In absoluter Sicherheit!
Es gibt Momente im Leben, da erfasst einen eine große Ruhe. Und Zuversicht. Auch angesichts des Todes.
Ist es Ironie, Polemik oder ein sentimentaler Anflug, wenn Heinrich Heine beim Anblick des Loreley-Felsens sinniert: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin?“ Depressiv seine eigene Antwort: „Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn!“ Ganz anders gefragt: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so ruhig bin?“ Zuversicht hüllte mich ein wie eine wärmende Decke und blieb bei mir auch im Ohnmachtserleben der Herz-Operation. Diesen Frieden habe ich mir nicht selbst verordnet. Er ist einfach über mich gekommen, ohne Vorankündigung, ohne eigene Vorbereitung.
So ist es schon vielen ergangen. Als Peter Wust, der grüblerische Existenzphilosoph, 1940 im Alter von nur 55 Jahren – umgeben vom Heulen der Luftschutzsirenen – in
seiner Münsteraner Mansardenwohnung im Sterben lag, ließ er seinen Freund Josef Pieper wissen: „Ich befinde mich in absoluter Sicherheit!“
Diese Gewissheit durfte ich während der kritischen OP-Phase in einem Traum erfahren. Ich sah vor mir zwei verschlossene Türen. Die eine war für die Rückkehr ins irdische Leben bestimmt, die andere für eine unbekannte Welt. Welche Tür sich öffnen würde, darum machte ich mir keine Sorgen. Ich war mir gewiss: Was auch geschieht, ich bin in guten Händen! Im Vorfeld wurden mir viele Gebete und manches Gedenken versprochen. Das waren liebe und wertvolle Zeichen der Anteilnahme, doch meine Ruhe konnten sie nicht begründen, höchstens bestätigen.
Die Gläubigen des Volkes Israel bekennen sich zu JAHWE (,,Ich bin für euch da!“). In diesem Gottesnamen ist die überlieferte Erfahrung eines treuen Schutzes selbst in größter Not zusammengefasst. Wenn Jesus von ,,unserem Vater im Himmel“ spricht, meint er wohl Ähnliches. Das bestimmt sein Leben, sein Sprechen und sein Beten bis in die Stunde des Sterbens: „In deine Hände gebe ich meinen Geist!“
Und was ist dann? Diese Frage ist uninteressant, auf jeden Fall bei weitem nicht so wichtig wie viele meinen. Ganz entspannt gibt Paulus im Einklang mit der Schrift die Antwort: „Kein Auge hat gesehen und kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz ist gedrungen, was Gott denen bereitet, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9).
Ich weiß, was es bedeutet, dass ich so ruhig bin.
P. Peter Hinsen
Bild: Rudolf Baier
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