Internationale Gemeinschaft und nationale Herausforderungen
Ein Rückblick auf die Generalversammlung 2016
Pater Alexander Holzbach, Chefredakteur von „das zeichen“, Provinzrat und Rektor der Hausgemeinschaft in Friedberger Provinzialat, war zum dritten Mal Delegierter der Provinz bei der Generalversammlung (die alle sechs Jahre stattfindet). Mit ihm sprach Öffentlichkeitsreferentin Janina Beckmann.
Was erwartet man von einer Generalversammlung? Wie haben Sie sich vorbereitet?
Die Generalleitung legt ca. ein Jahr vorher das geistliche Hauptthema fest. Dieses Jahr war es ein Wort von Vinzenz Pallotti: „Die Grundregel unserer Gesellschaft ist das Leben unseres Herrn Jesus Christus”. Das wurde in sieben Unterthemen gegliedert – und dazu gab es Fragebögen an die Provinzen. Eine Gruppe hat die Ergebnisse der Provinz in einen Text „zusammengestaucht“, der dann nach Rom ging. Die Generalleitung führt die Texte der Provinzen zusammen. Ein halbes Jahr vorher bekommt man ein Arbeitsdokument, um sich vorzubereiten. Das meiste geschieht aber vor Ort in den Plenums- und Ausschusssitzungen.
Worum ging es in diesen Fragebögen?
Das geistliche Hauptthema wird runtergebrochen auf den Alltag der Provinzen und Hausgemeinschaften. Etwa: Was sind heute die Herausforderungen in der Nachfolge Christi? In der Pastoral der jeweiligen Ortskirche? Das ist ja in Deutschland anders, als zum Beispiel in Indien oder Brasilien. Was sind Herausforderungen für die Gemeinschaften? Besonders die gesellschaftlichen Herausforderungen wurden diskutiert: so fragten z.B. die polnischen, die indischen Mitbrüder oder die brasilianischen Mitbrüder: wie ist das in Deutschland mit der Flüchtlingsfrage? Wie engagiert ihr euch? Aber auch ganz alltägliche Fragen: Wie läuft das mit den Missionen? Finanziell? Personell? Wie funktionieren multikulturelle Gemeinschaften – wenn in einer Pfarrei Mitbrüder unterschiedlicher Länder zusammenarbeiten? Mal klappt das gut und mal klappt das weniger …
Solche Fragen stehen in den Fragebögen – anschließend spricht man darüber, tauscht sich aus und unter Umständen werden auch neue Richtlinien erarbeitet.
Wurden dieses Mal neue Richtlinien erarbeitet?
„Neu“ würde ich das nicht wirklich nennen. Sie wurden an die jeweilige Situation angepasst. Beschlossen wurde, dass alle jungen Mitbrüder unbedingt Italienisch und Englisch lernen müssen: Italienisch von unserer Geschichte mit Pallotti her, damit meine man seine Texte lesen und sich mit der Generalleitung verständigen kann, und Englisch, weil es die Weltsprache ist. So wurde auch auf der Generalversammlung überwiegend Englisch gesprochen. Damit man wirklich miteinander arbeiten kann, wo es sinnvoll und gut ist.
Der alte General wurde wieder gewählt. Was kann man hier erwarten?
Der General stammt selbst aus einer Mission: 1952 gingen die deutschen Pallottiner nach Indien. Heute gibt es dort drei blühende Provinzen. Deshalb ist für ihn die Mission „nach draußen“ ein großes Thema, das er immer wieder fördert und anregt. Gleichzeitig hat er viel dazugelernt, dass in unseren Breiten, den westlichen Ländern, die Mission nach Innen auch eine große Herausforderung ist: in die Gesellschaften hinein, die sich immer mehr entchristlichen und entkirchlichen. Auch das war ein starkes Thema: was können gerade wir in den westlichen Gesellschaften (dazu gehört auch schon Polen, die wo es wie hierzulande starke Nachwuchsprobleme gibt) machen? Wie geht man mit einer Gesellschaft um, in der sich sehr viele für Spiritualität, aber sehr wenige für Bibel und Kirche interessieren. Und auch da sind die Antworten sehr unterschiedlich: Wir in Deutschland verwiesen etwa auf die „Wege erwachsenen Glaubens“, auf die Arbeit der Gemeinden, Einzelseelsorge, Gesprächsseelsorge, was bei uns ja sehr wichtig ist. In anderen Ländern spielen dagegen Events – wie Prozessionen oder kirchliche Feiern – noch eine ganz andere Rolle. Bei uns ist die persönliche geistliche Begleitung ein großes Thema. Nur auf diesem Weg kann und muss Mission geschehen, also der Aufbau einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus. Der Generalversammlung war klar, dass das dann Folgen hat im Miteinander der Glaubenden (der Kirche) und im Einsatz für ein menschenwürdiges Leben in unserer Zeit. ((31.10.16, jb; Bilder: Bert Meyer SAC)
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