Die Macht des Sakramentes der Versöhnung
Jubiläum der Missionare der Barmherzigkeit
Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio von Schwester Françoa Harelimana SAC aus Ruanda
Einführung
Die Kraft des Sakraments der Versöhnung lässt sich am besten an den Schritten erkennen, die unternommen werden, um den Schaden, den die Sünde angerichtet hat, zu beheben. Gott selbst ist durch sein fleischgewordenes Wort in unsere Welt eingetreten, um die Wunden zu heilen, die die Sünde im menschlichen Leben verursacht hat. In seiner unendlichen barmherzigen Liebe hat er dieses Sakrament eingesetzt und der Kirche anvertraut, durch das die Gläubigen in die Gemeinschaft mit ihm und seinem Volk zurückkehren können.
Ein Sakrament der Heilung
Das Sakrament der Versöhnung hat noch andere Namen, die seine Bedeutung verdeutlichen. Es wird oft Bußsakrament, Beichtsakrament, Sakrament der Vergebung oder Sakrament der Buße und der Versöhnung genannt (Katechismus der Katholischen Kirche – KKK 1423-1424).
Dieses Sakrament ist eines der sieben von Jesus Christus eingesetzten Sakramente, durch die er das Heil derer bewirkt, die sich ihm nähern. Es ist par excellence das Sakrament der Liebe und des Trostes Gottes. Man kann sagen, dass diejenigen, die den Wunsch äußern, dieses Sakrament zu empfangen, dadurch die barmherzige Liebe Gottes bekennen. Das Zweite Vatikanische Konzil macht deutlich, dass die Gläubigen, die gesündigt haben, aber zu ihrer Bekehrung durch Liebe, gutes Beispiel und Gebet mitwirken, erhalten von Gottes Barmherzigkeit Verzeihung und werden zugleich mit der Kirche versöhnt, die sie durch die Sünde verwundet haben. (vgl. Lumen Gentium, Nr. 11).
Durch das Sakrament der Versöhnung können diejenigen, die unter der Sünde leiden, „kosten und sehen, wie gut der Herr ist“. Welches die Wunden sind, die durch dieses Sakrament geheilt werden, sagt uns die Definition der Sünde. Nach dem Katechismus der Katholischen Kirche ist die „Sünde ein Verstoß gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen; sie ist eine Verfehlung gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten aufgrund einer abartigen Anhänglichkeit an gewisse Güter. Sie verletzt die Natur des Menschen und die menschliche Solidarität. Sie wurde (vom hl. Augustinus) definiert als ein Wort, eine Tat oder ein Begehren, im Widerspruch zum ewigen Gesetz.“ (KKK Nr. 1849). Die Kraft dieses Sakraments stellt die geistige Gesundheit zum Wohle des ganzen Menschen wieder her.
Die Freude der Versöhnung
Die Freude, durch die Taufe von der Erbsünde gereinigt zu werden, wird oft durch falsche Entscheidungen gegen Gott und den Nächsten zerstört. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) macht deutlich, dass die verlorene Freude durch die Bekehrung nach der Taufe im Sakrament der Versöhnung wiederhergestellt wird.
Nach diesem Gleichnis lehnte der jüngere Sohn den Vater ab und verließ das Vaterhaus, doch dies konnte die Liebe des Vaters zu seinem Sohn nicht zerstören. Das Leben Jesu offenbart allen das barmherzige Antlitz des Vaters, dessen Freude es ist, zu vergeben. Er hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder.
Papst Franziskus sagt, in diesem, wie auch in anderen Gleichnissen über die Barmherzigkeit, Jesus offenbart die Natur Gottes als die eines Vaters, der nie aufgibt, bevor er nicht mit Mitleid und Barmherzigkeit die Sünde vergeben und die Ablehnung überwunden hat. (Misericordiae vultus, Nr. 9). Diese freudige Atmosphäre kennzeichnet die Begegnung zwischen Gott und seinen Kindern und zwischen ihnen. Anstatt sich mit unserem zerbrochenen Bund abzufinden, hat er durch seinen Sohn Jesus Christus ein neues Band zwischen der Menschheit und ihm geknüpft, ein Band, das so stark ist, dass es durch nichts aufgelöst werden kann (vgl. Messbuch, 1. Eucharistisches Hochgebet zur Versöhnung).
