Kommen von Gott auch Droh-Botschaften?
Manchmal sind die Worte der Bibel schon hart und herausfordernd. Manchmal sprechen sie emotional aus einer biographischen Betroffenheit heraus. Manchmal stehen sie in einem schlimmen geschichtlichen Kontext. Manchmal soll gewarnt werden vor einem Leben ohne Gott. Immer aber sind sie zu lesen und zu deuten im Zusammenhang mit dem Gesamt der Frohen Botschaft.
Warnungen im Alltag
Auf Zigarettenschachten müssen sie unterdessen angebracht sein, groß gedruckte Warnhinweise „Rauchen gefährdet ihre Gesundheit“. Darunter Bilder von möglichen schädlichen Folgen, die Rauchen haben kann. Entzündete Beine, vergilbte Zähne, Patienten auf Intensivstation. Rauch besser nicht, mahnen solche Bilder, bring deine Gesundheit nicht in Gefahr. Auf Gefahren wollen auch Schilder und Leuchtzeichen im Straßenverkehr aufmerksam machen. Vorsicht Glatteis, Vorsicht Steinschlag. Sie weisen hin auf verengte Fahrspuren wegen Straßenarbeiten oder wegen Aufräumarbeiten nach einem Unfall. Auch Eltern müssen ab und zu streng sein und Grenzen aufzeigen. Sie müssen ihre Kinder morgens wecken und zur Schule schicken, auch wenn diese lieber noch im Bett bleiben wollen. Sie müssen darauf achten, dass die Jugendlichen möglichst nicht auf die schiefe Bahn geraten. Da muss den jungen Leuten aufgezeigt werden, wo sie nicht unverantwortlich mit sich und anderen umgehen dürfen. Ebenso ein Arzt, eine Ärztin. Auch sie müssen mahnen und warnen. Wenn Sie so weitermachen, besteht das Risiko einer ernsthaften Erkrankung. Manchmal muss bittere Medizin verordnet werden oder sogar eine Chemotherapie. Wenn sie empathisch und einfühlsam sind, schafft das eine gute Vertrauensbasis. Die hilft beiden, Patienten wie Ärzten. Für die Gesundheit des Leibes sind Menschen bereit, eine ganze Menge zu tun, bisweilen auch für ihre psychische Gesundheit. Geht es aber um Gott und das Heil des ganzen Menschen und geht es um die Bibel, die als Wort Gottes bekannt und geglaubt wird, dann ist bisweilen schnell die Rede von „Drohbotschaft statt Frohbotschaft“.
Missverständnisse
Ja, es gibt auch harte und schwer verständliche Worte in der Bibel. Auf einer Seite des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) sind eine ganze Reihe zusammengestellt. Da werden Texte aus den apokalyptischen Schriften angeführt und schwierige Psalmentexte. Etwa Psalm 135 mit seinem Loblied auf Gott. „Lobt den Herrn, denn der Herr ist gut“, heißt es da. Er schlug Ägyptens Erstgeburt vom Menschen bis zum Vieh. Er schlug viele Völker und tötete mächtige Könige. Er gab ihr Land zum Erbe, zum Erbe seinem Volke Israel. Schwer verständlich singt auch Psalm 149 vom Volk Gottes. Dort heißt es in der bis 2016 gültigen Einheitsübersetzung: Loblieder auf Gott in ihrem Mund, ein zweischneidiges Schwert in der Hand, um die Vergeltung zu vollziehen an den Völkern. Verhängnisvoll wurde Psalm 149 fehlgedeutet als Aufruf, das Schwert in die Hand zu nehmen, gewaltsam das Evangelium zu verbreiten und so die Rache Gottes für den Unglauben zu vollstrecken. Alttestamentliche Bibelwissenschaftler wie Erich Zenger machen darauf aufmerksam, dass im Hebräischen das ‚und‘ (Loblieder auf Gott ‚und‘ ein zweischneidiges Schwert) als ein ‚und‘ der Erläuterung verstanden werden muss. Loblieder auf Gott sind wie ein zweischneidiges Schwert. Vom Gesamt der biblischen Botschaft her kann es eigentlich auch gar nicht anders sein. Ähnlich sind die Feind- oder Vergeltungspsalmen als emotionaler Aufschrei einer stark bedrängten individuellen oder kollektiven Seele zu sehen und zu deuten. Worte der Heiligen Schrift können leider auch aus dem Zusammenhang gerissen und missbraucht werden. Ein Wort aus dem Gleichnis vom Festmahl in Lk. 14 ist dafür ein Beispiel. In diesem Gleichnis lassen sich die zu einem Festmahl geladenen Gäste einer nach dem anderen entschuldigen. Verständlicherweise ist der Einladende enttäuscht und zornig. Seine Diener werden daraufhin aufgefordert, Leute von den Wegen und Zäunen zu nötigen, zu kommen. Dieses ‚nötigt sie, einzutreten‘ ist furchtbar missbraucht worden, um Menschen zwangsweise zu taufen und in die Kirche einzugliedern.
Warnungen in der Bibel
Aber auch von Jesus selbst sind schwer nachvollziehbare Worte überliefert. Wenn er vor Reichtum warnt oder mahnt, nicht leichtfertig zu leben. Solche Worte sind ernst zu nehmen und dürfen nicht abgetan und verwässert werden. Wenn deine Hand oder dein Fuß dich zum Bösen verführt, hau sie ab. Wenn dein Auge dich verführt, reiß es aus. Besser verkrüppelt ins ewige Leben zu gelangen, als mit zwei Händen oder Augen ins höllische Feuer geworfen zu werden. Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Wer kann da noch gerettet werden? Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich. Wir müssen unser Leben nicht durch Leistung selbst rechtfertigen. Gott macht uns gerecht und nimmt uns an. In ähnliche Richtung sind auch die apokalyptischen Texte der Bibel zu verstehen. Sie wollen Trost und Ermutigung sein in Zeiten der Bedrängnis. Am Ende von Welt und Zeit steht Gott. Er ist der Herr der Welt, niemand sonst.
P. Heinz-Willi Rivert
schreibt für das „zeichen“ aus dem Limburger Missionshaus.
Bild: Alon/AdobeStock
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