das zeichen - Zeitschrift der Pallottiner Heft 11/2021

Auch aus diesem Heft:

Antisemitische Anschläge auf jüdische Einrichtungen oder Diskriminierung jüdischer Personen sind in unserem Land immer noch eine sehr sensible Angelegenheit.

Zwei Feste, die Juden und Christen verbinden

In jeder Religion gibt es unterschiedliche Feste, die mit Erinnerungen, Ritualen und Bräuchen ihres Glaubens verbunden sind. Das Christentum hat seine Wurzeln im Judentum, deshalb sind zwei wichtige Feste der beiden Glaubensgemeinschaften aufeinander bezogen und miteinander verbunden.

Am deutlichsten zeigt sich eine Gemeinsamkeit zwischen dem jüdischen Pessachfest und dem christlichen Osterfest. Jedes Jahr lesen wir in der Karwoche die Geschichte vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Sie feierten wie alle Juden gemeinsam das Pessachfest, eines der drei großen Wallfahrtsfeste der Juden. Zu diesem Fest kamen jedes Jahr viele Pilger nach Jerusalem, um im Tempel zu beten und zu opfern.

Das Pessachfest erinnert die Juden an den Auszug aus Ägypten. Sie erzählen sich die Geschichte, wie Gott sie aus der Knechtschaft befreit hat und mit ihnen durch die Wüste gezogen ist. Damals haben sie ein Lamm geschlachtet, sein Blut an die Türpfosten ihrer Häuser gestrichen, damit der Todesengel, der alle Erstgeborenen der Ägypter erschlug, an ihnen vorbei ging. Und vor dem Aufbruch haben sie noch ein letztes Mahl miteinander gegessen, um sich für den kommenden Weg zu stärken. In der Thora, den fünf Büchern Mose, wurde aufgeschrieben, dass sie zur Erinnerung jedes Jahr ein Fest feiern sollen. Das ist der Ursprung des Pessachfestes der Juden bis heute.

Jesus als Opferlamm

So saß auch Jesus mit seinen Jüngern zum Pessachmahl zusammen. Es war das letzte Mal, dass sie gemeinsam gegessen haben und sich an das befreiende Handeln Gottes erinnerten. Aber dieses Mahl bekam eine besondere, eine neue Deutung. Die Worte Jesu, die er bei diesem Mahl zu seinen Jüngern sprach, konnten sie erst nach der Begegnung mit dem Auferstandenen richtig verstehen. Nun deuteten sie Jesus als das Opferlamm, er hat sein Blut vergossen und rettet uns damit vor dem endgültigen Tod. Das Brot, das er mit ihnen geteilt hat, ist sein Leib, damit verbindet und stärkt er die Gemeinschaft der Jünger, so gehören sie zum Leib Christi und sind bereit, ihm nachzufolgen.

Die neue Botschaft war nun, dass Gott nicht nur aus der Knechtschaft in dieser Welt befreit, sondern er verspricht ein Leben über den Tod hinaus. Und so entwickelt sich aus dem jüdischen Pessachfest das christliche Osterfest und die Eucharistie.

Shawuot wird sieben Wochen nach Pessach gefeiert. Es war, solange der Tempel in Jerusalem stand, ein weiteres Wallfahrtsfest, bei dem aus allen Teilen Palästinas und dem römischen Reich jüdische Pilger nach Jerusalem kamen. Shawuot ist das Fest der Offenbarung. Die Juden erinnern sich daran, dass Gott ihnen die zehn Gebote gab und damit auch einen Bund mit dem Volk Israel geschlossen hat. (Ex 24,1-8). An diesem Fest werden die zehn Gebote vorgelesen und die Thora studiert, um die Worte Gottes zu verstehen und zu reflektieren. Daraus soll dann ein gerechtes, gottgefälliges Verhalten gelebt werden.

Als die Jünger zu diesem Fest in Jerusalem zusammenkamen, so lesen wir es in der Apostelgeschichte, kommt der Geist Gottes zu ihnen und erfüllt sie mit seiner Kraft und Stärke. Die Menschen in Jerusalem, die verschiedene Sprachen sprechen, können plötzlich die Botschaft der Jünger verstehen. Petrus tritt öffentlich auf und verkündet, dass nun ein neues Gesetz gilt und ein neuer Bund zwischen Gott und allen Menschen in Jesus Christus geschlossen wurde. Damit ist die erste Offenbarung nicht aufgehoben, sondern vollendet. Wir Christen nennen dieses Fest Pfingsten und für uns ist es die Geburtsstunde der Kirche.

Im Laufe der Zeit haben sich die Feste des Christen- und Judentums auseinanderentwickelt und so haben wir die Verbindung von Pessach und Shawuot mit Ostern und Pfingsten vergessen. Es lohnt sich dessen wieder bewusst zu werden, denn der neue Bund in Jesus Christus ist ohne den alten Bund des Volkes Israel nicht denkbar.

Gertrud Brem

Bild: KNA

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