Einfachheit, der Liebe, der Geduld und des Gehorsams, der sie beseelt.

In ihrem Familienleben in diesem Dorf erleben sie Einfachheit in menschlichen Beziehungen. Sie haben gelernt, sich an Gott zu wenden und ihm ihre Not zu klagen. Sie verlassen sich auf seine Güte und Barmherzigkeit, und der Lobpreis Gottes ist Ausdruck ihrer Spiritualität. Und in diesem bescheidenen Haus in Nazareth sollte Gott Heimat finden. Nicht Reichtum oder die Größe seiner Bevölkerung machen diesen Ort berühmt. Ein kleiner, unbedeutender Ort. Wir verstehen, was das für uns bedeutet, was der Herr von uns in Bezug auf unsere Haltung erwartet: den Geist der Armut, der Demut.

Heiligkeit ist eine Sache des Glaubens und der Offenheit

Manchmal gefällt es uns überhaupt nicht, dass wir klein und unbedeutend sind. Wir glauben, dass Heiligkeit eine Sache der Tugenden ist, während sie doch in erster Linie eine Sache des Glaubens und der Offenheit gegenüber Gott ist. Mit Blick auf Jesus sagte der heilige Paulus: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Er der reich war, wurde euretwegen arm, damit ihr durch seine Armut reich werdet“ (2 Kor 8,9).

Vinzenz Pallotti klopft bei uns an!

Schauen wir auf unseren Gründer, den heiligen Vinzenz Pallotti, „der an das Gewissen der Laien klopft, wie man an eine Tür klopft“ (Papst Paul VI, am 1. September 1963 in Frascati). Und Pallotti wird nicht müde, uns zu sagen: „Die Grundregel unserer geringen Gemeinschaft ist das Leben unseres Herrn Jesus Christus, um ihn demütig und vertrauensvoll mit aller möglichen Vollkommenheit nachzuahmen“ (OOCC III,40).

Wie wir wissen, Pallotti wurde in Rom geboren, er stammte aus einer bürgerlichen Familie, aber er wollte nicht Karriere machen, sondern Jesus nachzufolgen, er lernte vom Beispiel von Nazareth. Es könnten die Worte Pallottis sein, die Papst Paul VI bei seinem Besuch in Nazareth sagte: „Das Haus von Nazareth ist eine Schule, in der man beginnt, Christi Leben zu verstehen. Es ist die Schule des Evangeliums. Hier nämlich lernen wir vor allem sehen, betrachten und verstehen, welch große und geheime Kraft in dieser schlichten, demütigen und köstlichen Offenbarung des Sohnes Gottes steckt. Nach und nach lernen wir vielleicht auch, ihm nachzufolgen. Hier in dieser Schule sieht man, wie notwendig eine geistliche Ordnung ist, wenn man der Lehre des Evangeliums folgen und Jünger Christi sein will.“

Vinzenz Pallotti war in der ganzen Stadt für seine karitative Arbeit bekannt, in der ein Großteil der Bevölkerung oft in erbärmlichen Verhältnissen lebte. Als eine Choleraepidemie ausbrach, widmete er sich mit ganzem Herzen der Pflege der Kranken und riskierte dabei seine eigene Gesundheit. Im Leben und in der apostolischen Aktivität Pallottis war das vorherrschende Ziel, gleichsam der Sauerteig, der alles durchdrang, sein Mühen, täglich in der Heiligkeit zu wachsen. Jeder Augenblick seines Lebens war auf den unendlich heiligen Gott ausgerichtet. Im Mittelpunkt all seiner Tätigkeit standen vor allem die Ehre Gottes und das Heil der Menschen. Für Pallotti ist der tiefste Beweggrund göttlichen Handelns seine unendliche Liebe; vor der Krippe des Herrn wollen wir ihm für seine Liebe danken.

Frau Genevieve Bofia UAC
Kamerun

Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im Dezember 2023.
Anmerkung: Im Dezember 2023 gibt es eine Besonderheit. Es gibt zwei Reflexionen, eine kommt aus Indien und eine aus Kamerun.
Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Foto: icksanglee adobe stock.

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