Der Pallottiner-Pater Reinhold Maise SAC ist Gärnter und Priester.

Projekte aufblühen lassen

Als Gärtner und als Missionssekretär fördert Pater Reinhold Maise das Leben

Gerade hat Pater Reinhold Maise eine üppig blühende Orchidee in seinem Büro im Provinzialat in Friedberg gegossen. Der Pallottiner hatte schon als Gärtner auf der Blumeninsel Mainau im Bodensee ein Händchen für Zierpflanzen. Seit eineinhalb Jahren hilft er nun als Missionssekretär mit, Projekte der Pallottiner vor allem in Afrika und Indien aufblühen zu lassen. Ob früher als Gärtner und jetzt als Missionssekretär – in beiden Fällen geht es ihm darum, „Leben zu fördern“.

Als Missionssekretär ist Pater Maise viel unterwegs – in seinem ersten Jahr mit der neuen Aufgabe zusammengerechnet die Hälfte des Jahres. Mittlerweile hat er Indien, Kamerun, Nigeria, Malawi, Südafrika, Argentinien, Brasilien und Uruguay, Polen und die Ukraine besucht. Sein Hauptaugenmerk gilt dabei seinen Mitbrüdern. Wenn sich die Gelegenheit bietet, lässt er sich aber nebenbei von der Pflanzenwelt und ihrer Vielfalt faszinieren. In Kamerun sah Maise, wie eine von einer spanischen Pfarrei finanzierte Bananenplantage mitten im Wald Früchte trägt. Der Weg dorthin führte auf einem Motorrad über Stock und Stein. In Nordindien freute er sich über Orchideen am Naturstandort.

Sie sind sein Spezialgebiet als Gärtner mit der Fachrichtung Zierpflanzenbau. Die Ausbildung dazu absolvierte er auf der Insel Mainau. Insgesamt elf Jahre arbeitete er auf der Blumeninsel. Zu den Aufgaben des Pallottiner-Paters zählte es, Orchideen zu bewässern, zu düngen und umzutopfen und die aufwändigen Orchideenschauen mit vorzubereiten. Kreativität war gefragt, um etwa 3000 blühende Schönheiten richtig in Szene zu setzen. Viele staunten darüber, dass da ein Priester neben seiner Seelsorger-Tätigkeit wöchentlich drei Tage als Gärtner arbeitete. Auch das Fernsehen interessierte sich dafür.

Pater Reinhold Maise besucht als Missionssekretär seine Mitbrüder im Norden Kameruns.

Lernen von der Pflanzenwelt

Doch Spiritualität und Botanik sind für Pater Maise keine Gegensätze. Im Gegenteil. „Von der Botanik fühle ich mich befruchtet und positiv inspiriert“, sagt der Pallottiner. Menschen können aus seiner Sicht von der Pflanzenwelt lernen zu leben. Der Pallottiner erklärt dies so: „Lebensgesetze gelten beim Menschen und in der Natur. Es gehört zur Kunst des Lebens, die Lebensimpulse wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben.“ Dies vermittelte Maise im Herbst vielen Besuchern des Festes der Begegnung bei spirituell-botanischen Führungen durch den Park der Friedberger Pallottiner. Dort stehen etwa 200 Bäume. Es ist eine bunt gemischte Gesellschaft mit vielen unterschiedlichen Baumarten, darunter Exoten und bis zu 80 Jahre alte Baum-Senioren.

„Es gehört zur Kunst des Lebens, die Lebensimpulse wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben.“ 

Für Maise ist der Park ein Schatz, den die Pallottiner jetzt nach Pflegemaßnahmen wie Totholzentfernung wieder neu für sich entdecken. Er erzählt dort spannende Geschichten über besondere Pflanzen. Von der Insel Mainau kennt er eine ganze Allee von Urweltmammutbäumen. Aber das einzelne zweistämmige Exemplar in Friedberg wirkt ebenfalls beeindruckend. Zumal diese Baumart seit der Urzeit als ausgestorben galt und erst 1941 in China wiederentdeckt wurde. Da ist also ein Fossil wieder auferstanden. Auch der Ginkgo ist im Park vertreten. Dieser Lebensbaum soll sogar die Atombombenexplosion in Hiroshima überlebt haben. Pater Maise sieht in dem Ginkgo-Baum ein Zeichen für die schöpferische Kraft Gottes. Seine Baumgeschichten verknüpft der Pallottiner mit poetischen und spirituellen Texten. Er sieht die Schönheit der Natur und will als kreativer Mensch Schönes schaffen. Gleichzeitig hat der Pater aber einen geschulten Gärtnerblick auf das weiträumige Gelände. Und Pater Maise packt dann gelegentlich selber mit an. Beispielsweise als es galt, Raupen des Buchsbaumzünslers mit Biospritzmittel loszuwerden.

Für Blüten braucht es Impulse und ohne Licht kein Leben

Drinnen in seinem Büro sieht es Pater Maise den Zimmerpflanzen schnell an, ob es ihnen mit neuen Trieben gut oder mit vertrockneten Blattspitzen eher schlecht geht. Pflanzen wie Menschen gehören eben pfleglich behandelt. Wie man mit anderen umgeht, lässt Rückschlüsse auf einen selber zu. Für Maise ist das ein wichtiges Lebensgesetz. Manchmal braucht es aber auch neue Impulse. Denn eine ständig wohl temperierte Mittelmäßigkeit tut nicht immer gut. Die Kakteen, die Maise von seiner Mutter übernommen hat, haben kühl und dunkel überwintert, um später blühen zu können. Dafür brauchen Blumenzwiebeln ebenfalls einen Kältereiz. Was auf den ersten Blick negativ erscheinen mag, könne man sich zunutze machen, so Maise.

