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Die Katholische Kirche agiert weltweit. Auch politisch. Welche Rolle spielt die Katholische Kirche in der Weltpolitik und für den Weltfrieden?

War Jesus Pazifist?

Wenn Jesus von Frieden spricht, meint er Gottes alles umfassenden Frieden. Jesus lebte und verkündete Feindesliebe und Gewaltverzicht. Aber passt auf ihn der Begriff Pazifist, ein Begriff, der so erst im 20. Jahrhundert geprägt wurde? Als frommer Jude war er sicherlich mit Jesaja vertraut und mit seinem Wort: dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern. Friedensbewegte und Pazifisten haben sich dieses Wort zur Losung gegeben.

In den Nachkriegsjahren galt in Deutschland West wie Ost die Allgemeine Wehrpflicht. Man konnte den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigern, aber man musste sich einer Prüfung unterziehen. In der ehemaligen DDR hatten Wehrdienstverweigerer nichts zu lachen und wurden als sogenannte Spatensoldaten eingesetzt. In der ehemaligen BRD wurden sie in sozialen Diensten als Hilfskräfte eingesetzt.

Von Pazifismus war im Zusammenhang mit der Wehrdienstverweigerung oft die Rede. Der Begriff wurde so erst Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt. Im August 1901 schrieb der Präsident der internationalen Liga des Friedens und der Freiheit, Émile Arnaud: „Wir sind nicht nur friedlich, wir sind nicht nur friedfertig, wir sind nicht nur friedensstiftend. Wir sind alles zusammen und noch mehr: Wir sind, in einem Wort, Pazifisten.“

Heute wird mitunter zwischen einem engen, engeren und einem weiten Pazifismus-Begriff unterschieden. Im engen Begriff von Pazifismus wird die Anwendung von Gewalt kategorisch abgelehnt. Der engere Begriff zielt auf die Ablehnung kriegerischer Gewalt. Im weiten Sinn will der Pazifismus die Institution des Krieges überwinden. Ein radikaler Pazifist dürfte wohl noch nicht einmal dann Gewalt anwenden, wenn Notwehr geboten ist und in seinem Beisein Frau oder Kind gewaltsam Böses angetan wird. Ein Pazifist im engeren Sinn lehnt jede Form von Kriegführung ab, auch wenn ein Volk oder Staat mit Waffengewalt angegriffen worden ist.

Sorge um die Wehrfähigkeit des Staates gehört dazu. Kurt Tucholsky prägte 1931 den ungut verallgemeinernden Satz: Soldaten sind Mörder. Krieg schafft Zerstörung und viel Leid. Wir erleben das wieder einmal in unseren Tagen. Doch darf man Staaten und Völkern das Recht zu Wehrhaftigkeit und Selbstverteidigung absprechen? Und was ist mit denen, die sich als Soldaten die Hände schmutzig machen und schmutzig machen müssen?

In unserer Zeit sind wir bisweilen froh und dankbar für den Dienst von Soldatinnen und Soldaten. Einem Bestreben, die Institution des Krieges überhaupt zu überwinden, dürfte wohl kaum widersprochen werden. Doch die Tatsache, dass Kriege geführt werden, ist wohl so alt wie die Menschheit und auch das Bemühen, in Frieden und Sicherheit leben zu können.

Frieden, Unfrieden und Gewalt bei Jesus

Im Lukasevangelium bejubelt eine Engelschar stellvertretend für die Menschheit die Geburt Jesu mit den Worten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lukas greift hier Formulierungen auf, die damals im Römischen Reich auf Kaiser Augustus angewandt wurden. Dieser wurde ebenfalls als Retter und Friedensbringer im Sinne eines Garanten von Rechtssicherheit und Ordnung bejubelt.

Ein wenig kommt einem solche Huldigung auch aus heutiger Zeit bekannt vor. Damit, dass der später von den Römern gekreuzigte Jude Jesus so gepriesen wird, ist ein Ein- und Widerspruch gegen die Pax Romana gesetzt, die für alle Nicht-Römer brutale Unterdrückung bedeutete. Einer Pax Romana setzt Jesus später deutlich entgegen: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen, Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Harte Worte, denn nun wird es Spaltung geben sogar quer durch die Familien, je nachdem, ob jemand sich für oder gegen die Nachfolge Jesu entscheidet. Ähnlich unsanft ist die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Ein gar nicht so sanfter, sondern ein zorniger, fast aggressiver Jesus wird da geschildert. Als Jesus im Jerusalemer Tempel (gemeint ist der auch den Heiden zugängliche Vorhof) die Händler und Geldwechsler sitzen sah, trieb er sie mit einer Geißel aus Stricken aus dem Tempel, stieß Tische um und verschüttete das Geld der Wechsler mit den Worten: „Macht meines Vaters Haus nicht zum Kaufhaus!“

Jesus verkündete die Feindesliebe und lebte sie vor. Auf dem Hintergrund des zuletzt Gesagten kann man sein Gebot der Feindesliebe sinnvollerweise mit Jesus auch so lesen: Liebt eure Feinde, doch seid deutlich und unerbittlich gegenüber dem Bösen, gegenüber dem Unrecht, gegenüber dem Halbwahren und Falschen. Erduldet das Böse, wenn es ausschließlich euch trifft. Hindert und bekämpft das Böse, wenn es andere zu treffen droht. „Denn wer Unrecht nicht ahndet, ermuntert zur Gewalt“, meint ein Theologe unserer Tage. Der Radikalpazifismus verweigere sich der Mitverantwortung, das Recht durchzusetzen.

P. Heinz-Willi Rivert

Bild: Renáta Sedmáková/AdobeStock

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Was für ein Wunder! Was für ein Abbild der Liebe! Ein Mensch, neu geboren, zart und klein und doch schon vollkommen. Von Gott geliebt. Was für eine Würde. Von Anfang an.
Wir Menschen leben von der Begegnung mit anderen Menschen. Erst in dieser Begegnung mit dem Du spüren wir, was es bedeutet, wenn wir Ich sagen. Die größte und tiefste Begegnung, die wir Menschen erleben können, ist die Begegnung mit dem ewigen Du, mit Gott.
Hat es uns Jesus nicht schon immer gesagt? Hört auf, lange Quasten an den Gewändern zu tragen, die ersten Plätze einzunehmen und euch Rabbi nennen zu lassen. Und trotzdem erliegt die Kirche immer wieder der Versuchung der Eitelkeit. Nur: Wenn die Kirche nicht dient, dient sie zu nichts.
Diese Szene steht jedem Christen vor Augen: Jesus vor Pilatus. Im Verhör. Der zum Tode Verurteilte trotzt der Weltmacht: „Warum schlägst du mich?“, fragt Jesus und zeigt damit den schmalen Grat zwischen Demütigung und Hochmut auf. Der Gequälte leistet keinen Widerstand, aber er verliert auch nicht seine Selbstachtung. Das ist Jesu Demut.
Wissen die Menschen der Wegwerf-Gesellschaft noch zu schätzen, was sie essen, und was sie kaufen können?
Gott ist kein kleinkarierter Buchhalter, der nach einem fein säuberlich geführten Konto mit uns abrechnet.

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