Pater „HeiWi“ Rivert ist nach Limburg zurückgekehrt

Kinder-, Jugend- und Familienarbeit ist sein Steckenpferd

Fragt man etwas ältere Mitglieder der Pfarrei St. Marien in der Limburger Südstadt oder in der Linterer Gemeinde St. Johann Nepomuk nach Pater Rivert, antworten fast alle: „Das ist doch der HeiWi“ und unweigerlich folgt die Nachfrage: „Was macht der denn heute?“ Bekannt und beliebt war Heinz-Willi Rivert aus seiner Zeit als Kaplan, der von 1987 bis 1991 dem langjährigen damaligen Pfarrer, Pallottinerpater Bernhard Pieler, als leidenschaftlicher Seelsorger zur Seite stand. Bis heute ist er seinem fast 92-jährigen väterlichen Freund eng verbunden geblieben.

Nach einer rastlosen Zeit ist Pater Rivert krankheitsbedingt in das Limburger Missionshaus zurückgekehrt. Nach der Verabschiedung von Pater Benjamin Atanga nach Kamerun hatte er seinem Mitbruder Pater Toni Schröers ausgeholfen, das Angebot an Messfeiern aufrechtzuerhalten und mit dem einen oder anderen über Gott und die Welt zu reden. „Ich komme heute in der Seelsorge unter Menschen, die Gott nicht kennen oder nichts mehr von ihm wissen wollen. Und die Kirche tut das Ihre dazu“, beklagt der 62-Jährige und macht deutlich: „Es ist eine Kirchen- und Glaubenskrise. Die Kirche konzentriert sich mehr auf die Organisationsformen als auf das Wort Gottes. Die Coronakrise tut das Ihrige dazu.“

Rivert war zuvor jahrelang in der Diaspora in Erfurt und ist sich sicher: „Diese Situation bekommen wir auch hier.“ Als einer aus der Diaspora fühle er sich sozial Benachteiligten verbunden. Rivert sagt: „Freuen wir uns, dass wir Gottesdienste feiern dürfen. Dafür brauche ich aber die anderen. Das kann ich nicht alleine.“

Der 62-Jährige stammt aus Rheinbach, jener Stadt im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen, in der die Pallottiner mit einer Niederlassung bis Anfang 2021 über 85 Jahre Gemeindeleben und Bildungsarbeit prägten. Da war es für den Sohn aus der katholischen Familie eines Postbeamten keine Frage, dort nach der katholischen Grundschule „St. Marien“ auch das Gymnasium im Pallottinerkolleg zu besuchen.

Getreu dem Leitsatz „An der Quelle saß der Knabe“ haben ihn die Pallottiner geprägt. Selbstverständlich war er Messdiener, sang im Schülerchor und in der Schola mit, lernte Querflöte. „Ich war trotzdem ein scheuer Junge, der erst später aufgetaut ist, in der Schüler-Mitverantwortung und im Internat in der Aufsicht mitgearbeitet hat“, schildert der Pater in unverwechselbarem rheinländischem Dialekt seine Anfangszeit. „Schon damals hatte ich die Idee, Priester oder Lehrer für Musik und Latein oder auch Psychologe zu werden.“

Ein Novize am Fließband

Als 18-Jähriger ging er nach dem Abitur ins zweijährige Noviziat, in die Probezeit der Gemeinschaft, besuchte anschließend die Hochschule in Vallendar und wurde auf eigenen Wunsch für ein Jahr freigestellt. Er wollte an der Uni Tübingen evangelischen und jüdischen Theologen wie auch Psychoanalytikern zuhören und an Vorlesungen namhafter Professoren am Institut für ökumenische Forschung teilnehmen. Als Student musste er ein Industriepraktikum machen, um die Arbeitswelt kennenzulernen. Das führte ihn nach Aachen in eine Fließbandfabrik. „Seitdem habe ich ein ein rotes Arbeiterherzchen“, lacht der vollbärtige Pater verschmitzt; denn: „Es ist mein Augenmerk für diese Arbeitswelt geblieben.“

Pater Heinz-Willi Rivert SAC
Mit Freude, aber auch etwas Wehmut, denkt Pater Heinz-Willi Rivert an seine Kaplanzeit in St. Marien zurück. Ein Foto vor der Limburger Goetheschule, wo er damals als Seelsorger ein und aus ging, musste einfach sein.

