Eine menschliche Kirche, die den Menschen Heimat und Sicherheit schenkt,
in der die Armen sich angenommen und wohl fühlen,
wo Wunden heilen und Ängste verfliegen,
wo Solidarität groß geschrieben wird
und keiner – wie in der Gesellschaft – ausgeschlossen ist,
eine Kirche, in der alle gleich sind,
die lebendig ist und die die Würde aller respektiert,
die Stimme der Armen und Verteidigerin der Rechtlosen ist,
verfolgt, belächelt,
aber unbeirrt ihren Weg geht,
weil sie erfahren hat, dass es der Weg in die Freiheit, zum Leben ist,
eine Kirche, die bezeugt,
dass wir nicht an abstrakte Formeln glauben,
sondern an Gott, der Mensch geworden ist und Mensch bleibt,
eine Kirche, deren Stolz und Reichtum nichts anderes ist,
als der Mensch, der in Würde lebt,
das ist die Kirche, von der wir nicht nur träumen,
sondern die wir existentiell erfahren dürfen,
die Kirche die Jesus mit seinem Kommen gegründet hat und in der wir konkret leben,
Zeichen des Lebens, der Gerechtigkeit, der Wahrheit und des Friedens.
Sepp Wasensteiner SAC
Brasilien driftet nach rechts
Das Volk, das im Dunkel wandert ...
… sieht noch kein großes Licht am Horizont: die brasilianische Rechtsregierung schraubt alle sozialen Errungenschaften wieder zurück. Um seine Ziele durchzusetzen, muss Staatspräsident Temer die Politiker “kaufen” und Millionenbeträge an Senatoren und Bundestagsabgeordnete zahlen, die im Erziehungs- und Gesundheitswesen fehlen. Korruption steht an der Tagesordnung.
Wie immer zahlen die Armen die Krise. Täglich mehrt sich die Zahl der Arbeitslosen. Vermehrt klopfen Väter, die von heute auf morgen ihren Arbeitsplatz verloren haben, ans Pfarrhaus und bitten um Arbeit; Mütter aus der Gemeinde betteln um Nahrungsmittel und sagen, dass sie nicht einmal puren Reis für die Kinder zum Essen haben, einfach gar nichts mehr.
Das tut weh. Bereitet schlaflose Nächte. Jesus ist, wie damals, ausgeschlossen. An den Rand gedrängt. Schuldlos verurteilt. Heute wie damals trägt er in den Armen die Schuld der anderen, muss ausbaden, was andere verbrochen haben.
Solidarität unter den Armen
„Wenn ein Glied leidet, leiden alle”, sagt uns der Heilige Paulus. Diese Sensibilität der Armen für die Nöte des noch Ärmeren ist Gott sei Dank eine große Qualität unserer Gemeinde, ein Zeichen der Gegenwart Gottes in den Herzen der einfachen Menschen. Es gibt viel Solidarität. In unseren Gottesdiensten werden Lebensmittel gesammelt, die unter den Armen verteilt werden.
Unsere Kirche in Maranhão - ein Zeichen der Hoffnung
In unserer Pfarrei São Raimundo hatten wir vom 25. bis 29. Oktober 2017 Bischofsvisitation. So alle fünf Jahre besucht unser Diözesanbischof jede Pfarrei seiner Diözese Coroatá, zu der unsere Pfarrei gehört. Das ist auch nicht so schwierig, hat doch unsere Diözese nur 23 Pfarreien und etwas über dreißig Priester. Ende Oktober war also Visitation in unserer Pfarrei São Raimundo.
Dom Sebastião, geboren und aufgewachsen in unserem Bundesstaat Maranhão, ist ein leutseliger, feinfühliger und demütiger Bischof. Die Leute lieben ihn. Er spricht die Sprache der einfachen Menschen und kennt ihre Probleme. Er ist einfach sehr human. Ein wirklicher Hirte, Freund und Mensch.
Der Bischof, der zu seinem Pastoralbesuch allein mit seinem “Volks”-wagen kam, hatte ein volles Programm: Treffen einer neuen religiösen Lebensgemeinschaft, die sich vor einigen Jahren in unserer Pfarrei entwickelt hatte, Besuch einer Rehabilitierungsfarm für Drogen- und Alkoholabhängige, die Padre Orlando, mein erster pallottinischer Kaplan, in unserer Pfarrei gründet hatte. Besuch der Kapellen und Katechesenhäuser im Stadtbereich, Besuch der Kinderprojekte und Basisgemeinden unserer Pfarrei. Insgesamt vier Messen und weitere fünf Veranstaltungen – ganz ohne Presse, Medien, Sicherheitskräfte, ja oft sogar ohne Lautsprecher und Mikrofon. Auch kein Zeremoniar, Fahrer oder sonst wer.
Der Hirte am Weidenzaun
Es waren frohe Begegnungen: Weit vor dem Dorf erwarteten die Comunidades den Bischof mit Spruchbändern, Fähnchen und Gesängen. In Prozession ging es zur Kapelle, die meisten aus Lehm mit Strohdach, wo sehr lebendige Messen, selten unter zwei Stunden, mit voller Beteiligung aller zelebriert wurden.
Unterwegs ins Landesinnere, wenn keiner da war, Weidezäune und Gatter aufzumachen, die manchmal den Weg versperrten, um das Rindvieh zusammenzuhalten, musste eben der Bischof aussteigen, um auch diesen Dienst als wahrer Hirte zu verrichten. Nachts wurde dann in der Hängematte geschlafen. Auch der Bischof. Aber er ist es ja gewohnt. Im Interior existieren ja kaum Betten.
Seine liebe Art, sein Mensch-Sein, seine aufmunternden Worte, seine lobenden Gesten, mit denen er vor allem die einfachen und armen Menschen aufmöbelte, seine Geduld und seine demütige Haltung hinterliessen einen bleibenden positiven Eindruck, und begeisterten aufs Neue unsere Leute, weiterhin im Weinberg des Herrn zu pflanzen und sich einzusetzen für das Reich Gottes, wie es der Bischof lebt.
Bericht: Pater Sepp Wasensteiner SAC, Codó, Brasilien
Bearbeitung: Gerlinde Ching/Josef Eberhard
(GC, 18.01.2018)
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