„Wenn's nichts ist, dann kommst du wieder“
Wie aus Doris Ruth Schwester Clementia wurde – Eine Pallottinerin für Rom, die die Welt bereiste
Ordensfrauen haben in ihrem Leben nicht nur gebetet und „den lieben Gott einen guten Mann sein lassen“. Was sie geleistet haben, das ist nicht hoch genug einzuschätzen, gelangt aber selten an die Öffentlichkeit. Eine davon ist Schwester Clementia, die am 1. Dezember bei den Pallottinerinnen in der Weilburger Straße auf 90 Lebensjahre zurückblicken kann. „Ich habe gehört, sie wollen ein Buch über mich schreiben. Haben sie Email? Dann schicke ich ihnen schon mal meinen Lebenslauf“, überraschte sie den Schreiber dieser Zeilen am Telefon. Kein Wunder, dass diese betagte Ordensfrau zwei Jahrzehnte in Rom als Sekretärin ihrer Generalleitung diente.
Als Doris Ruth Burkard ist Clementia in ihrer religiösen Familie in Frankfurt-Niederrad aufgewachsen und erfuhr ihre weitere Prägung im Kindergarten durch Dernbacher Schwestern. Im zweiten Schuljahr wurde sie mit anderen Kriegskindern nach Schlitz im Vogelsberg evakuiert. Kriegsbedingt musste die Familie schließlich in ein Behelfsheim bei Erlangen umziehen. Doris wünschte sich ein Schwesterchen namens Uschi und bekam eine Ursula, deren 85. Geburtstag sie kürzlich mitfeiern konnte.
„Was will der Herr denn von mir?“
Nach Kriegsende zurück im Frankfurter Vorort, erwarb Doris die Mittlere Reife. Sie war eine gute Sportlerin und gerne für Andere da, sei es als Klassensprecherin, Leiterin einer Mädchenjugendgruppe in ihrer Heimatpfarrei „Mutter vom Guten Rat“ oder später als Pfarrjugendführerin. Sie absolvierte eine kaufmännische Lehre in Fechenheim und arbeitete dort in der Personalabteilung. Drei Jahre später entschloss sie sich für einen freiwilligen sozialen Werkdienst in Bendorf. Als sie mit einer Freundin in Maria Laach öfter die Messe besuchte, wurde sie mit einem großen Jesusbildnis konfrontiert. Clementia erzählt als wenn es gestern gewesen wäre: „Jesus hat mich angeschaut. Das hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe mich gefragt: Was will der Herr denn von mir? Ich habe viel um Klärung gebetet.“ Später habe sie von den Pallottinerinnen erfahren und sich in Limburg vorgestellt.
„Diese Stille war für mich ergreifend“
„Ich war bereit, bei den Missionspallottinerinnen einzutreten“, berichtet die Schwester und dass sie nach einem Familienurlaub in Tirol am 26. Juli 1959 in Limburg eintraf. „Vorher war ich mit meinen Eltern in der Stadt zum Mittagessen und meine Mutter sagte: ‚Wenn’s nichts ist, dann kommst du wieder‘. Als Doris Ruth Burkard der Ordensname Clementia zugewiesen wurde, war sie erschrocken. „Der Name bedeutet ‚Die Gütige‘. Oh Gott, wo ich doch so umtriebig und kritisch war“, erzählt sie rückblickend. „Aber dann habe ich meinen neuen Namen als Auftrag gesehen und mich arrangiert. Im Kloster waren wir eine muntere Gruppe. Fünf von den Zwölf, die damals eingetreten sind, sind noch da. Der Unterschied zur Welt draußen, diese Stille war für mich ergreifend. Ich hatte verstanden, das ist mein Platz, da gehöre ich hin.“
Doch so beschaulich blieb es nicht. Im Gegensatz zum Anfang (Clementia: „Stillschweigen, strenge Klausur. Wir durften das Kloster nur zur Fronleichnamsprozession und zum Wählengehen verlassen“) blieb es dann doch nicht. Sie wurde gebeten, 1963 die Leitung der Personalabteilung im Vinzenz Pallotti-Hospital in Bensberg im Rheinisch-Bergischen Kreis zu übernehmen. Daraus wurden 15 Jahre, in denen sie mit Menschen vieler Nationen zusammenarbeitete. „Als eine Schwester für die Verwaltung unseres Krankenhauses in Kapstadt Südafrika gesucht wurde, habe ich mich gemeldet und blieb drei Jahre dort. Ich hatte schon eine endgültige Aufenthaltsgenehmigung“, berichtet Clementia. Allerdings sei das Apartheit-System derart gegen ihre Überzeugung gewesen. Das habe sie Betroffene durch kleine persönliche Gesten wissen lassen.
„Ich danke oft dem lieben Gott“
Sodann erfuhr ihr Leben eine weitere Wendung. Sie wurde von der Generalleitung in Rom als Sekretärin angefragt. Daraus wurden 20 Jahre. „Eine sehr interessante und vielseitige Aufgabe“, wie sie rückblickend sagt. „In Rom traf ich viele Studenten aus aller Welt, denen ich helfen konnte: „Irgendwie wollte ich dabei auch gutmachen, was Diskriminierung verursacht hat. Zum Beispiel halfen mir die Pallottiner in Rom, günstige Unterkünfte zu finden. Aus alledem ergaben sich langjährige Freundschaften“, berichtet die rüstige Nonne, die täglich an ihrem PC in ihrem großen Netzwerk korrespondiert, das sich auf Reisen zu Pallottinerinnen in fernen Ländern ergeben hatte. Dank ihrer Initiative konnten Pallottiner in Nigeria Fuß fassen.
Schwester Clementia bezeichnet sich selbst als „eingefleischte Bürokratin“. Sie ist akkurat und zuverlässig, freundlich und zugewandt. Während ihrer Tätigkeit in Rom war sie einige Jahre Mitglied der Vatikan Delegation vom Sekretariat der Einheit der Christen. Das Gremium arbeitet mit dem Weltrat der Kirchen in Genf zusammen. Diese Funktion führte Schwester Clementia zu Versammlungen unter anderem nach Genf, Potsdam und San Antonio in Texas.
Das Jahr 2000 hatte sie noch auf dem Petersplatz in Rom begonnen und war nach einem Verwandtenbesuch in Sizilien im März nach Limburg zurückgekehrt. Hier stand sie noch einige Jahre als Provinzsekretärin und Chronistin im Dienst ihrer Mitschwestern. Ihren Eintritt bei den Pallottinerinnen hat Schwester Clementia nie bereut und sagt: „Ich danke oft dem lieben Gott für die Menschen, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Jetzt freue ich mich darüber, dass ich noch kleinere Dienste für die Gemeinschaft leisten kann.

Bericht & Bilder: Dieter Fluck
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