Die Liebe zu Gott wird in konkreten Zeichen der Nächstenliebe sichtbar
Reflexion für die Mitglieder der pallottinischen Unio von Pater José Orlando de Carvalho da Cruz SAC aus Brasilien (Südamerika)
Liebe Mitglieder der pallottinischen Familie,
in diesem Monat November sind wir zu einem Leben der Heiligkeit eingeladen, d.h. zu einem Leben der Gemeinschaft mit Gott, das von Liebe, Selbsthingabe und karitativem Dienst an den anderen geprägt ist.
Wenn die Worte des heiligen Paulus „CARITAS CHRISTI URGET NOS!“ für das Leben des heilige Vinzenz Pallotti bestimmend waren, so stellt er auch die „Liebe Christi, die uns drängt“ (vgl. 2 Kor 5,14) als Beweggrund für unser pallottinisches Handeln innerhalb und außerhalb der Kirche dar, als eine Art, die Liebe zum Nächsten auf ganz konkrete Weise zu leben. Diese Haltungen geben jenen, denen unsere Liebe gilt und uns, die wir anderen mit Liebe dienen, einen Sinn.
„Die Liebe ist die Harmonie zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf“
Die Liebe ist die Harmonie zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf und wird dort sichtbar, wo die Kirche durch Taten der Nächstenliebe ihren Kindern mit Nahrung für die Hungernden, Arznei für die Kranken, zu Hilfe kommt und den Gefangenen und an den Rand Gedrängten Hilfe und Schutz gibt,… Wie unser Gründer sagte: „Ich möchte Essen, Trinken, Kleidung, Medizin sein… alles für alle sein“ (vgl. OOCC X,115). Ohne das Band der Liebe wird es keinen Wandel geben, denn wir werden sonst ein „Land der Unterprivilegierten“ sein. Das Herz eines Christen ohne Nächstenliebe ist kalt, egoistisch und freudlos; es bringt keine Frucht. Christus erinnert uns daran, dass wir viel Frucht bringen sollen (Johannes 15,16).
Vinzenz Pallotti zeigt uns in der Praxis und in seinen Schriften, dass die zentrale Bedeutung des Katholischen Apostolats aus einem Herzen erwächst, das von der Liebe Christi zu den Menschen entflammt ist; bewegt von der Liebe Gottes zu uns sündige Menschen, für die sich der Sohn Gottes hingegeben hat, um uns zu erlösen und zu retten. Gott ist die Liebe, und wir sind nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, sind berufen, die Universalität der barmherzigen Liebe zu allen Menschen und dort, wo wir sind, an allen Orten, zu leben.
„Ein Mitglied der pallottinischen Familie, der nicht ganz konkret dem Nächsten seine Aufmerksamkeit und Liebe schenkt, ist wie eine Taube mit nur einem Flügel“
Ein Mitglied der pallottinischen Familie, der nicht ganz konkret dem Nächsten seine Aufmerksamkeit und Liebe schenkt, ist wie eine Taube mit nur einem Flügel; sie wird in ihrer Sendung begrenzt; sie fliegt nicht, sie lässt sich nicht vom Wind des Heiligen Geistes tragen, sondern klammert sich an die kleinlichen Stimmen des menschlichen Geistes, der das Ewige nicht kundtut und sich nicht als Licht in der Welt erkennen lässt (vgl. Mt 5,14).
Pallotti weist uns immer wieder darauf hin: „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1 Joh 4,16), und damit bestätigt und bekräftigt er den Sinn unserer Existenz und unseres Seins in der Kirche und in der Welt.
Ohne Bindung an Gott riskieren wir, dass unser Einsatz für unsere Mitmenschen zu einem Ort der Statistik wird, um die Ausgaben und die Suche nach Ergebnissen zu rechtfertigen. Wir wissen, dass wir verpflichtet sind, von unserer Arbeit, von der Verwaltung von materiellen Gütern, Rechenschaft abzulegen. Aber die Transparenz der Zahlen offenbart nicht immer die Transparenz der Gerechtigkeit mit unserem Charisma und beschädigt damit einen anderen Pfeiler der pallottinischen Spiritualität, nämlich die Güter-Gemeinschaft im materiellen und geistlichen Bereich.
„Die Liebe ist für uns das Herz, die Füße und die Hände des pallottinischen Charismas“
Die Liebe ist für uns das Herz, die Füße und die Hände des pallottinischen Charismas; ohne sie können wir die uns von Christus und der Kirche anvertraute Sendung nicht verwirklichen und nicht erfüllen.
Es soll uns niemals eine Last sein, wenn wir in Liebe einem anderen dienen und ihm zu Hilfe kommen. Nächstenliebe ohne die Bindung an Gott, der die Liebe ist, läuft Gefahr, nur eine soziale Hilfe zu sein, die zu einem begrenzten Akt wird, der die Seele der anderen nicht berührt, weil er kein Akt der Liebe war. Die wahre Liebe berührt den ganzen Menschen: Seele und Geist; sie ist die Nächstenliebe par excellence.