„Eine ständig wohl temperierte Mittelmäßigkeit tut nicht immer gut.“

Auch vom Kreislauf des Lebens kann die Botanik etwas lehren. Im Park der Pallottiner in Friedberg sind wie andernorts im Herbst die Blätter gefallen, um jetzt im Frühjahr neu zu sprießen. Und Pater Maise wird irgendwann seine Orchideen teilen. Alte Pflanzenteile ermöglichen dann Neuaustriebe und sterben später ab. „Die Zukunft führt nach vorne, nicht zurück“, sagt der Missionssekretär. Und Pflanzen haben immer ein klares Ziel. „Sie suchen den Weg zum Licht. Denn ohne Licht kein Leben“, betont Pater Maise. Für ihn ist es lebensbejahend, dass Jesus über sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“

Spiritueller Reisebericht aus Indien von Pater Reinhold Maise SAC

Kontemplation und Aktion

Veränderung gehört für den 52-Jährigen Pater zum Leben dazu. Sein Wandel vom Teilzeit-Gärtner zum Missionssekretär ist für ihn darum nichts Ungewöhnliches. Auf der Blumeninsel Mainau, verbunden mit seiner Tätigkeit im Haus der Stille und des Gebets in Konstanz, ging es eher ruhig-meditativ zu. Als Missionssekretär ist Pater Maise hingegen viel auf Achse. „Ich brauche beides – Kontemplation und Aktion “, sagt der Pallottiner-Pater. Er beginnt den Tag frühmorgens mit einer Meditation. Für ihn gibt es eine klare Verbindung zwischen seiner früheren und jetzigen Aufgabe: „Es geht darum, Leben zu fördern und weiterzugeben.“ Seine alternde Pallottiner-Gemeinschaft unterstütze die jungen Mitbrüder in Afrika und Indien mit Erfahrung und finanziell. Dass so Entwicklung ermöglicht werde, ist für Maise „total sinnvoll“.

„Jedes Leben hat eine Berufung.“

Die neue Aufgabe als Missionssekretär ist für Maise „ein logischer Schritt weiter“ auf seinem Lebensweg. „Wenn ich lebe, was Gott in mir angelegt hat, wenn dies zum Blühen kommt, kann es auch für andere zum Segen werden“, sagt der Missionssekretär. Dies gilt seiner Ansicht nach keineswegs nur für Seelsorger, sondern für alle Menschen. Jedes Leben habe eine Berufung. Jeder und jede sollte schauen, was ihm und ihr gut gelingt und damit darüber hinaus anderen nützt. Egal ob man Priester, Gärtner, Arzt oder Lastwagenfahrer ist.

Nachgefragt:

Wie sieht ein Gingko aus?

Im Park der Pallottiner in Friedberg wächst auch eine Gruppe von Ginkgo-Bäumen. Goethe hat das Ginkgo-Blatt in einem Gedicht als Sinnbild für Liebe und Freundschaft beschrieben.

Wie sieht eine Nachtkerze aus?

Bei seinen spirituell-botanischen Führungen zeigte Pater Reinhold Maise eine kurzlebige Schönheit: Die Nachtkerze blüht nur von der Abenddämmerung bis zum nächsten Tag.

Wer ist Pater Reinhold Maise?

Pater Reinhold Maise SAC (Jahrgang 1971) stammt aus Ittendorf in der Nähe der Pallottiner-Niederlassung auf Schloss Hersberg am Bodensee. Mit Pallottinern in seiner Pfarrei hatte er darum seit seiner Taufe, bei der Erstkommunion, Firmung und auch als Ministrant zu tun. Auf dem Hersberg machte er dann auch sein Abitur. Nach dem Zivildienst in der Altenpflege folgte ein Theologiestudium zunächst in Freiburg und dann in Vallendar. Wieder am Bodensee wurde Maise 2000 in Hagnau zum Priester geweiht. Nach dem Pastoraljahr in Augsburg-Bärenkeller war er unter anderem Schul- und Jugendseelsorger in Bruchsal, in Friedberg zuständig für die Berufungspastoral und Spiritual im Noviziat in Untermerzbach. Ab 2011 folgte die Ausbildung zum Gärtner auf der Bodenseeinsel Mainau. Danach war er dort bis 2022 in Teilzeit tätig. Gleichzeitig war Maise weiter als Seelsorger aktiv und eröffnete 2017 zusammen mit seinem Mitbruder Pater Fritz Kretz das Haus der Stille und des Gebets, „Coenaculum“, in der Konstanzer Altstadt. Seit August 2022 ist Pater Maise Missionssekretär der internationalen Pallottiner-Provinz mit Sitz im bayerischen Friedberg.

Bericht: Andreas Schmidt
Bilder: Pallottiner, Andreas Schmidt, Insel Mainau/Tobias Mayer, Josef Eberhard, Alexander Schweda

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