Hat Gottes gute Erde Zukunft?
In seinem Schreiben „Laudate Deum“ vom 4. Oktober 2023 redet Papst Franziskus der Welt ins Gewissen, in Sachen Klimawandel zu handeln, ehe es zu spät ist. Sein Rat: den Lebenswandel ändern.
Das Thema Klimawandel liegt dem Pontifex seit Jahren am Herzen. In seiner Enzyklika „Laudato si“ hat er sich eingehend mit all den Fragen, die der Klimawandel mit sich bringt, beschäftigt. Fachleute sagen, dieses Schreiben habe einen positiven Einfluss auf die Klimakonferenz 2015 in Paris gehabt.
Zu gerne hätte der Papst persönlich an der Klimakonferenz vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai teilgenommen. Seine angegriffene Gesundheit verhinderte das. Immerhin konnte man sich in Dubai auf eine Abkehr von fossilen Energien verständigen; erneuerbare Energien sollen weltweit bis 2030 verdreifacht werden; fast 800 Millionen US-Dollar sollen für von Klimaschäden betroffene Länder bereitgestellt werden.
Viele sind mit den „Ergebnissen“ von Dubai zufrieden, viele nicht. Vor allem gibt es wie immer Skepsis an der Umsetzung. Vermutlich gehört Papst Franziskus auch zu den Skeptikern. Am 4. Oktober 2023 veröffentlichte er sozusagen ein Folge-Schreiben auf „Laudato si“ mit dem Titel „Laudate deum“. Gleich zu Beginn erläutert er den Titel, der vom Tagesheiligen Franz von Assisi stamme: „Lobt Gott für alle seine Geschöpfe“. Hintergrund dieses Schreibens ist die Sorge des Papstes, dass der Klimawandel vielfach nicht ernst genommen und dass nicht schnell genug gegengesteuert werde.
Viele nehmen den Klimawandel nicht ernst
Darum habe er nach acht Jahren erneut zur Feder gegriffen, weil ihn die mangelnde Reaktion besorge, „während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt“. Typisch Franziskus wendet er sich gegen Menschen, die das alles „kleinreden“, „selbst innerhalb der katholischen Kirche“. Und er wendet sich gegen die „vereinfachende Sicht“, die den Armen die Schuld an der Misere zuschiebt. Mit entsprechenden Zahlen untermauert er seine Meinung, dass der Klimawandel, den er jetzt immer mehr Klimakrise nennt, menschengemacht ist. Und zwar nicht hie und da, sondern „auf dem gesamten Planeten“. Darum will er auch alle Menschen, gleich welcher Religion, ansprechen, gemeinsam Maßnahmen anzugehen, denn „Alles ist miteinander verbunden“ und „Niemand rettet sich allein“.
Papst Franziskus bittet eindringlich darum, die Lebenseinstellung und den Lebenswandel zu ändern. Die Zeiten des Glaubens an ständigen Fortschritt und ständiges Wirtschaftswachstum seien vorüber. In diesem Zusammenhang warnt er vor Angstmache, Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zerstörten Arbeitsplätze. Franziskus ist der gegenteiligen Meinung, dass der Klimawandel schon zu viel Lebensqualität geraubt habe (Stichworte: Anstieg des Meeresspiegels, Dürreperioden) und dass der Übergang zu erneuerbaren Energieformen und die „Bemühungen zur Anpassung an die Schäden des Klimawandels unzählige Arbeitsplätze in verschiedenen Sektoren schaffen“
„Und siehe, es war sehr gut“
„Laudate Deum“ bedauert die Schwäche der internationalen Politik und ermutigt alle Staaten und Organisationen zu einer größeren Zusammenarbeit. Dabei solle man auch bei Rückschlägen nie aufgeben. „Das Gute, ebenso wie die Liebe, die Gerechtigkeit und die Solidarität erlangt man nicht ein für alle Male; die müssen jeden Tag neu errungen werden“. So sehr Franziskus immer mal eine Spitze setzt gegen „die Mächtigen“ in profitorientierter Politik und Wirtschaftskonzernen, so sehr lobt er eine „neue Sensibilität gegenüber den schwächeren und weniger Mächtigen“.
Franziskus nennt auch seine geistlichen Beweggründe, warum er sich so heftig für Maßnahmen gegen die Klimakrise einsetzt. Er erinnert daran, dass Gott die Erde gut geschaffen habe. „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut“ (Genesis 1,31). Gott gehöre die Erde. Der vernunftbegabte Mensch habe die große Verantwortung, die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen zu respektieren.
Franziskus blickt auf Jesus, der über die Schönheit der Welt gestaunt habe und ihr mit Aufmerksamkeit begegnet sei. Auf biblischem Weg kommt er zu der Forderung, dass Mensch und Umwelt, dass alle Geschöpfe versöhnt miteinander leben sollen. Der Papst wörtlich: „Ich lade einen jeden ein, diesen Weg der Versöhnung mit der Welt, die uns umgibt, zu begleiten und ihn mit einem eigenen Beitrag zu bereichern… Ich kann jedoch nicht bestreiten, dass es notwendig ist, aufrichtig zu sein und anzuerkennen, dass die wirksamsten Lösungen nicht allein von individuellen Bemühungen, sondern vor allem von bedeutenden Entscheidungen in der nationalen und internationalen Politik kommen werden.“
Nichtsdestotrotz nennt Franziskus Beispiele für den je „eigenen Beitrag“. Da ist von einem Überdenken des Lebensstils die Rede, von der Bemühung um weniger Verschmutzung, Reduzierung des Mülls, einem umsichtigen Konsum.
Insgesamt hat das päpstliche Schreiben nicht so sehr den einzelnen im Blick, sondern die globalen Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft. Hier tritt er immer wieder dafür ein, Macht richtig einzusetzen. „Denn ein Mensch, der sich anmaßt, sich an die Stelle Gottes zu setzen, wird zur schlimmsten Gefahr für sich selbst.“
P. Alexander Holzbach
Bild: Unsplash
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