Der Himmel - die Bibliothek Gottes
So viel Schönes schwingt mit, so viel Erfreuliches und Gutes verbinden wir mit dem Wort Himmel. Das ist ja himmlisch, rufen wir manchmal aus und meinen damit eine wunderbare Aussicht, ein großartiges Bergpanorama, einen attraktiven Menschen, ein Kleidungsstück, das uns besonders gut gefällt. Aber natürlich wissen wir nicht, wie der Himmel wirklich aussieht.
All unsere Empfindungen lassen uns erahnen, dass der Himmel ein Ort sein muss, wo es wunderbar und sehr schön ist, wie wir uns Leben in Fülle oder himmlische Ruhe vorstellen. Wir beschreiben den Himmel mit unseren menschlichen Bildern. Für einen unterdessen verstorbenen Pallottinerpater und Professor der Theologie war der Himmel die große Bibliothek Gottes.
Für jemanden, der gerne in den Bergen Urlaub macht, ist der Himmel wie der Ausblick von einem Berggipfel nach langem anstrengendem Aufstieg; ein anderer denkt bei Himmel an die Weite des Meeres, an Sonne und Strand. Für einen, der gerne isst und ein köstliches Mahl zu schätzen weiß, liegt der Bezug zum Schlaraffenland nahe. Kinder mögen an ein Paradies aus Schokolade und Süßigkeiten denken. Der Film von Charlie und der Schokoladenfabrik des Mr. Wonka lässt grüßen.
In Liebe vereint sein
Für Verliebte und Menschen, die in Liebe miteinander gewachsen und aneinander reifer geworden sind, bedeutet Himmel, in Liebe vereint zu sein, eine Einheit sein zu können und doch eigenständige Persönlichkeit zu bleiben. Mit solchen Gedanken und Ideen kommen wir dann schon in die Nähe der Vorstellungen von einem dreifaltigen Gott, dem einen Gott in den drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist, ein Gott, der Liebe ist, und damit in sich schon Beziehung und Dynamik.
Mehr philosophisch theologisch äußert sich der große Gelehrte am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit Nikolaus von Kues. Himmel ist für ihn die coincidentia oppositorum, das Ineinanderfallen aller Gegensätze. Der Himmel wird von den Menschen erhofft, spätestens am Ende ihres Lebens.
Ein kleines Kind murmelte nach dem Nachtgebet beim Einschlafen vor sich hin: Lieber Gott, komm tanz mit mir. Beide Hände reich ich dir. Einmal hin einmal her, rundherum, das ist nicht schwer. Kindlich gesprochen hoffen wir, dass uns Gott einmal im Himmel so ähnlich empfangen wird: Menschenkind, komm tanz mit mir. Beide Hände reich ich dir.
Sehnsucht nach Himmel
Im Monat Februar liegt der Aschermittwoch mit seinem memento mori, mit seiner Ermahnung, an den Tod zu denken und daran, dass wir sterblich sind. Gedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst, wird uns auf den Kopf hin zugesagt und ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet. Kehr um und glaub an das Evangelium. Wende dich Gott wieder neu zu und überdenke dein Leben, ob du so, wie du lebst, es vor dir selbst und vor den Menschen, vor der kommenden Generation und vor Gott verantworten kannst.
Was hier sehr tief und ernst bedacht wird, das wird vorher im Karneval lächerlich gemacht. Wir kommen alle in den Himmel, weil wir so brav sind, heißt es in einem rheinischen Karnevalsschlager. Die bösen Stimmungen und Geister der harten Wintertage sollen im Fasching und in den Bräuchen der Fasnet vertrieben werden. Im Deutschen ist meist nur ein Wort für Himmel gebräuchlich, das Englische unterscheidet deutlicher zwischen sky und heaven. Sky ist das, was wir sehen, das Firmament, der Nachthimmel mit seinen Sternen. Heaven ist das, was wir im Herzen fühlen, wenn wir ausrufen, das ist ja himmlisch.
Himmel in der Bibel
Das Wort Himmel kommt mehr als sechshundertmal in der Bibel vor, und auch sie kennt den Unterschied zwischen Himmel im Sinne von sky und Himmel im Sinn von heaven. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, heißt es direkt in ihren ersten Zeilen. Die Erde war wüst und wirr, und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Himmel und Erde bezeichnen also zum einen den von Gott geschaffenen Kosmos.
In diesem Sinn etwa soll Abraham die Sterne am Himmel zählen, wenn er kann. Eine so zahlreiche Nachkommenschaft wird ihm verheißen. Abraham ist Vater des Glaubens für gleich drei Religionen, Judentum, Christentum und Islam. Ähnlich heißt es im Psalm 121: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Hier ist Himmel gemeint im Sinne von sky.
Vielfach wird Himmel in der Bibel aber auch im Sinn von heaven gebraucht. So heißt es bei Paulus: unsere Heimat ist im Himmel. Im Himmel sein, bedeutet dann, bei Gott sein. Himmel ist die Sphäre des Göttlichen. Vater unser im Himmel, werden wir zu beten gelehrt, und Jesus spricht vom Himmel und vom Himmelreich in vielen Gleichnissen. Himmel bedeutet Frieden und Versöhnung, Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis im Lichte und unter den Augen eines barmherzigen und gütigen Gottes.
Das Himmelreich hat schon mit Jesus in dieser Welt begonnen. Es ist wie ein kleines Senfkorn, das zu einem großen Baum heranwächst oder wie ein überaus kostbarer Schatz, für den sich alles dranzusetzen lohnt. Himmel ist wie ein Ort, an dem der Vater seinen verlorenen Sohn wieder in die Arme schließen kann, an dem Versöhnung möglich ist und Missgunst und Neid überwunden werden kann. Weißt du, wo der Himmel ist, fragen Wilhelm Wilms und Ludger Edelkötter in einem Neuen Geistlichen Lied. Weißt du, wo der Himmel ist, außen oder innen. Eine Handvoll rechts und links, du bist mitten drinnen. Weißt du, wo der Himmel ist, nicht so tief verborgen. Einen Sprung aus dir heraus, aus dem Haus der Sorgen. Weißt du, wo der Himmel ist, nicht so hoch da oben. Sag doch ja zu dir und mir. Du bist aufgehoben.
P. Heinz-Willi Rivert
Bild: AdobeStock
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