Auch aus diesem Heft:

Das höchste Gut sei die Gesundheit, sagt man. Aber stimmt das? Worauf kommt es im Leben noch an? Versöhnung zum Beispiel.

Geerbte Sünde – geerbtes Heil

Die Corona-Pandemie wird als eine Belastung empfunden, von der niemand ausgeschlossen ist. Genauso umfassend ist die Hoffnung auf Befreiung von dieser Gefährdung. Das weckt Gedanken an die Erbsünde und das verheißene Heil.

Zurzeit gibt es fast nur noch ein Thema: Corona. Darüber berichtet der Nachrichtensprecher der Tagesschau ebenso wie die Nachbarin beim kurzen Plausch auf der Straße. Schon morgens beim Frühstück höre ich: „Was macht Corona?“, ähnliches beim Geburtstagsgruß am Telefon oder. Da meldet sich ein Gemisch von Befürchtungen und Hoffnungen. Auch der Letzte scheint jetzt zu merken: Unsere Welt ist nicht heil. Vieles ist in Unordnung geraten, aus dem Ruder gelaufen. Ganz schleichend hat es begonnen, geradezu unsichtbar. Anfangs hat man es noch gar nicht wahrgenommen; manche wollen dieses Übel heute noch nicht wahrhaben. Und doch bekommt es jede Familie, jede Schule und jeder Betrieb zu spüren, die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft, auch die Kirche: Da ist ein Virus, das nicht nur unsere Gesundheit bedroht, sondern auch Einfluss nimmt auf unser Leben, uns veranlasst, unsere Gewohnheiten zu überdenken und vielleicht sogar zu korrigieren.

Erbsünde – was ist das?

Das lässt mich an die „Erbsünde“ denken. Ein Begriff, der kaum noch in unserem Wortschatz zu finden ist. Auch die „Erbsünde“ ist so etwas Unsichtbares mit schleierhaftem Ursprung. Ob ich es wahrhaben will oder nicht: Ich bin von so vielen Eigenarten, Denkweisen, Entscheidungen und Taten meiner Eltern und Vorfahren infiziert, auch von der Geschichte meiner Umgebung, von gepflegten und von verleugneten Traditionen. Ungefragt sind wir zu Erben von vielem Guten, aber auch von viel Schlechtem geworden. Die Erblasser sind nicht nur die im Stammbuch aufgeführten. Sie sind uns nur teilweise bekannt, überwiegend anonym, auf jeden Fall nicht mehr in der Lage, dieses Erbe rückgängig zu machen.

Wenn ich mich in frühen Jahren mal in dieser oder jener Hinsicht über meine Eltern geärgert habe, nahm ich mir häufig vor: „So wie die will ich mal nicht werden.“ Je erwachsener ich wurde, umso bestimmter war dieser Wunsch: „Nein, so nicht!“ Inzwischen weisen mich andere von Zeit zu Zeit darauf hin, dass ich mich doch ähnlich verhalte wie meine Altvorderen. Wenn ich manche meiner Denk- und Verhaltensweisen etwas genauer und ohne Scheuklappen betrachte, muss ich Friedrich Schiller recht geben, wenn er unseren Nachahmungstrieb entlarvt: „Wie er räuspert und wie er spuckt, das habt ihr ihm glücklich abgeguckt.“ Manchmal bin ich dankbar dafür, aber oft regt sich auch der Wunsch nach Veränderung, besser nach Wandlung und Heilung. So ergeht es der Menschheit insgesamt, in allen Generationen. Dieser Wunsch ist enorm stark, elementar, manchmal auch verführerisch. Er bewog sogar einmal die Mehrheit unseres Volkes „Sieg Heil“ zu rufen.

Angetrieben von dieser Sehnsucht erwarten gegenwärtig viele von einem Impfstoff gegen die Infektionskrankheit COVID-19 das Heil. Diese Sehnsucht ist verständlich, aber immer bleibt die Pflicht zu prüfen, auf wen wir unsere Hoffnung setzen.

Mit wilden Tieren und Engeln leben

Vor 2000 Jahren sah die Welt nicht viel anders aus. Die Situation in Israel war so bedrohlich, dass die Leute sagten: „Da toben wilde Tiere!“ Jesus hatte sogar den Eindruck, dass diese wilden Tiere in ihm selber toben (vgl. Mk 1,13). Die Evangelisten schildern dies anhand von verschiedenen Versuchungen. Aber statt in Panik zu geraten, entschloss sich Jesus in der Wüste, den Dienst von Engeln anzunehmen. Ein Bild für die Anwesenheit des Heils.

Solche Wüstenzeiten tun auch uns gut, denn wer sich der Entscheidung stellt zwischen dem sündigen Erbe, den „wilden Tieren“ und dem Erbe des Heils, den „Engeln“, der kann dabei Klarheit finden, worauf es im Leben wirklich ankommt, was uns und auch anderen tatsächlich zum Heile dient.