Zum pallottinischen Wesen gehörte von Anfang an Hochherzigkeit. Der heilige Vinzenz Pallotti und seine ersten Mitarbeiter waren nicht arm, sie verfügten über viele Güter, sowohl materielle als auch geistliche, die sie frei an andere verteilten; dies sind Zeichen einer Nächstenliebe, die von Herzen kommt, die von Gottes Geist geleitet wird. Beispiele: die erste öffentliche Aktion des heiligen Vinzenz Pallotti, die Gründung der Pia Casa di Carità zugunsten verlassener Mädchen; Besuche bei Kranken, besonders in den Zeiten der Cholera-Epidemie, und Gefangenen; Suppenküche für die Hungernden. Hilfe für Missionare in aller Welt… diese Fakten dürfen nicht aus unserem Gedächtnis gelöscht werden.
Die Nächstenliebe ist eine Sprache, die jeder verstehen kann, denn sie stammt von dem, der uns nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat, sie ist im Wesen eines jeden Mannes und einer jeden Frau enthalten, auch wenn es Fälle gibt, in denen die Nächstenliebe in ihrem Dasein verkümmert ist, weil eine Person, in der Umgebung, in der sie aufgewachsen und geprägt wurde, keine Erfahrung mit diesem Geschenk gemacht hat. Daher ist es unsere Aufgabe, sie jederzeit in konkreten Taten für diejenigen, die sie brauchen, sichtbar werden zu lassen, um so in der menschlichen Seele die Liebe, diese kostbare Gabe für unsere Existenz in Zeit und Ewigkeit, wiederzuerwecken, zu einem Leben, das nicht einmal der Tod sie überwinden kann, „denn die Liebe hört niemals auf.“ (vgl. 1 Kor 13).
Es zwei Orte, an denen wir die Nächstenliebe manifestieren können:
Unsere Institutionen und unser Alltag
Im konkreten pallottinischen Leben gibt es zwei Orte, an denen wir die Nächstenliebe manifestieren können: der eine ist durch die Institutionen, die wir geschaffen haben oder die uns von der Kirche anvertraut wurden; der andere ist unser Alltag, wo die Liebe uns die Augen und das Herz für die Not des Nächsten öffnet. Nur was von Herzen kommt, wird auch den ersten Ort mit Leben erfüllen. Es ist ein Geschenk, das der Heilige Geist unserem Gründer und er uns gegeben hat, dieses Charisma, in dem jede und jeder berufen und zu den anderen gesandt ist, im Nächsten seinen Bruder, seine Schwester, ja den Herrn selbst sieht.
„Nur wo wir Liebe teilen, wächst sie.“
Das Leben in der Nächstenliebe erweckt im Menschen das Bewusstsein, nicht einfach nur unterstützt zu werden, sondern dass er sein Leben in seine eignen Hände nehmen kann. In der pallottinischen Sicht vom Menschen zeigt sich seine Berufung, die Liebe, die Gott ihm schenkt, zu teilen, Ikone seiner Liebe zu sein. Nur wo wir Liebe teilen, wächst sie.
Für den heiligen Vinzenz Pallotti blieb nichts unbemerkt von seinem barmherzigen Blick, ob er durch die Straßen Roms ging oder über Rom hinausdachte. Heute glauben viele Menschen, dass sie nicht geliebt werden, weil sie in ihrer Not nicht gesehen werden; sie verlieren allmählich das Gefühl des Seins und der Existenz; sie schämen sich, in den Augen ihrer Mitmenschen solch eine Person zu sein. Die freiwillige oder institutionelle Nächstenliebe kann den Menschen helfen, sich selbst als Teil einer Wirklichkeit wiederzuentdecken, in der das Sein über dem Haben steht.
Schließlich stellt die Praxis der Nächstenliebe, die sich an die Bedürftigen richtet, den Menschen in seiner Gesamtheit wieder her: Geist, Seele und Leib (vgl. 1 Thess 5,23) her; sie stellt jedes Wesen an seinen Platz zurück, nicht in Isolation, sondern in Beziehung zu Gott und zu seinen Mitmenschen.
Nachdenken und teilen:
1. Wie haben wir als Institution Ressourcen eingesetzt, um konkret Nächstenliebe gegenüber anderen – nah und fern – zu zeigen?
2. Wenn es in meiner Nähe eine gemeinnützige Einrichtung gibt, was für eine konkrete und emotionale Beziehung habe ich zu ihr?
3. Hat das pallottinische Charisma der Nächstenliebe, das ich erfahren habe, die Identität, der mir nahestehenden Einrichtungen beeinflusst?
4. Was ist das Ziel der Nächstenliebe im Leben der pallottinischen Familie?
In der Liebe Christi
Pater José Orlando de Carvalho da Cruz SAC
Brasilien
Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im November 2024, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Übersetzung: Pater Wolfgang Weiss. Bild erstellt mit DALL·E, einer KI-gestützten Bildgenerierungssoftware von OpenAI.
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