Alle Familien im Dorf besuchen

Der indische Pater Babu legt in allen Kulturen Wert auf die Nähe zu den Menschen

Interkulturalität ist eine Frage der Begegnung zwischen Menschen und daher immer abhängig davon, wie gut man die Sprache der Menschen beherrscht. Diese Erfahrung hat der indische Pallottiner Pater Babu Pereppadan gemacht, und zwar in seiner Heimat Indien genauso wie in Deutschland.

Wenn es um die Begegnung von Kulturen geht, dann kann Pater Babu Pereppadan gut mitreden: In Indien geboren ist er es gewöhnt, dass jeder Bundesstaat seiner Heimat eine andere Sprache spricht. Als er dann vor über 20 Jahren nach Deutschland kam, musste er gut Deutsch lernen, um die Menschen begleiten zu können. Und er erlebte dann in einer Pfarrei, dass dort so viele Ausländer lebten, dass er dort auch mit Deutsch kaum weiterkam. Zudem begleitet er ausländische Mitbrüder in der Diözese Augsburg und vertritt die indischen Priester. Interkulturalität pur.

Nach seinem Studium und seiner Priesterweihe im Jahr 1990 machte Pater Babu seine interkulturellen Erfahrungen in verschiedenen Stationen in Indien. Da in den 29 Bundesländern 22 Sprachen plus Dialekte vorherrschen, war Englisch zwar die übergreifende Verständigungssprache, aber Pater Babu merkte rasch, dass es pastoral nötig war, wenigstens ein bisschen die Landessprache zu beherrschen, um für die Menschen da sein zu können.

Täglich die Aussprache geübt

Dieselbe Erfahrung machte er auch in Deutschland. Nachdem er von 1996 bis 2003 Provinzökonom der indischen Provinz gewesen war, wollte er gerne ins Ausland gehen und dachte an Australien oder USA. Der damalige deutsche Generalrektor Pater Fritz Kretz lud ihn jedoch ein, nach Deutschland zu gehen. Somit war die erste Aufgabe: Deutsch lernen am Goethe-Institut.

In Friedberg angekommen, habe dann der ehemalige Provinzial Pater Josef Danko mit ihm täglich die Aussprache geübt. „Nur wenn du die Sprache kannst, erlaube ich dir, in eine Pfarrei zu gehen“, habe Pater Danko ihm damals gesagt. Dass Pater Babu heute so gut Deutsch spricht, verdankt er seinem Mitbruder.

In verschiedenen ländlichen Gemeinden um Friedberg hat Pater Babu seinen Dienst begonnen: In Lauingen, in Dasing, in Oberhausen, Augsburg und schließlich in Aindling, wo er heute noch Pfarrer ist. „Und in der pastoralen Arbeit ist mir das Wichtigste, den Menschen nahe sein zu können und die Familien zu besuchen“, sagt Pater Babu. In dem Dorf Veitriedhausen bei Lauingen habe er zum Beispiel alle Familien persönlich zu Hause besucht. Sein Deutsch sei damals noch nicht so gut gewesen, aber er habe sich unterhalten, mit ihnen Brotzeit gemacht oder Kaffee getrunken. Diese Besuche habe er auch in Laimering in Dasing beibehalten.

Nachts ans Sterbebett gerufen

„Als Pfarrer muss man Seelsorger sein sowie den Menschen nahe sein, in Freude und Trauer“, sagt der Pallottinerpater. Ähnliches habe er auch erlebt, als er in einer multikulturellen Gemeinde in Augsburg-Oberhausen Pfarrer war. Italiener, Russen, Rumänen und Afrikaner waren dort neben wenigen Deutschen in seiner Pfarrei. „Fast keiner hat Deutsch gesprochen, aber alle kamen sie in den Gottesdienst“, erinnert sich Pater Babu und fügt hinzu: Die Russen zum Beispiel begrüßten ihn beim Besuch mit Schnaps, doch zum Pfarrfest kam kaum jemand. „Aber wenn Sie einen Priester brauchen, dann riefen sie an: bei Todesfällen, Krankheiten, Taufen oder Hochzeiten.“ Sie alle hätten im Herzen einen tiefen Glauben und wollten betreut werden.

Ein besonderes Beispiel ist Pater Babu in Erinnerung, als er um 2 Uhr nachts einen Anruf von einer Familie erhielt, weil „die Mama“ im Sterben lag. Es habe geschneit, die Familie habe das Licht außen brennen lassen, damit er das Haus finde, er habe die Krankensalbung gespendet, und dann sei die Frau gestorben. Diese Nähe zu den Menschen, sie zu besuchen und die Sakramente zu spenden, darauf kommt es ihm an. Das gilt für alle interkulturellen Bemühungen: „Ohne Nähe geht es nicht, sonst versteht man die Sorgen nicht“, sagt er.

Jungen studierenden Mitbrüdern aus dem Ausland rät Pater Babu daher zum einen, die Sprache zu lernen, und zum anderen, immer zu bedenken, dass die Menschen Bedarf an spiritueller Begleitung haben. „Gottesdienste allein reichen nicht.“ Sein Rezept lautet daher: Netzwerke bilden und in Kontakt bleiben. Denn Leben, Verkündigung und Predigt des Priesters sollen das Herz der Menschen berühren und zu einem guten christlichen Leben bewegen, findet er. Und er selbst kann sich vorstellen, irgendwann wieder in seine Heimat zurückzukehren, wo noch seine Nichten und Neffen leben. „Vielleicht wenn ich in Rente bin“, sagt er.

Bericht & Bild: Alexander Schweda

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