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Der blaue Planet – ein Wunderwerk

Hund und Katze sind des Menschen liebste tierische Begleiter. Dass Mensch und Tier wie die Erde und das Weltall Schöpfung Gottes sind, weiß die Bibel in ihren Schöpfungserzählungen auf ihren ersten Seiten.

Zwei Kätzchen sind auf einer Spruchkarte zu sehen, die mir vor kurzem in die Hände fiel. Ihr Text stammt von Max Bewer, einem in seinen Wertüberzeugungen nicht ganz so angenehmen Zeitgenossen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Liebe Menschen, wenn ihr wüsstet, welche Wunder Liebe tut, mancher Mensch wär‘ manchem Menschen schon sich selbst zuliebe gut.“ Franz von Assisi wird der Ausspruch zugeschrieben: „Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst du, o Mensch, sei Sünde. Mein Hund ist mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.“

Wie dem auch sei, alle – Mensch und Tiere und Pflanze sind Teil der Schöpfung. Und Schöpfungserzählungen haben eine lange vorbiblische Tradition. In den meisten Kulturen weiß man, dass Mensch, Tier und Natur aufeinander verwiesen sind. In der christlichen Kultur wird in einem Gebet in der Liturgie der katholischen Kirche über Gott und die Welt gesagt, dass Gott die Welt mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen und sie dem Wechsel der Zeit unterworfen hat.

Auf dein Bild hin geschaffen

„Den Menschen aber hast du auf dein Bild hin geschaffen und ihm das Werk deiner Allmacht übergeben. Du hast ihn bestimmt, über die Erde zu herrschen, dir, seinem Herrn und Schöpfer, zu dienen und das Lob deiner großen Taten zu verkünden.“ Viele Kirchenlieder singen das Lob der Schöpfung. Die Räume des Alls in unendlicher Ferne, die Tiere des Feldes, die Vögel der Lüfte, die Tiefen des Meeres, Gelaich und Gewürme werden im Lied „Erfreue dich Himmel“ zum Lob Gottes eingeladen. Die Schöpfung zu einem gemeinsamen Lebenshaus von Mensch und Tier und Jung und Alt zu machen, dazu lädt ein Neues Geistliches Lied ein: „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz‘ einen Baum, der Schatten wirft, und beschreibe den Himmel, der uns blüht.“

Am bekanntesten ist sicherlich der Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi aus dem 13. Jahrhundert. Er ist gleichermaßen Gebet und Lyrik. In viele Sprachen übersetzt gehört er heute zur Weltliteratur. Für Papst Franziskus ist er Ausgangspunkt seiner Enzyklika „Laudato si‘ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Darin befasst sich das Oberhaupt der Katholischen Kirche mit aktuellen Fragen der Schöpfungstheologie, der Umwelt und Ökologie sowie des Klimawandels.

Das gemeinsame Haus

„Laudato si‘, mi‘ Signore – Gelobt seist du, mein Herr“, sang der heilige Franziskus von Assisi“, beginnt der Papst. „In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“ Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat.

Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern. Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde.“ Die sozialen Fragen um Gerechtigkeit und Armut in der Welt und die ökologischen Fragen um Natur, Artenvielfalt, Umwelt und Klimawandel können also nicht voneinander getrennt werden.

In den sechziger Jahren entstand in Lateinamerika die Theologie der Befreiung, um den Schreien der Ärmsten Gehör zu verschaffen. Seit den achtziger Jahren wächst das Bewusstsein, dass auch die Wälder, die Tiere und die gesamte Erde schreien, weil sie unter der Zerstörungsgewalt der Industriekultur zu leiden haben. „Eine endliche Erde“, schreibt Leonardo Boff schon 2013 in seinem Buch über den Heiligen Geist, „kann ein Projekt der Grenzenlosigkeit nicht aushalten.

Die Erde, die lebendig, Gaia, ist, wird auf irgendeine Weise reagieren und sich wehren, wie sie nur kann. Doch sie wurde bereits so sehr ausgeplündert, dass sie in beträchtlichem Maße ihre Regenerationsfähigkeit verloren hat.“ In den verschiedensten Gruppen wird nach Auswegen gesucht, um die Erde und die Natur mit ihrer Vielfalt der Arten zu erhalten. Vor allem muss der Mensch sich anders verstehen und handeln lernen.

Er ist eben nicht Herrscher über die Erde, die er ausplündern darf auf Teufel komm heraus, denn dann kommt er heraus, wie wir in unseren Tagen an der Erderwärmung, dem Artensterben und den zunehmenden Dürren und Überschwemmungen merken. Als Abbild Gottes darf er vielmehr die Erde erforschen und ihre gewaltigen Kräfte nutzen, um mit seinen Geschwistern Mensch, Tier und Natur das gemeinsame Lebenshaus Erde zu bewohnen.

Staunen und Respekt

Notwendig scheint zu sein, neu Staunen zu lernen über das Wunderwerk, das der blaue Planet Erde ist und dann Allem mit Achtung, Ehrfurcht und Respekt zu begegnen. Andere Kulturen können das besser als die unsrige. Indianische Kultur sagt etwa: jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig. Jeder lichte Nebel in dunklen Wäldern und jedes summende Insekt ist heilig in der Erinnerung und der Erfahrung meines Volkes. Die Erde ist des Herrn, sagt biblisch jüdisch-christliche Schöpfungstheologie und, Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.

P. Heinz-Willi Rivert

Bild: AdobeStock

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