Diese göttliche Freude überflutet die Erde, so dass niemand Angst haben muss, sein Elend und seine Unwürdigkeit zu bekennen. Im Gegenteil, jeder sollte mit Zuversicht und Hoffnung zur Beichte gehen, denn, wie der heilige Franz von Sales sagte, „unser Elend ist der Thron der Barmherzigkeit Gottes“.
Die Kraft zu lieben und zu verzeihen
Auf jedem spirituellen Weg entmutigt einer, der strauchelt, andere und zieht sie herunter. Andererseits ermutigt einer, der in den Ozean der göttlichen Barmherzigkeit eintaucht, viele andere. Um das größte Gebot des Herrn, Gott und den Nächsten zu lieben (Mt 22,34-40), zu halten und zu befolgen, sind die Gläubigen eingeladen, sich immer auf die Kraft des Sakraments der Versöhnung zu verlassen. Es heilt die durch die Sünde verwundete Liebe und stellt die heiligmachende Gnade wieder her. Die Erfahrung dieser „geistlichen Auferstehung“ wird von neuer Kraft begleitet, nicht nur um Versuchungen zu bekämpfen, sondern auch um Gott und den Nächsten zu lieben und anderen ihre Schuld zu vergeben.
Das Apostolische Schreiben Reconciliatio et Paenitentia von Papst Johannes Paul II. erinnert daran, dass Jesus auf dieses Thema der Vergebung und Versöhnung hinweist, wenn er uns auffordert, „dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd!“ (Lk 6,29), und sogar von uns verlangt, unsere Feinde zu lieben (Mt 5,43-45) und grenzenlos zu vergeben (Mt 18,21-22). „Unter diesen Bedingungen“, so der Papst, „die nur in echt evangelischem Geist verwirklicht werden können, ist wahre Versöhnung unter den einzelnen, zwischen Familien, Gemeinschaften, Völkern und Nationen möglich“. (Nr. 26).
Liebe und Vergebung sind untrennbar miteinander verbunden. Letztere begleitet das Wachstum der Liebe, um die Gläubigen für den Geschmack des Sakraments der Versöhnung zu öffnen. Gott hasst die Sünde. Aber er liebt den Sünder über alles. Deshalb setzt er sich auch heute noch durch seinen Sohn und allen, die seinem Sohn nachfolgen, für die Heilung der verwundeten Herzen seiner Kinder ein.
Der heilige Vinzenz Pallotti, ein glücklicher Büßer
Vinzenz Pallottis Schriften sind voller Selbstvorwürfe, so sehr, dass der Leser das Gefühl hat, dass Pallotti ein Leben als Büßer als das wahre Leben ansieht. Und doch ist dieser Büßer, der sich seines Elends und seiner Sünden bewusst ist, immer glücklich, wenn er sich von der unendlichen Liebe und der unendlichen Barmherzigkeit Gottes umfangen fühlt. In seinen Exerzitien in Montecitorio im Jahr 1842 notierte er diesen geistlichen Weg: Mein Gott, meine Barmherzigkeit, Du weißt nur, dass ich so unfähig war und bin, heilig zu sein, dass ich es nur durch ein außerordentliches Wunder Deiner Barmherzigkeit sein kann (OOCC X, 714). Er ist überzeugt, dass er es aus eigener Kraft nicht schaffen wird, aber zusammen mit Gott wird es ihm gelingen (OOCC X, 122).
Auf seinem Weg zur ersehnten Vollkommenheit leidet er unter den Hindernissen seiner eigenen Begrenztheit und unternimmt Schritte, um weiterzukommen. Der wichtigste davon ist in diesem Grundsatz formuliert: Die sakramentale Beichte, die oft und mit den notwendigen Dispositionen abgelegt wird, ist ein sehr wirksames Mittel zur Erlangung der Vollkommenheit (OOCC XI, 903). Er dachte dabei auch an die Rettung der anderen. Im Mittelpunkt all seiner Tätigkeit standen die Ehre Gottes und das Heil der Menschen. Wir wissen, dass dies auch für seine geistliche Familie Leitmotiv wurde: die Vernichtung der Sünde zur unendlichen Ehre Gottes und zum Heil der Seelen.
