Einfach mit den Menschen leben

Pater Dieudonné Ondigui Mebenga hat in Bruchsal Wurzeln geschlagen

Wie es gelingen kann, sich in einer fremden Kultur einzufügen und dort Wurzeln zu schlagen, davon kann Pater Dieudonné Ondigui Mebenga ein Lied singen. Der Kameruner ist vor zwölf Jahren nach Deutschland gekommen und hat hier seinen Weg gefunden – zum Land und zu den Menschen.

Als Pater Dieudonné in Deutschland, genauer in der Rheinbacher Niederlassung der Pallottiner, ankam, sprach er kein Wort Deutsch. „Ich wusste nicht, wie es zum Bahnhof geht und konnte mir kein Ticket kaufen“, erinnert er sich. Aber die Mitbrüder in Rheinbach halfen ihm schnell, mit der Sprache und der Kultur zurecht zu kommen.

Wie das Leben so spielt, ist aus seinem ursprünglichen Plan, nach Deutschland zu gehen, um Flughafenseelsorger in Frankfurt zu werden und zu promovieren, nichts geworden. Stattdessen packte ihn die Schulpastoral, die ihn dann 2015 auch von Rheinbach nach Bruchsal führte, wo er heute noch als Schulseelsorger am Privaten Gymnasium St. Paulusheim tätig ist.

Die Sprache, das war ihm schnell klar, ist der Schlüssel zu den Menschen. Und wenn man nicht genau hinhört, hört man dem Kameruner kaum einen Akzent an. So kam er auch schnell in Kontakt zu den Menschen in Bruchsal, so dass er heute sagen kann: „Ich kann heute jederzeit zu bestimmten Menschen einfach kommen, ohne vorher anzurufen.“ Daher arbeitet er auch gerne in der Pastoral der Pfarrei mit und betont, dass er einfach mit den Menschen lebe.

„Jeder Mensch ist anders“

Ist der Unterschied zu Menschen in Kamerun eigentlich groß? „Jeder Mensch ist anders“, meint Pater Dieudonné dazu. Auch in seiner Heimat gebe es große Unterschiede und man werde nicht von jedem gut aufgenommen. Natürlich habe er erlebt, dass die Sprache ein großer Unsicherheitsfaktor sei. „Wenn du zu Menschen gehst und mit ihnen gut reden kannst, dann entsteht erst Vertrauen“, sagt er.

Und dass die Menschen ihm inzwischen vertrauen, sieht er an der wachsenden Zahl an Hochzeiten, die er pro Jahr gehalten hat. 2016 waren es zum Beispiel drei, 2017 acht und 2019 schon 15 Hochzeiten. Auch wenn Krankensalbung gewünscht wird, geht er sofort zu den Kranken. „Die Leute sehen meine Bereitschaft“, sagt er. „Sie spüren, ob jemand für sie da ist. Auch in der Beichte.“

Was ist für ihn das Wichtigste in der interkulturellen Begegnung? „Man muss sich anpassen“ sagt er. Allerdings ohne sich zu verbiegen. So hat er festgestellt, dass die Menschen in Deutschland hektischer sind und sie von anderen auch die Bereitschaft zur Schnelligkeit erwarten. „Da gilt es, die Balance zwischen Hektik und Ruhe zu finden“, sagt der Kameruner Pallottiner. Dies helfe auch, ins Gebet zu kommen. Außerdem hat er gelernt, dass die Leute sich manchmal diplomatisch ausdrücken. Zum Beispiel, wenn jemand sagt: „Es ist alles in Ordnung“. Ist dann wirklich alles in Ordnung?

Authentisch bleiben

Bei allem authentisch zu bleiben, das hat er auch im Umgang mit den Schülern gelernt, für die er einmal im Jahr Besinnungstage als „Tage der Orientierung“ anbietet. Da geht es dann darum, über Themen zu sprechen, Fragen zu stellen, Spaß zu haben, aber auch Disziplin zu lernen, Teller wegzuräumen und Rücksicht zu nehmen.

In seiner Arbeit oder im Gottesdienst bringt er manchmal auch Elemente aus seiner Heimat Kamerun ein. Nicht viel, und nur wenn es gut passt. So singt er in einer Predigt auch mal ein kurzes Lied aus seiner Heimat. „In der Osternacht habe ich mitten in der Predigt begonnen zu pfeifen“, erinnert er sich. Unterm Strich stellt er aber bei allen Menschen dieselbe Eigenschaft fest: „Sie haben eine Sehnsucht und wenn sie jemanden finden, der zuhört, sind sie ganz da.“

Bericht & Bild: Alexander Schweda

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