Alles in Gottes Hände legen
„Betet für mich“, darum bittet Papst Franziskus die Gläubigen immer wieder und er sichert umgekehrt den Menschen sein Gebet zu. Bete für mich, wird immer wieder auch zu gottgläubigen Menschen gesagt. Gebet kennen alle Religionen und das fürbittende Gebet ist eine besondere Form des Betens. Wie geht das eigentlich?
Fürbitte ist das Eintreten vor Gott für jemanden oder etwas, anstelle von anderen, zugunsten von anderen. Eigentlich gibt es nichts, wofür ich nicht bitten dürfte. Man darf sogar um so etwas beten wie den Sieg einer Fußballmannschaft. Allerderdings ist Gott keine Wunscherfüllungsmaschine. Es kann also auch sein, dass die gegnerische Mannschaft gewinnt. Dann hilft das Gebet, besser mit der Niederlage fertig zu werden.
Ähnlich ist es mit allen Anliegen, die ich Gott vortrage. Wir dürfen vertrauen, dass unser Gebet nicht ins Leere gesprochen ist. Wie unsere Bitten aber erhört werden, wissen wir nicht. Auf jeden Fall haben wir unser Herz erleichtert und all das, was uns bewegt und belastet, im Gebet benannt und ausgesprochen. Es ist dann nicht mehr so diffus und beängstigend.
Widersinnig wäre es jedoch, Gott um etwas zu bitten, das unheilvoll oder böse ist, etwa um das Gelingen eines Bankraubes oder eines Mordes. Es widerspricht dem Heilswillen Gottes, einem anderen sprichwörtlich die Pest an den Hals zu wünschen. Jedoch kann man selbst in der Bibel die Bitte um Vernichtung der Feinde finden und sogar Fluchpsalmen. Das ist am besten zu verstehen als Hilfeschrei in und aus tiefster Not.
Fürbittgebet in der Bibel
Die Bibel kennt das fürbittende Gebet in verschiedener Art und Weise. Von fürbittendem Gebet ist die Rede, wenn Menschen die unmittelbare Begegnung mit Gott scheuen und stattdessen andere um Vermittlung vor Gott bitten, oder wenn Menschen nicht wissen, wie sie beten sollen. In jüdischen Teil unserer Bibel, im Alten Testament, werden Mose und Jeremia um fürbittendes Gebet für das Volk gebeten, denn man fürchtete Gott und meinte, Gott schenke dem Gebet eher Erhörung, wenn es von seinem Gesandten Mose oder seinem Propheten Jeremia vorgebracht werde.
Schon Abraham hatte Fürbitte für sein Volk eingelegt und mit Gott um die Rettung von Sodom und Gomorrha verhandelt. Es gibt die Klagepsalmen und die großen Bußliturgien. Im Neuen Testament betet Jesus für die Seinen und bittet den Vater um den Beistand, den Heiligen Geist, der den Gläubigen nach seinem Weggang den Weg weisen und für sie eintreten soll. Vor seinem Leiden bittet er im Garten von Golgotha um das Gebet seiner Jünger. Paulus betet für seine Gemeinden und bittet sie, auch für ihn zu beten. Immer wieder ist im Neuen Testament auch die Rede vom Gebet für die Verfolger und Peiniger. So betet etwa Jesus am Kreuz für seine Peiniger oder der erste Diakon Stephanus für die, die ihn steinigen.
Fürbitte in der Christenheit
Alle christlichen Konfessionen kennen das fürbittende Gebet. In den orthodoxen Liturgien sind die Fürbitten als Ektenien, einer Litanei vergleichbar, gestaltet und werden vom Diakon vorgetragen. Die Gemeinde trägt das Gebet in Kyriegesängen mit. In den evangelischen Freikirchen wird oft das fürbittende Gebet in einem Segnungsgottesdienst einer einzelnen Person als Segen zugesprochen, mit Auflegung der Hände von denen, die dies wollen. Im traditionellen evangelischen Gottesdienst wurde das Fürbittgebet früher das Allgemeine Kirchengebet genannt und folgt seinem inneren Aufbau nach der Struktur des Vaterunsers.
In der katholischen Kirche wurde das Fürbittgebet als Gebet der Gläubigen für den Gottesdienst wiederentdeckt. Die Bitten werden an den dreifaltigen Gott gerichtet oder an eine der drei göttlichen Personen, an den Vater, den Schöpfer und den Herrn der Welt, an Jesus Christus, den Sohn, den Heiland und Erlöser, oder an den Heiligen Geist, der lebt und wirkt, in den Menschen, in der Welt und in der Schöpfung.
Gebetet werden kann für alles, es ist aber sinnvoll, zu beachten, ob in einem eher privaten oder in einem mehr öffentlichen Raum gebetet wird. Im öffentlichen Gemeindegottesdienst wird gewöhnlich gebetet für die Kirche, die Amtsträger in der Kirche und alle Getauften, für die Regierenden, die, die in Gesellschaft und Welt besondere Verantwortung tragen und die ganze Welt, für die Notleidenden und für die Ortsgemeinde und ihre Anliegen sowie für uns selbst und das, was uns bewegt.
Fürbitten gestalten
Fürbitten können verschieden gestaltet werden. Immer richtet sich das fürbittende Gebet von Christen an Gott, den dreifaltigen, oder eine der drei göttlichen Personen. Ein Anliegen oder eine Personengruppe, für die gebetet werden soll, wird genannt. Die Bitte schließt dann, je nachdem an wen sie gerichtet ist, mit Gott, unser Vater oder ähnlich, wir bitten dich, erhöre uns, mit Christus, höre uns, Christus erhöre uns, oder Komm, Heiliger Geist, erneuere das Angesicht der Erde. Man kann auch schließen mit: Auf die Fürsprache des Heiligen / der Heiligen N.N., bitten wir, erhöre uns.
Es ist sinnvoll, nicht nur eine Person oder Personengruppe zu nennen, für die gebetet werden soll, sondern auch in irgendeiner Weise ein Gebetsanliegen zu formulieren. Es ist meiner Ansicht nach weniger günstig etwa zu formulieren, wir beten für unseren Papst – wir bitten dich, erhöre uns, sondern auch eine konkrete Bitte zu benennen, wir beten für den Papst um Weisheit, dass er die Kirche klug zu leiten vermag, oder, wir beten für den Papst: Schenke ihm deinen Geist, Gesundheit, Mut, Kraft und Weisheit, dass er die Kirche gut in deine Zukunft führen kann. Es ist entlastend, dass wir Christen alles, was uns bewegt, in Gottes Hände legen zu können. So ist es möglich, auch Krisen und schwierige Zeiten durchzustehen.
P. Heinz-Willi Rivert
Bild: Lisa Bahnmüller
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