„Kein Signal für Klimagerechtigkeit“

ZdK reagiert enttäuscht auf Ergebnisse der Klimakonferenz

Die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP29) bleibt für die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, hinter den Erwartungen zurück: „Bei den Verhandlungen in Aserbaidschan konnte nur ein Minimalkompromiss ausgehandelt werden, der dem gigantischen Bedarf nicht gerecht wird. Weltweit brauchen Staaten finanzielle Mittel für Klimaschutz und Anpassung an die Klimakrise. Die verwundbarsten Regionen brauchen Geld, um Schäden und Verluste einigermaßen ausgleichen zu können.“

Vor diesem Hintergrund sei die Vereinbarung, die Mittel der Industrieländer bis 2035 auf 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu erhöhen, unzureichend. „Allein für den Bereich Schäden und Verluste ist ein Finanzvolumen von 400 Milliarden US-Dollar pro Jahr das Minimum – gerade mit Blick auf die Folgen zunehmender Wetterextreme“, so Stetter-Karp. Die Klimafinanzierung sei eine vertragliche Verpflichtung, die sich aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 ergebe: Bei den Geldern geht es darum, ob globale Klimagerechtigkeit, für die wir uns als ZdK einsetzen, gelingt. Emissionsminderung verringert den Anpassungsbedarf. Mehr Anpassung vermeidet entscheidend Schäden und Verluste. Klimafinanzierung ist daher letztlich auch eine Frage der ökonomischen Vernunft.“

Milliardärssteuer könnte ein Baustein sein

Bereits in ihrer Rede vor der Vollversammlung des ZdK am vergangenen Freitag hatte Stetter-Karp erklärt, die COP dürfe „nicht ohne ein neues Klimafinanzierungsziel enden, das alle drei Bereiche – Emissionsminderung, Klimaanpassung sowie Verluste und Schäden – adressiert“. Das Ergebnis von Baku enthält nun keine konkreten Zusagen zur Bereitstellung von Mitteln für Loss and Damage. Der zu diesem Zweck eingerichtete Loss and Damage Fund, für den sich das ZdK in einer Erklärung eingesetzt hatte, wurde während der COP29 hinsichtlich des Finanzvolumens nur minimal aufgestockt. Stetter-Karp fordert nachhaltige Instrumente, um die Lücke zu schließen: „Wir brauchen eine gerechte globale Finanzarchitektur, um heute Gelder für die Welt von morgen bereitzustellen. Die Einführung einer Milliardärssteuer, auf die sich die G20-Staaten vergangene Woche geeinigt haben, kann ein Baustein dafür sein.“

Bis zur nächsten Klimakonferenz brauche es mehr Ehrgeiz bei der Klimafinanzierung und den nationalen Zielen und Maßnahmen. Eine neue Bundesregierung, die Deutschland auf der COP30 in Brasilien vertreten wird, müsse engagierte Beiträge liefern. Dies müsse in der deutschen CO2-Bilanz und im Bundeshaushalt sichtbar werden: „Wir werben für den Klimaschutz als ein Projekt, bei dem die demokratischen Parteien entschlossen vorangehen“.

Quelle: Pressemitteilung des ZdK vom 25.11.2024
Link zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken

Kommentar: Ein Projekt für die ganze Weltgemeinschaft

Die Klimakrise ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie ist gefährlich, kostet Menschenleben und bedroht die Freiheit der „Kinder Gottes“. Sie ist ein Aufruf zur Einheit und zum Handeln auf allen Ebenen.

Die katholische Kirche kann hier eine Brücke bauen – zwischen Politik, Gesellschaft und Glaubensgemeinschaften. Politische Verantwortung einzufordern ist gut, aber nicht ausreichend. Die „ökologische Umkehr“ (wie sie Papst Franziskus in Laudato si’ fordert) muss gerade von Katholikinnen und Katholiken aktiv gelebt und umgesetzt werden. Dass Kirchen auch ökologische Nieschen und Ordensgemeinschaften umweltbewusste Vorreiter sein können, sollte den Gläubigen Mut machen, selbst ihren Beitrag zu leisten. Und in der Welt eine Fackel zu sein, die die Liebe zur Schöpfung neu entfacht.

Kommentar: Josef Eberhard

Kommentar der Katholischen Landjugend zur Klimakonferenz:
"Einsatz für das Klima gefährlich rückschrittlich"

Isabel Rutkowski, Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugend (KLJB), ist von der EU enttäuscht: „Wir hätten uns ein mutiges Auftreten mit realistischen Zahlen für die Klimafinanzierung gewünscht. Leider haben wir die EU jedoch mehr als Blocker für die Verhandlungen wahrgenommen.“

Aufgenommen wurden allerdings sogenannte Carbon Markets, auf denen sich reiche Länder mit hohen Emissionen Emissionsminderungen durch Zertifikate erhandeln können. Josefa Reineke, die die Verhandlungen dazu verfolgt hat, ist besorgt: „Die nun vorliegenden Regelungen zum Zertifikatshandel sehen wir sehr kritisch. Hier werden koloniale Abhängigkeiten fortgeführt.“ Sie ergänzt: „Uns reicht keine Null auf dem Papier — wir brauchen echte Emissionsminderung!“

Aserbaidschan — der richtige Ort für eine Klimakonferenz?

Immer lauter werden die Stimmen, ob die UN-Klimakonferenz in diesem Format weiterhin zielführend ist. Für die KLJB ist klar, dass es die Verhandlungen enorm belastet, wenn die Regierung des austragenden Landes selbst keine ambitionierten Klimaziele verfolgt. Diese COP war geprägt von chaotischer Organisation und stark eingeschränkter zivilgesellschaftlicher Teilhabe und Meinungsäußerung. Auch die KLJB-Delegation wurde mit starken Einschränkungen konfrontiert. Karolin Ott stellt klar: „Die Klimakrise ist nicht nur eine Angelegenheit politischer Parteien. Klimagerechtigkeit erreichen wir erst, wenn endlich weltweit Menschenrechte anerkannt und umgesetzt werden.“

Trotz großer Kritik sieht die KLJB-Delegation derzeit keine Alternative an den Verhandlungen. Das UN-System bietet die Möglichkeit, gemeinsam den schwierigsten Krisen der Zeit zu begegnen. Auch wenn die Ergebnisse bei Weitem nicht ausreichend sind, konnten immerhin zu Teilen Einigungen zu gemeinsamem Vorgehen erreicht werden. Und auch eine Teilnahme der Zivilgesellschaft und junger Menschen ist weiterhin wichtig. Denn gerade jetzt braucht es eine laute und starke Stimme für die Zukunft der Jugend.

Isabel Rutkowski, Karolin Ott und Josefa Reineke vor der Blue Zone in Baku, wo die Verhandlungen stattgefunden haben.

Quelle: Pressemitteilung vom 25. November 2024
Bilder: Katholische Landjugend, COP29 Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Aserbaidschan 2024
Link zur Katholischen Landjugend

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