Hauptsache: gesund - Wirklich?
Das höchste Gut sei die Gesundheit, sagt man. Aber stimmt das? Worauf kommt es im Leben noch an? Versöhnung zum Beispiel.
Ich kenne etliche, die sich für kerngesund halten und auch gute medizinische Werte aufweisen, aber es fehlt ihnen etwas: die Zufriedenheit. Dann kenne ich wiederum zufriedene Menschen, die jedoch krank sind. Trotz dieser Krankheit oder Behinderung sind sie aber erfüllte, ja sogar dankbare Menschen. Wie erklärt sich das?
Kennen Sie Carlo Acutis? Carlo war ein informatikbegeisterter italienischer Jugendlicher, der 2006 mit 15 Jahren an Leukämie verstarb. Er war tief religiös und dafür bekannt, sogenannte eucharistische Wunder zu dokumentieren und auf einer Website zu katalogisieren. Acutis, der in den Medien auch als Influencer Gottes bzw. Cyber-Apostel bezeichnet wird, wurde am 10. Oktober 2020 in Assisi seliggesprochen. Trotz seiner Leukämieerkrankung und seines bevorstehenden Todes war er glücklich. Es waren seine tiefe Gottverbundenheit und Marienfrömmigkeit, die ihn trugen. Er sagte, für ihn sei der Rosenkranz die „Autobahn zum Himmel“.
Wenn Jesus die Kranken heilte, stand die Vergebung ihrer Schuld im Vordergrund. Gott kennt nur die ganzheitliche Heilung, denn Seele und Leib sind eine Einheit. „Damit ihr seht, dass ich Sünden vergeben kann“, sagte er angesichts des gelähmten Mannes „steh auf und geh!“ Und zum geheilten Mann am Teich Bethesda: „Jetzt geh und sündige nicht mehr!“ Was nützt es einem Menschen, wenn er körperlich gesund, seelisch aber gestört ist, beispielsweise von Rachsucht, Neid, Habgier oder anderen Lastern gequält wird?
Kerngesund ist, wer versöhnt ist
Solange die Beziehung zu Gott belastet ist, ist keiner im Kern gesund; er mag vielleicht in seiner Schale symptomfrei sein, doch wird sich keine Zufriedenheit, geschweige denn ein Glücksgefühl einstellen, wenn er im Kern morbid ist.
Wer liebt, ist leidensfähig. So kann eine Mutter um ihres Kindes oder Partners willen eine erstaunliche Kraft und Schmerztoleranz entwickeln. Ein Freund kann sein Leben für den anderen aufopfern. Die Zwillingsschwester der Liebe ist die Versöhnung. Nur Menschen, die frei sind von nachtragenden Kränkungen und zerstörerischen Schuldvorwürfen sind imstande, ein seelisches Gleichgewicht zu entwickeln. Dieses Gleichgewicht ist die Basis für Zufriedenheit, völlig unabhängig vom Fehlen einer Krankheit oder Behinderung. Viele achten auf ihre Gesundheit und geben dafür eine Menge Geld aus; doch nur wenige achten auf die geistlichen und seelischen Werte wie Achtsamkeit, Dankbarkeit, Mäßigung, Vergebungsbereitschaft.
Wer oder was tröstet uns heute im Schmerz? Die ärztliche Kunst hat Grenzen; auch die psychologischen Heilverfahren vermögen nicht alles. Wer dann noch zu den esoterischen Heilern läuft, kann schnell arm und frustriert werden. Auch diese können nicht das erreichen, was das Wesen eines zufriedenen, heilen Menschen ausmacht: eine gute Beziehung zu Gott, den Mitmenschen und zu sich selbst. Erkennen Sie darin das dreifache Gebot der Liebe? Chronische Nörgler, unersättliche Erbsenzähler sowie narzisstisch aufgeblähte Besserwisser sind sicherlich weit davon entfernt, heil zu sein.
Zufriedenheit kommt von Frieden
Carlo Acutis ging jeden Monat beichten. Auf diese Weise machte er mit Gott und mit sich reinen Tisch. So wächst die Zufriedenheit. Er war nicht nachtragend, wenn man ihn kränkte. Er verschenkte an die Bettler in Mailand Schlafsäcke, die er vom Taschengeld kaufte. Es ist diese Mischung von Selbstgenügsamkeit, Vergebungsbereitschaft und Gottverbundenheit, die der Seele Frieden schenkt. Die Testfragen angesichts eines Getriebenseins oder einer lauernden Unzufriedenheit lauten: Wovon bin ich abhängig? Wem habe ich noch nicht vergeben? Wie steht es um meine Gottesbeziehung und Gebetspraxis? Und schließlich: Bin ich bereit, denen meine Liebe zu geben, die sie nicht verdient haben? Denn Liebe wird immer geschenkt. Und nur das macht heil.
P. Jörg Müller
Bild: „Versöhnung“: Plastik von Josefina da Vasconecellos vor der Versöhnungskapelle in Berlin.
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