Die Bibel schildert, dass Jesus nach der Klärung in der Wüste mit großer innerer Gewissheit auf einen Berg gestiegen ist und als wegweisende Einsicht verkündete: „Selig die Armen, selig die Trauernden, selig die Barmherzigen und die Friedenstifter“ (vgl. Mt 5,3ff). Das Wort „selig“ lässt sich durchaus mit „heil“ übersetzen. In einem Katalog von Seligpreisungen listet Jesus auf, wann der Mensch heil oder heilig ist.

Eine Lebensaufgabe

Es ist schrecklich, wenn manche bis ins reife Alter sagen: „Ich bin eben so. Da ist meine Mutter oder mein Vater oder der Lehrer, der Pfarrer oder sonst wer schuld.“ Diese Menschen schmälern ihre Lebenschancen, manche verpassen sie sogar und fangen dann an „zu heulen und mit den Tränen zu knirschen“ (Mt 22,13). Jeder von uns muss einsehen: Je älter ich werde, umso mehr bin ich für meine Art zu denken, zu reden und zu handeln selbst verantwortlich, trotz früherer Einflüsse.

Der Trappistenmönch Thomas Merton formuliert es prägnant: „Heiligkeit bedeutet: der zu werden, zu dem du berufen und bestimmt bist.“

Wir alle tragen das Erbgut des Heiles wie Saatgut in uns. Die von Menschen und ihrer Geschichte ererbte oft unheilvolle Prägung ist zwar eine Realität, aber kein unabwendbares Schicksal. Wir haben die Aufgabe, uns ein Leben lang zu bemühen, unseren je eigenen Lebensauftrag zu erkennen und auch zu verwirklichen, so gut wir es bei den Umständen unseres Lebens eben können. Jene, die wir als Heilige ehren, waren auch nicht frei von der geerbten Sünde und mussten bis zum letzten Atemzug mit diesem Infekt klarkommen, aber sie ermutigen uns, empfänglich zu sein für das Erbe des Heils, das seit Ewigkeit uns zugedacht ist. Je mehr wir dieses Erbe annehmen, umso besser ist es für uns und auch für jene, auf die wir – bewusst oder nicht – Einfluss haben.

P. Peter Hinsen

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Zu viele Bindungen lösen sich auf, weil die Liebeserweise nachlassen und im Alltagstrott zerrieben werden. Das wäre vermeidbar, wenn sich beide Partner an einfache Regeln halten würden.
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Ein Garten ist nicht immer ein Ort des Lebens und der Freude. Jesus selbst hat in so einem Garten gebetet: Der Garten Getsemani ist seither Inbegriff des Gebets in der Angst.
Eine Flucht vor der Welt darf der Glaube nicht sein. Er muss dem Leben dienen, dem Wert des Lebens.
Als Hedwig Faber mit vierzig Jahren eine Tochter bekommt, bringt man das kleine Mädchen sofort weg. Keiner sagt der weinenden Wöchnerin, was los ist.
„Zeichen seiner Nähe“, so überschrieb vor 45 Jahren die Zeitschrift „Katholisches Apostolat (KA)“ einen ganzen Jahrgang, Damit sollten die Sakramente erklärt werden. Das ist auch die Absicht des folgenden Beitrags.
Wenn sie die Tauf- und Kommunionkerze ziert, dann ist sie ein Zeichen für den Anfang und den Aufbruch, für Freude und Friede, für Sehnsucht und Weite: Die Taube ist das Zeichen von Gottes Geist, der weht, wo er will.
„Jedem Tierchen sein Pläsierchen“, sagt man, wenn jemand ein befremdliches Benehmen an den Tag legt. Man will zum Ausdruck bringen, dass jeder so handeln, sich so verhalten darf, wie er es für richtig hält. Aber es gibt Grenzen.
Theologen und Journalisten sind auf der Suche nach der Wahrheit.
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Es beginnt manchmal damit, dass man ein Bein aus dem Bett schwingt und sich erhebt. Der Tag beginnt. Was er bringt und zu welchen neuen Ufern er sich bewegt, ist noch ungewiss. Jeder Tag ist daher ein Wagnis.
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Wir Menschen leben von der Begegnung mit anderen Menschen. Erst in dieser Begegnung mit dem Du spüren wir, was es bedeutet, wenn wir Ich sagen. Die größte und tiefste Begegnung, die wir Menschen erleben können, ist die Begegnung mit dem ewigen Du, mit Gott.
Hat es uns Jesus nicht schon immer gesagt? Hört auf, lange Quasten an den Gewändern zu tragen, die ersten Plätze einzunehmen und euch Rabbi nennen zu lassen. Und trotzdem erliegt die Kirche immer wieder der Versuchung der Eitelkeit. Nur: Wenn die Kirche nicht dient, dient sie zu nichts.
Diese Szene steht jedem Christen vor Augen: Jesus vor Pilatus. Im Verhör. Der zum Tode Verurteilte trotzt der Weltmacht: „Warum schlägst du mich?“, fragt Jesus und zeigt damit den schmalen Grat zwischen Demütigung und Hochmut auf. Der Gequälte leistet keinen Widerstand, aber er verliert auch nicht seine Selbstachtung. Das ist Jesu Demut.
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Gott ist kein kleinkarierter Buchhalter, der nach einem fein säuberlich geführten Konto mit uns abrechnet.

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