Pater Peter Hinsen SAC
Abends mit der Bibel müde sein
Er ist ein Mensch, der sich immer wieder auf den Weg macht: Jetzt macht sich Pater Peter Hinsen auf den Weg in den Ruhestand. „Ich komme psychisch und geistig an meine Grenzen“, schätzt sich der 76-Jährige selbst ein und zeigt dabei sein verschmitztes Lächeln. Wirklich erreicht hat er diese Grenzen noch nicht. Das glaubt ihm noch keiner. Aber er sieht sie am Horizont und bereitet sich vor. So wie er sich 20 Jahre lang auf die Bibelwanderungen mit seiner Wandergruppe vorbereitet hat, von denen er sich in diesem Jahr ebenfalls verabschiedet hat.
Mit großem Hallo, einem bisschen Wehmut und ungebrochener Begeisterung sind die rund 20 Teilnehmer dieses Jahr noch einmal mit Pater Hinsen aufgebrochen. Rund um Friedberg gingen die diesmal eher leichte Wanderwege mit der Bibel. „Früher habe ich gesagt: Das ist eine Wanderung, kein Spaziergang“, erinnert sich Peter Hinsen. „Am Abend müssen wir müde sein“, war sein Credo. Jetzt, da der Altersdurchschnitt doch so um die 75 ist, sind alle froh, wenn es gemütlicher zugeht, aber trotzdem spirituell bleibt. Denn dies war von Anfang an der Anspruch: mit der Bibel in der Hand 20 bis 25 Kilometer gehen, dabei geistliche Impulse bekommen, sich austauschen und einen neuen Zugang zur Heiligen Schrift finden.
2001 hat Pater Hinsen die Wandergruppe von seinem Mitbruder, Pater Alois Hofmann, in Freising übernommen. Dieser hatte Bibelkunde und Bergsteigen zusammengebracht, aber die höheren Gipfel waren nicht Hinsens Sache. „Da war ich zu unsportlich“, meint er heute. Also entschloss er sich zu Wanderreisen im flacheren Gelände: im Böhmerwald, wo er auf die Spuren des Pallottinerpaters Franz Reinisch und die deutsch-tschechische Geschichte stieß, an den Bodensee, auf die Schwäbische Alb, ins Erzgebirge oder nach Oberfranken. Übernachtet wurde in Gasthöfen oder in klösterlichen Gemeinschaften.
Gottes Wort im Menschenwort
Die geistliche Struktur blieb dabei konstant: Ein Buch oder ein Thema aus der Bibel wurde ausgewählt, wie die Psalmen oder Frauengestalten im Alten Testament. Unterwegs wurde Gottesdienst gefeiert, entweder an einer Kapelle, einem Wegkreuz oder an einem Bach. Texte wurden vorgelesen, anschließend beim gemeinsamen Gehen darüber gesprochen, oder auch gemeinsam geschwiegen. Ziel sei es gewesen, einen neuen Zugang zur Bibel zu schaffen und zu erkennen, dass es sich immer „um Gottes Wort im Menschenwort“ handelt. Am Ende der Tage gab es einen Segnungsgottesdienst. „Das war uns wichtig“, erzählt Pater Hinsen. Manche sagten: „Davon lebe ich jetzt wieder ein Jahr.“
Zusammen älter geworden
„Ich habe viele persönliche Gespräche dabei geführt und viel erfahren“, erinnert sich Pater Hinsen. Die Teilnehmer haben sich intensiv darüber ausgetauscht, was im vergangenen Jahr in ihrem Leben passiert ist. „Der Kreis ist ziemlich konstant geblieben, auch wenn über die Jahre auch immer Neue hinzukamen“, erzählt Pater Hinsen und fügt hinzu: „So sind wir miteinander älter geworden. Es war eine Lebensbegleitung über Jahre hinweg.“ Auch Schicksalsschläge wie Krankheit und Tod hat die Gruppe gemeinsam getragen.
Anfangs hat Peter Hinsen die Wanderungen vorbereitet, ist die Strecke abgelaufen und hat die Unterkünfte gesichtet. Später hat sich immer einer der Teilnehmer um das nächste Jahr gekümmert und die Tour vorbereitet. Und das Angebot ist mit Pater Hinsen mitgewandert. Zehn Jahre lang hat er es von Freising aus begleitet, dann kam er mit 65 Jahren nach Friedberg, wo er schon einmal als Chefredakteur der Pallottinerzeitschrift „KA“, Leiter des Philosophisch-theologischen Instituts und Vizeprovinzial tätig war. In den vergangenen zehn Jahren begleitete er als Kaplan Menschen an der Wallfahrtskirche „Herrgottsruh“. Und solange er noch Kontakte hat, besucht er die Alten und Kranken aus dieser Gemeinde.
Schreibend auf dem Weg bleiben
Die Seelsorge lässt den 76-Jährigen eben nicht los. Schon bald nach seiner Weihe ließ er den Plan fallen in Moraltheologie zu promovieren, als er die Seelsorge an einem Wallfahrtsort übernehmen konnte. Seelsorge und Bildung zu verknüpfen, das war sein Steckenpferd, ob als Redakteur der Zeitschrift oder in Aschaffenburg in einem Bildungshaus der Diözese Würzburg. Und als er für den Augsburger Bischof Josef Stimpfle der Gemeindepastoral der Diözese neue Impulse geben sollte, wollte er auch die Gemeindepraxis kennen lernen und kümmerte sich um zwei kleine Gemeinden (Freienried und Hohenzell) im Wittelsbacher Land in der Nähe von Adelzhausen. „Das waren gute Erfahrungen für mich“, sagt Pater Hinsen.
Als seine nächste Station hat Pater Peter Hinsen den Hersberg im Blick, den Altersruhesitz der Pallottiner am Bodensee. „Ich möchte nicht in die Situation kommen, dass man mir sagt: Jetzt ist es aber Zeit, dass er aufhört“, findet der Pallottinerpater. Deshalb hat er sich in diesem Jahr nicht nur von seiner Wander-Bibelgruppe verabschiedet, sondern auch von „Herrgottsruh“. Nur als Autor in der Zeitschrift „das zeichen“ bleibt er dabei. Denn Schreiben geht immer noch gut, findet Hinsen. Und das ist dann immerhin eine Art geistige Wanderung, wo Pater Hinsen sich noch gerne auf den Weg macht.
Tipps
Text: Alexander Schweda
Bilder: Josef Eberhard, Alexander Schweda, Archiv
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