Auch aus diesem Heft:

Was für ein Wunder! Was für ein Abbild der Liebe! Ein Mensch, neu geboren, zart und klein und doch schon vollkommen. Von Gott geliebt. Was für eine Würde. Von Anfang an.

Das ewige DU

Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Und in dieser Begegnung erkennen wir wie in einem Spiegel unsere eigene Würde. Am Du werden wir zum Ich. Ein Gedanke, den der jüdische Philosoph Martin Buber entfaltet hat.

Martin Buber ist einer der wichtigsten Denker des vergangenen Jahrhunderts. Geboren ist er 1878 in Wien, er war jüdischen Glaubens, studierte Philosphie, Psychiatrie und Germanistik und war einige Zeit Professor an der Universität in Frankfurt. Zur Zeit des Nationalsozialismus verließ er Deutschland. Er starb 1965 in Jerusalem.

Eines seiner bekanntesten und wichtigsten Werke heißt: ICH und DU, und in dieser Schrift entwickelt er seine Gedanken dazu, wie der Mensch zum wirklichen Menschsein kommt. In jedem Menschen ist die Fähigkeit, das Menschsein zu verwirklichen, zunächst nur angelegt. Erst, wenn der Mensch in Beziehung zu anderen Menschen oder zur Welt tritt, entwickelt sich sein ganzes Menschsein.

Für Buber gibt es zwei Arten von Beziehungsgeschehen. Einerseits gibt es die ICH-ES Beziehung. Hier benutzt der Mensch seine Beziehung, um etwas zu erreichen. Er hat einen rationalen und oberflächlichen Bezug zu den Dingen oder auch zu anderen Menschen. Die Beschäftigung mit den Dingen, mit der Natur oder auch mit Menschen in der ICH-ES-Beziehung verfolgt immer einen Zweck. Sie ist von rationalen Überlegungen geleitet, sie nutzt und gebraucht das ES und bleibt dabei in Distanz. Wir brauchen diese distanzierte Beziehung, um die Welt zu erfassen, um Erfahrungen zu sammeln und unser Wissen zu erweitern. Wenn wir aber in einer oberflächlichen Beziehung zu Menschen, Natur und Dingen bleiben, entfremden wir uns auch von einer in uns wohnenden wesentlichen Wirklichkeit.

Begegnung von Mensch zu Mensch

Andererseits lebt der Mensch in einer ICH-DU-Beziehung. In dieser Beziehung begegnen sich die Menschen unmittelbar, wie in einem offenen Raum, hier will man kein Ziel erreichen und verfolgt auch keinen Zweck. Man öffnet sich ohne Vorbehalt seinem Gegenüber. Eine wirkliche Begegnung von Mensch zu Mensch umfasst das Gegenüber in seiner Ganzheit und akzeptiert sein Anderssein. Und so beginnt ein Dialog, in dem man den anderen in seiner ganzen Persönlichkeit verstehen will. Es geht nicht darum, sich gegenseitig zu überzeugen oder sich zu bekehren und auch nicht darum, sich dem anderen anzugleichen, sondern es gilt, den anderen zu schätzen, zu respektieren und zu tolerieren.

Alles Leben ist das Gegenüberstehen, sagt Martin Buber, und das ist ein wechselseitiges, ein dialogisches Geschehen. Man hat von dem anderen kein vorgefasstes Bild und man erwartet kein konkretes Ergebnis. Man lässt sich auf ein wirkliches Gespräch ein, von dem man noch nicht weiß, wie es sich entwickelt und was daraus entsteht. Im „Hier und Jetzt“ in der Gegenwart ereignet sich die Begegnung und schafft eine für die Dialogpartner unverfügbare Wirklichkeit, in der man sich als ganze, respektierte und geschätzte Person erleben kann.

Wechsel zwischen Nähe und Distanz

Diese ICH-DU-Beziehung ist nicht von Dauer, sondern sie ist punktuell und sie wechselt von der großen Nähe wieder hin zur Distanz. Denn wir können nicht in eine Beziehung zu einem anderen eintreten, wenn wir ihn nicht auch in der Distanz betrachten können. Einen Menschen wirklich wahrnehmen bedeutet, zwischen beiden Prinzipien von gegenwärtiger Begegnung und Distanz zu wechseln. Aus einer ICH-ES-Begegnung zwischen Menschen kann immer auch eine ICH-DU-Begegnung werden und umgekehrt.

Für Martin Buber gibt es aber ein ewiges DU, das nie zum ES werden kann. Dieses ewige DU, das wir Gott nennen, ist der Ursprung aller zwischenmenschlicher Begegnungen. Durch diese Grundbeziehung zwischen Mensch und Gott ist eine Begegnung zwischen einem menschlichen ICH und DU überhaupt erst möglich. Und in der Begegnung zwischen Menschen ist dieses ewige DU auch immer da. Es verwirklicht sich sozusagen in einer solchen menschlichen Begegnung vom ICH zum DU.

