Ein Schreiner gestaltet das Pallotti-Haus

Pater Christoph Lentz ist der neue Rektor der Friedberger Pallottiner

Mit einer Ideenbörse im Kopf und dem Schreinerhandwerk im Blut startet Pater Christoph Lentz als neuer Rektor im Friedberger Pallotti-Haus. Der 47-Jährige war bisher Novizenmeister und Regens des Pastoraltheologischen Instituts in Friedberg, Letzteres bleibt er auch weiterhin.

Der Weg zum Pallottiner-Pater war für Christoph Lentz ein Weg der Annäherung und des allmählichen Hineinwachsens. Vielleicht auch so, wie ein Schreiner aus einem Stück Holz allmählich sein Möbelstück feilt. Bleibt man in diesem Bild, dann lag das Holz, aus dem Christoph Lentz geschnitzt ist, schon immer in der Kirche herum. Mit vier Jahren ist der gebürtige Hannoveraner 1976 mit seiner Familie in den Bärenkeller, einem Stadtteil von Augsburg, gezogen. Dort lernte er den Pfarrer seiner Heimatgemeinde St. Konrad, Karl Mair, kennen, der den Buben „mit seiner bodenständigen Art“ tief prägte. „Er hat immer viel Zeit und Energie für Außenstehende wie Obdachlose und Drogenabhängige verwendet“, erinnert sich Christoph Lentz. „Sein Antrieb, diesen Menschen einen Sinn im Leben zu vermitteln, hat mich fasziniert.“
Auch die Freiheit und das Vertrauen, das er seinen Ministranten entgegenbrachte, haben bei Christoph Lentz Spuren hinterlassen. Prägende Wirkung hatte auch die Pfarrhaushälterin. Wenn seine Eltern nicht da waren und die Schwestern woanders weilten, war der kleine Christoph im Pfarrhaus. „Das war mein zweites Zuhause“, erzählt er.

„Ich habe gesagt, dass ich kein Pfarrer werden will“

Vom Augsburger Elite-Gymnasium St. Stephan musste er mangels guter Noten nach der 10. Klasse abgehen. Christoph Lentz strebte nun eine Schreinerlehre an, die er auch bekam, weil die Frau des Schreiners, bei dem er sich bewarb, sich erinnerte, dass der junge Mann in der Kirche immer so schön ministriert und gelesen hatte. Noch heute nehme er diese Geschichte als Beispiel, um jungen Leuten zu erklären, wie wichtig es ist, sich neben der Schule für etwas zu engagieren, sagt Lentz.

Nach der Lehre wollte Christoph Lentz aber das Abitur nachholen. Ein ehemaliger Rektor des Spätberufenen-Seminars in Waldram (Wolfratshausen) brachte ihn in die Pfarrernachwuchsschule. „Ich habe denen aber gleich gesagt, dass ich kein Pfarrer werden will“, erinnert sich Lentz.

Trotzdem kam er von der Kirche nicht los: Seinen Zivildienst machte Lentz in seiner Heimatpfarrei als Mesner und Hausmeistergehilfe. Dann begann er 1998 Theologie in Augsburg zu studieren. Ziel: Pastoralreferent. Plötzlich war aber ein anderer Gedanke da: In seiner Heimatgemeinde hatten einige Pallottiner ihr Pastoraljahr oder ihre Kaplanszeit verbracht. Warum nicht Pallottiner werden? Ende 2003 probierte er es aus und ging ins Noviziat. Anfang 2004 verließ er es wieder. Es passte nicht. Als Theologe übernahm er eine Stelle als Religionslehrer, ausgerechnet in der Vinzenz-Pallotti-Schule in Friedberg. „Das war so eine schöne Zeit“, sagt er heute. Aber es zeigte auch: „Die Pallotti-Geschichte hat mich nicht losgelassen.“ Und so bat er den Orden um eine zweite Chance.

Den Geruch von gehobeltem Holz in der Nase

2005 ging er wieder ins Noviziat, 2010 folgte die ewige Profess, in Füssen machte er sein Pastoraljahr, wurde dann BDKJ-Präses in der Diözese Augsburg. Seit 2016 ist er Novizenmeister und Regens des Pastoraltheologischen Instituts, einer Ausbildungsstätte der Pallottiner für Ordensleute in Fragen der Seelsorge. Und nun wird er neben der Tätigkeit als Regens auch Rektor der örtlichen Kommunität in Friedberg sein.

Als Rektor will er „die Gemeinschaft unter den Mitbrüdern lebendig halten“, und neben dem Stadtpfarrer und dem Wallfahrtsdirektor das Gesicht der Pallottiner in der Stadt sein. Dafür habe er auch schon „eine Ideenbörse im Kopf“: Die neu gestaltete Pallotti-Kirche lade dazu ein, Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen zu machen, aber auch liturgisch freiere Gottesdienste oder eine Predigtreihe von und mit Frauen ins Leben zu rufen. „Mir geht es darum, Räume zu öffnen“, sagt der Architektur-Fan Lentz, „damit die Menschen – Frauen wie Männer – sich wohlfühlen und in der Kirche Heimat finden“.
Wenn er jetzt also am Pallotti-Haus im geistlichen Sinne weiter baut, dann hat der Pater immer noch den Schreinerlehrling mit dabei. Nicht nur sein Gesellenstück, ein Schreibtisch aus Erlenholz, steht in seinem Büro. „Die Schreinerausbildung hat mich auch geerdet“, sagt er. Die Gesellen damals hätten ihm gezeigt, wie gearbeitet wird. Jetzt könne er als Rektor auch mal den Hausmeister ersetzen. „Und mir geht immer noch das Herz auf, wenn ich frisch gehobeltes Holz rieche, vermischt mit Lackgeruch.“

Bild und Text: Alexander Schweda

Pallotti-Haus im bayerischen Friedberg
Der Rektor hat die Aufgabe - unter Assistenz seiner Räte - die örtliche Kommunität zu leiten. Zum Pallotti-Haus in Friedberg gehören das Provinzialat, die Pallotti-Kirche, das Pastoraltheologische Institut, die örtliche Kommunität und das Noviziat. Außerdem die Niederlassung in der Stadtpfarrei St. Jakob und die Wallfahrt Unseres Herrn Ruhe.
Interview im Park
Pater Christoph Lentz ist der Regens des Pastoraltheologischen Instituts und der neue Rektor der örtlichen Kommunität in Friedberg. Er will sich um ein lebendiges Gemenschaftsleben sorgen, in der Stadt ansprechbar sein und sich einmischen. Außerdem will er die Räume rund um die Pallotti-Kirche noch stärker für die Menschen öffnen.

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