Aus der Zeit gefallen
Es wird eine Zeit kommen, da spielen unsere Probleme keine Rolle mehr, jetzt ist die Zeit da, in der wir neue Akzente setzen müssen. Und wenn wir aus der Zeit fallen – was dann?
Die Zeit vergeht wie im Flug, was gestern noch gar nicht wichtig war, ist heute schon wieder überholt. Wir reden von der Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie bewegt sich oder wir bewegen uns in ihr. In der Zeit sein heißt also mit der Zeit gehen, sich der Zeit anpassen und zeitgemäß leben. Was bedeutet es dann, wenn jemand oder etwas aus der Zeit fällt? Kann oder will er sich nicht mehr bewegen?
Es gibt Situationen in unserem Leben, da verliert die Zeit ihre Bedeutung. Wer einen großen Verlust erleidet und deshalb in tiefer Trauer erstarrt ist, kann das Zeitgefühl verlieren und sich einfach an einer Situation festhacken und immer wieder darum kreisen. Wer einsam ist, für den zieht sich die Zeit oft so in die Länge, dass er an der Zeit resigniert und aus der Zeit fällt.
Es gibt auch Menschen, die ganz bewusst aus der Zeit fallen wollen. Sie richten sich in der Vergangenheit ein, im Lebensstil, im Denken und auch manchmal in der äußerlichen Gestaltung ihres Lebensumfeldes. Aus unterschiedlichen Gründen bietet so die Vergangenheit Schutz und Sicherheit vor der Komplexität und Unübersichtlichkeit der Gegenwart. Und es gibt auch die andere Seite, Menschen, die sich in der Zukunft einrichten. Für sie hat sich die Welt schon in eine ganz neue Dimension entwickelt, es eröffnen sich neue Lebensräume auch auf anderen Planeten. Wir kurven mit Flugtaxis von einem Ort zum anderen und künstliche Intelligenz dient dazu, ein ganz neues Lebensgefühl zu entwickeln.
Irgendwie verrückt
Bald haben wir alle unsere Gene entschlüsselt und können menschliches Leben optimieren, alle Krankheiten heilen und sogar den Tod besiegen. Beide Extreme – nur die Vergangenheit zählt oder nur eine künstlich hergestellte Zukunft ist wichtig – wirken ver-rückt oder anders gesagt: irgendwie aus der Zeit gefallen.
Allerdings leben die meisten von uns mit Beidem. Das heißt, wir denken und handeln in einer Ungleichzeitigkeit. In manchen Bereichen unseres Lebens halten wir an Althergebrachtem fest, pflegen Traditionen und Rituale, die im Heute eigentlich keine Bedeutung mehr haben, und sehnen uns nach alten Strukturen und bewährten Lebensmodellen, weil wir Angst haben, die Kontrolle zu verlieren. Gleichzeitig bedienen wir uns neuer Kommunikationsformen, verändern unsere Sprache, und nutzen viel moderne Technik, wenn auch manchmal gezwungenermaßen.
Aus der Zeit fallen und in der Zeit handeln und manchmal vielleicht auch der Zeit voraus denken, geschieht oft parallel. Das macht unser Zusammenleben so vielfältig und gleichzeitig so konfliktreich.
In die Zeit hineinfallen
Im Augenblick der Zeugung fällt jeder Mensch in die Zeit hinein, und im Augenblick des Todes fällt jeder Mensch wieder aus der Zeit heraus. Vorher und nachher sind wir zeit-los.
Weil wir aber in unserem Bewusstsein und unserem Denken an die Zeit gebunden sind, gibt es dafür keine Vorstellung mehr. Und dort verorten wir Gott. Er ist immer schon außerhalb unserer Zeit und wir nennen das Ewigkeit. Trotzdem glauben wir, dass er in der Zeit sich mit uns verbindet, mit uns geht und auf unsere zeitliches Leben Einfluss nimmt.
Unser christlicher Glaube macht sich an Jesus Christus fest, der in die Zeit eingestiegen ist durch seine Menschwerdung, eine Zeit auf dieser Welt lebte, und durch seinen Tod und seine Auferstehung die Tür zwischen Zeit und Ewigkeit geöffnet hat. Wir Christen haben die Hoffnung, wenn wir aus der Zeit fallen, leben wir in der Ewigkeit. Zeit-los eben.
Gertrud Brem
Bild: Wilfried Bahnmüller
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