An der Seite der Armen
Brasilianische Delegation besucht Friedberg
Die Verbindung der brasilianischen Pallottiner zu Deutschland ist traditionell eng. Um diese Bande nun erneut zu pflegen, war eine Delegation aus der brasilianischen Provinz Sao Paolo Apostolo zu Besuch im Provinzialat in Friedberg. Ziel war es, einige Häuser in Deutschland kennenzulernen, sich über missionarische Tätigkeiten auszutauschen und zudem die Familie des verstorbenen Pallottinerpaters Herman Treier zu besuchen, der seit 1963 in Brasilien gewirkt hat und 2018 verstorben ist.
Der Austausch ging aber auch in die andere Richtung. So berichtete Provinzial Pater Reinaldo Baggio über die Rolle der Pallottiner in Brasilien. Da die Gesellschaft in dem südamerikanischen Land sehr divers sei, reagierten die Mitbrüder auf das, was sich ereigne. „Pallottiner gehen dahin, wo sonst niemand hinwill und wo die Not am größten ist“, sagte Pater Reinaldo. Zudem sei die Gemeinschaft in der Bischofskonferenz gut vernetzt, wo die Pallottiner selbst fünf Bischöfe stellen.
Zunehmende Säkularisierung
Insgesamt sei auch in Brasilien eine fortschreitende Säkularisierung zu spüren, so Pater Reinaldo. Waren vor 30 Jahren noch 92 Prozent der Brasilianer katholisch, so hat sich diese Zahl halbiert. Dennoch habe die Kirche eine wichtige Funktion, weil sie sich für die Armen entschieden habe und auf der Seite der Bedürftigen, Ausgegrenzten und Unterdrückten stehe. Spiritualität sei in Brasilien untrennbar mit der sozialen Realität verbunden.
„Kirche definiert sich über die Praxis“
So gebe es an den Rändern der Städte, in den Elendsvierteln, viel zu tun. Auch die vertriebenen Indigenen und Afro-Brasilianer brauchen Hilfe. Ein großes Problem in Brasilien sei die Bildung, so Pater Reinaldo. Die Regierung habe kein großes Interesse, dass untere Schichten gebildet sind. Daher baue die Kirche Bildungseinrichtungen und schaffe Strukturen, um Bildung zu ermöglichen. Die Pallottiner selbst engagieren sich in Kindertagesstätten, Straßenkinderprojekten, in der Förderung von Laien und für Obdachlose. Das Fazit von Pater Reinaldo: „Kirche definiert sich über die Praxis.“
Bericht: Alexander Schweda
Bilder: Pater Reinhold Maise, Alexander Schweda (Gruppenbilder)
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