Eine Seele sucht das sanfte Säuseln

Schon als Kind hat sich Pater Karl Stribny in die Natur des Schwarzwalds zurückgezogen und in einer Hütte den Schöpfer erspürt. Später war er immer auf der Suche nach seiner Hütte und nach der Begegnung mit dem absoluten Du. Heute sagt er, er habe eine Ahnung von diesem Du bekommen, und das sei schon viel.

Es sind die unscheinbaren Kleinigkeiten des Lebens, mit denen sich Pater Stribny umgeben hat. Mitten in einem Wohngebiet von Unterammergau im bayerischen Allgäu hat er seit 20 Jahren ein ganz normales Haus mit Garten. Ein Blumenkreuz und eine Schnitzerei, die Jesus mit der Frau am Brunnen zeigt, deuten auf einen geistlichen Menschen hin, der hier lebt. Der Brunnen draußen korrespondiert mit einem geschnitzten Brunnen im Wohnzimmer, dem Gebetsplatz des 79-jährigen Pallottiners, dessen Wahlspruch der Psalm 42 ist, in dem es heißt: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach dir …“

Dass er fünf Mal in Kanada bei seinem Bruder war, davon erzählt die Indianische Trommel an der Wand und der geschnitzte Bär auf der Terrasse. Ein Bild von Franz von Assisi und vom heiligen Antonius deuten auf die Seelenverwandtschaft mit diesen Heiligen hin. Treffen wir hier auf einen Eremiten? Ja und Nein, möchte man sagen. Vielleicht eher auf eine feine Seele, die auf der Suche nach Gott ist und dazu immer wieder die Natur und die Einsamkeit braucht. Er selbst sagt, er sei ein halber Eremit. Ein Puzzelbild aus vielen kleinen Teilen setzt sich dabei langsam zusammen.

Freude an der Natur

Pater Karl selbst sagt zu dem Ruf, den er verspürt hat: „Ich hatte immer Freude an der Natur, daran, versunken zu sein. Ich konnte Gott erspüren, aber nur ganz sanft. Mehr Erfahrung als das Säuseln, das auch der Prophet Elias erlebt hat, habe ich nicht.“ Als Jugendlicher übernachtete er auch mal im Wald, auf dem Boden liegend die Kraft der Erde erspürend. Diese Erfahrung hat ihn nie losgelassen.

Aber jetzt da er bald 80 Jahre alt ist, hat er eines erkannt: „Die Seele ist alterslos und ich habe keine Seele, sondern ich bin Seele. Und diese Seele braucht ein Du, aber dieses Du ist kein Mensch.“ Und hat er das Du gefunden? „Nein, nicht gefunden“, sagt der Pater, „aber erahnt.“ Und das sei schon viel.

Neben der Gemeinschaft der Pallottiner hat sich Pater Stribny auch einer franziskanischen Klausnergemeinschaft angeschlossen. „Das ergänzt sich gut“, findet der Pallottiner. Pallotti selbst sei ja auch Mitglied im Dritten Orden der Franziskaner gewesen. In seiner Eremitengemeinschaft gibt es sogar Klausnerinnen, die in Stadtwohnungen leben. „Es gibt viele Wege, Eremit zu sein“, sagt Pater Stribny.

Der Platz hat ihn gefunden

Eine Klause hat Pater Stribny auch immer gesucht, aber nicht in Reinform gefunden. Nach seiner Jugendhütte hatte er nach Jahrzehnten auch im Ammerwald Klausen mit Kirchlein ausprobiert und wieder verworfen. Bis er beim Wandern im Ammergebirge unter einem Gipfelkreuz sitzend nach Unterammergau hinabschaute und im Inneren die Zusage spürte: „Hier wirst du wohnen.“ Nicht er habe gefunden, sondern er sei von seinem Platz gefunden worden. So entstand seine endgültige Wohnstätte in diesem Haus, wobei ihm ein gut gesinnter Bauer zusätzlich weit oben im Wald versteckt seine erwünschte Waldzelle errichtete. Dorthin zieht er sich tagsüber immer wieder zurück, um zu beten. Nur wenn dort oben noch Schnee und Eis liegen, bleibt er im Tal.

Wie Klaus von der Flüe und Antonius in der Wüste

Sicher hat die Hütte auf dem Berg mit der Hütte der Jugend zu tun, die Pater Karl in seinem Herzen trägt. Vielleicht hat sein Haus im Wohngebiet mit einer Beobachtung in der Zelle von Klaus von der Flüe zu tun: Diese hatte zwei Fenster: eines in die Kapelle zum Altar und eines nach draußen in die Welt. Man brauche beides, findet Stribny: den Blick auf Gott und den Blick auf die Menschen, vor allem auf die Bedürfnisse der Menschen. Dies auszutarieren ist ein Prozess. Und Pater Stribny sagt über sein Leben: „Es war ein Suchprozess von Anfang bis Ende.“

Ist er jetzt angekommen? „Ich bin auf dem Weg nach Zuhause, aber nie ganz zu Hause“, sagt er. Einmal habe er ein tiefes Ich-bin-da-Erlebnis gehabt, als er in der Wüste Negev alleine eine Messe zelebriert hat und einen flachen Stein als Altar hergenommen hat. „Da war ich wie Antonius in der Wüste und habe das Säuseln gespürt.“ Das habe ihn berührt, und Berührung sei für ihn das Allerschönste.

Die Natur berühre, die Eucharistie, Worte können berühren, ein Kind in den Arm zu nehmen oder jemandem die Hände aufzulegen, das sei berührend. Oft gehe er auf den Berg und lobe Gott für das schöne Abendrot oder er umarme einen Baum, erzählt er. Und wenn ihn heute jemand frage, was man tun könne, um Gott zu begegnen, dann sei seine Antwort: „Fang an, mit ihm zu reden“, sagt Pater Karl Stribny und lächelt das Lächeln einer feinen Seele.

Bild und Text: Alexander Schweda

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