Zurück in Vallendar führte er sein Studium zu Ende, legte sein Ordensversprechen ab und wurde 1986 zum Priester geweiht. Es folgte seine Kaplanzeit in St. Marien. Es waren ganz aktive Jahre, die er und zahlreiche Gemeindemitglieder bis heute in lebhafter Erinnerung behalten haben. Er war ein beliebter Seelsorger bei Kindern und Jugendlichen, bereitete Familien- und Kindergottesdienste vor, führte an der Goethe-Haupt und –Realschule Schulendtage ein, nahm bis zu 120 Teilnehmer mit in die Osterfreizeit, war Mitbegründer des Arbeitskreises Asyl und pflegte Sozialarbeit. Wenn der Pater aus dieser Zeit erzählt, blüht er sichtlich auf, dann ist er wieder ganz der „HeiWi“.

1991 führte sein Weg nach Erfurt. Dort wollte er im Fach Altes Testament promovieren, was er schließlich aufgab, um sehr bald wieder in die Jugendarbeit zurückzukehren. Er leitete für das Bistum Erfurt Exerzitienkurse, begleitete Jugendliche, führte auch dort Schulendtage ein, unterrichtete Religionspädagogik. Danach wurde als Hochschulpfarrer nach Koblenz versetzt und war gleichzeitig Subsidiar (Unterstützungspfarrer) in Vallendar. Es vergingen sieben Jahre, in denen er zugleich nach einem Studium der Psychologie in Bonn und Aachen die Prüfung zum Diplompsychologen ablegte.

Ein Vertreter der schreibenden Zunft

Damit nicht genug; denn es folgten fünf Jahre eines zweiten Studiums in psychologischem Grundwissen. 2006 kehrte er für fünf Jahre als Schulseelsorger an das Pallotti-Kolleg in Rheinbach zurück und war ab 2008 zusätzlich am St. Josefs-Gymnasium, danach als Vertretungspfarrer. „Ich bin kein Verwaltungsmensch, arbeite lieber bei und mit den Menschen. Das hat mich mein Leben lang begleitet“, bekennt Heinz-Willi Rivert, der vor seinem Wechsel nach Limburg bis 2018 als Hochschulseelsorger in Vallendar arbeitete. Nach einer krankheitsbedingten Reha ging er unter die schreibende Zunft als Freier Mitarbeiter für „Das Zeichen“ und „Die Botschaft heute“. Botschaften verfasst er bereits seit 20 Jahren in Form von Predigten und sogenannten Zwischenrufen.

Gerne liest der 62-Jährige theologische und psychologische Fachliteratur, auch Romane, sofern sie mit diesen Wissensgebieten etwas zu tun haben. „Das Lesen habe ich wohl von meinem Vater und meiner Schwester“, meint Rivert, dem stets auch der interreligiöse Dialog und der Dialog der Kulturen am Herzen lag. Es hätten ihn seit jeher unterschiedliche Weltanschauungen interessiert, sagt er. Gerne höre er klassische wie auch Schlagermusik. Und wenn er gebraucht werde, so stehe er gerne als Aushilfspfarrer bereit.

Ein besonderes Ereignis erlebte Kaplan Heinz-Willi Rivert am 8. Mai 1988 mit dem Auszug aus der sogenannten Holzkirche, jenem schlichten, aber markante Bauwerk in der noch jungen Limburger Wohnstadt Blumenrod, das durch den Neubau der Kirchenräume am Gemeindezentrum ersetzt wurde.

Bilder & Beitrag: Dieter Fluck

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