Wer so einen Dialog auf gleicher Ebene führt, spürt Zuneigung, Liebe, Wertschätzung und Respekt, und er erlebt sich als ganzer, lebendiger und wirklicher Mensch. Und damit taucht er auch in die Wirklichkeit Gottes ein. Das ewige DU ist für uns Menschen in die Welt gekommen, um in einem menschlichen Dialog uns zu unserem wirklichen, ganzen Menschsein zu führen.

Eine gute Botschaft: An diesem DU werde ich zum ICH!

Gertrud Brem

Foto: Sobald Gott auf der Welt ist, geschieht Begegnung. Schon bei der Geburt Jesu. Das Foto zeigt eine Darstellung des Besuchs der drei Weisen im oberschwäbischen Krippenmuseum in Oberstadion.

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Ein bullernder und wärmender Kohle-Ofen kann eine Wohnung in Duftrausch versetzen und weckt Erinnerungen an die Kindheit.
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Antisemitische Anschläge auf jüdische Einrichtungen oder Diskriminierung jüdischer Personen sind in unserem Land immer noch eine sehr sensible Angelegenheit.
Viele machen in dem französischen Wallfahrtsort heilsame Erfahrungen, weil sie getröstet und verändert in ihren Alltag zurückkehren.
Große und kleine Wunder kommen völlig unverhofft daher – in Ausnahmesituationen wie auch im Alltag.
Zu viele Bindungen lösen sich auf, weil die Liebeserweise nachlassen und im Alltagstrott zerrieben werden. Das wäre vermeidbar, wenn sich beide Partner an einfache Regeln halten würden.
Mit Schwester Kreszentia auf Schritt und Tritt Sebastian Kneipps Spuren in Bad Wörishofen, dem Zentrum seines Wirkens folgen.
Hildegard von Bingen war Heil- und Pflanzenkundige, Äbtissin, Visionärin, Ratgeberin. An Rhein und Nahe kommt man ihrer spannenden Persönlichkeit näher.
Ein Garten ist nicht immer ein Ort des Lebens und der Freude. Jesus selbst hat in so einem Garten gebetet: Der Garten Getsemani ist seither Inbegriff des Gebets in der Angst.
Eine Flucht vor der Welt darf der Glaube nicht sein. Er muss dem Leben dienen, dem Wert des Lebens.
Als Hedwig Faber mit vierzig Jahren eine Tochter bekommt, bringt man das kleine Mädchen sofort weg. Keiner sagt der weinenden Wöchnerin, was los ist.
„Zeichen seiner Nähe“, so überschrieb vor 45 Jahren die Zeitschrift „Katholisches Apostolat (KA)“ einen ganzen Jahrgang, Damit sollten die Sakramente erklärt werden. Das ist auch die Absicht des folgenden Beitrags.
Wenn sie die Tauf- und Kommunionkerze ziert, dann ist sie ein Zeichen für den Anfang und den Aufbruch, für Freude und Friede, für Sehnsucht und Weite: Die Taube ist das Zeichen von Gottes Geist, der weht, wo er will.
„Jedem Tierchen sein Pläsierchen“, sagt man, wenn jemand ein befremdliches Benehmen an den Tag legt. Man will zum Ausdruck bringen, dass jeder so handeln, sich so verhalten darf, wie er es für richtig hält. Aber es gibt Grenzen.
Theologen und Journalisten sind auf der Suche nach der Wahrheit.
Gehört das Herrenmahl zum Herrentag? Zur Zeit der Corona-Pandemie wurde von vielen Christen die Einschränkung der sonntäglichen Eucharistiefeier als schmerzlich empfunden.
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Das höchste Gut sei die Gesundheit, sagt man. Aber stimmt das? Worauf kommt es im Leben noch an? Versöhnung zum Beispiel.
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Hat es uns Jesus nicht schon immer gesagt? Hört auf, lange Quasten an den Gewändern zu tragen, die ersten Plätze einzunehmen und euch Rabbi nennen zu lassen. Und trotzdem erliegt die Kirche immer wieder der Versuchung der Eitelkeit. Nur: Wenn die Kirche nicht dient, dient sie zu nichts.
Diese Szene steht jedem Christen vor Augen: Jesus vor Pilatus. Im Verhör. Der zum Tode Verurteilte trotzt der Weltmacht: „Warum schlägst du mich?“, fragt Jesus und zeigt damit den schmalen Grat zwischen Demütigung und Hochmut auf. Der Gequälte leistet keinen Widerstand, aber er verliert auch nicht seine Selbstachtung. Das ist Jesu Demut.
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Gott ist kein kleinkarierter Buchhalter, der nach einem fein säuberlich geführten Konto mit uns abrechnet.

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