Dank dieses Sakraments ist Pallotti ein Mensch, der glücklich ist, Gegenstand der unendlichen Liebe Gottes zu sein. Diese tiefe Erfahrung begleitet ihn auf seinem Weg. In einem seiner Zwiegespräche mit Gott öffnet er ihm sein Herz und weiß nicht, wie er seine Freude ausdrücken soll: Du, der Du unendliche Liebe bist, unendliche Barmherzigkeit, und vergib mir, wenn ich zu sagen wage, dass Du verrückt bist vor lauter Liebe und Barmherzigkeit mir gegenüber (OOCC X, 235). Pallottis Enthusiasmus machte ihn zu einem Verfechter der Barmherzigkeit, und er hörte nie auf, andere zu ermutigen, das Sakrament der Versöhnung anzunehmen. Er zögerte nicht einmal, das Beispiel so vieler Heiliger weiterzugeben, die diese Erfahrung gemacht hatten: Der heilige Leonhard ging zweimal am Tag zur Beichte, der heilige Franziskus Regis dreimal am Tag und der heilige Pacifico da Sanseverino viermal am Tag, […] um sich dem Heiligen Altar mit einer vollkommeneren Gewissensfreiheit zu nähern (OOCC II, 68).
Beichten bedeutete für ihn, seinen Glauben, seine Liebe zu Gott zu bekennen. Er würde gerne oft hingehen. So äußerte er 1840, als er in Osimo war, den Wunsch, täglich das Sakrament der Versöhnung zu empfangen (vgl. OOCC X, 386).
Zeugnis
Die Spendung des Sakramentes der Versöhnung ist ein anspruchsvoller, aber sehr wichtiger Dienst. Zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Kibeho (Ort der Erscheinungen Mariens, der Mutter des Wortes, in Ruanda) kommen viele Pilger, um dieses Sakrament zu erbitten. Mich persönlich schmerzt es, wenn einige Pilger von dort weggehen, ohne dieses Sakrament empfangen zu haben. Das Gleiche sagen auch meine Mitbrüder. Manchmal bleiben wir im Beichtstuhl hängen und gehen spät und sehr müde, aber glücklich nach Hause. Hier in Kibeho hat die Jungfrau Maria einen lebhaften Aufruf zur Umkehr gestartet. Wir suchen nach Verstärkung durch andere Priester, um den Dienst an allen zu gewährleisten, die ihn wünschen. Bitte, beten Sie für uns!
Schlussfolgerung
Die wiederentdeckte Gemeinschaft mit Gott stärkt die zerbrechlichen Bande mit unseren Nächsten und festigt so die Einheit der Kirche. Die menschliche Gemeinschaft hat es heute so dringend nötig, ihre Würde im Herzen der menschlichen Zerbrechlichkeit wiederzuentdecken, indem sie um Vergebung bittet und sie anbietet (vgl. Enzyklika Dilexit nos, Nr. 189). In seinem Aufruf zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit (2015) richtete Papst Franziskus einen eindringlichen Appell an die gesamte christliche Gemeinschaft: „Für die Kirche ist erneut die Zeit gekommen, sich der freudigen Verkündigung der Vergebung zu widmen. … Die Vergebung ist eine Kraft, die zu neuem Leben auferstehen lässt und den Mut schenkt, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.“ (Misericordiae vultus, Nr. 10). Der Appell des Heiligen Vaters ist nach wie vor gültig.
Zwei Fragen:
1) Es wird heute von einer Krise des Sakraments der Versöhnung gesprochen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Unzufriedenheit mit den Sakramenten im Allgemeinen und mit dem Sakrament der Versöhnung im Besonderen?
2) Das Charisma des heiligen Vinzenz Pallotti ist unser Erbe. Sein Motto „Ad destruendum peccatum“ ist auch das unsere. Welche apostolischen Aktionen schlagen Sie vor, um die Sünden in unserer Zeit zu bekämpfen?
Schwester Françoa Harelimana SAC aus Kibeho (Ruanda)
Suore Missionarie dell’Apostolato Cattolico
Provinz „Unsere liebe Frau von Kibeho“
Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im März 2025, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Übersetzung: Pater Wolfgang Weiss. Foto: Pallottine Missionary Sisters of the Catholic Apostolate, Rome
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