Auch die Schöpfung ist ein Abbild Gottes
Sie ist unglaublich wertvoll und schön, auch wo sie rau und schroff daherkommt. Sie kann verzaubern, hin und wieder auch ängstigen und ist alles andere als eine geistlose Natur; manchmal ein schwer atmender Organismus, als wäre er am Ersticken: die Schöpfung.
Sie kann wunderbar duften, kann schwitzen und frieren. „Sie ist großartig“ sagten die ersten Astronauten, als sie die Erde wie eine blaue Perle unter sich sahen. Vieles kann eine Sichtweise verändern, wenn man ein Objekt einmal von draußen besieht.
Im Winter weiß sie sich zu schützen und hüllt alles Zarte in eine dichte (Schnee-)Decke. Im Frühling bricht sie auf, als wollte sie vor lauter Übermut explodieren und verpflichtet ungezählte Helfershelfer (Insekten), um der Welt ausreichend Fruchtbarkeit zu sichern. Und dies alles tut die Schöpfung jedes Jahr von Neuem, nach einer geheimnisvollen Uhr, die allein ihr Schöpfer in Händen hält.
Voller Einfallsreichtum bringt sie hervor, woran wir uns erfreuen und laben. Dennoch muss sie durch die Menschen viel ertragen, vor allem deren Gedankenlosigkeit. Mit Schotter und Beton, Gülle und Abfällen jeglicher Art zugeschüttet, ist sie stellenweise verwüstet und vergiftet. Aber sobald man sie ein wenig freischaufelt, erholt sie sich und ist nicht nachtragend.
Voller Energie
Leicht zu zähmen ist sie nicht, weil sie so voller Energie steckt. Sie verkraftet unglaublich viel Zumutung von denen, die sich für die Krone der Schöpfung halten, sich aber völlig danebenbenehmen. Manchmal müsste man sie allerdings weinen hören, würde man sich nicht taub stellen.
Wir treten die Erde mit Füßen, dabei sollte sie uns heilig sein. Die Indianer sprechen von ihr als „Mutter Erde“, weil sie wissen, was sie ihr verdanken. Wir dürfen sie nicht gnadenlos ausbeuten, weil wir uns für die Herren der Welt halten. Dass wir uns die Erde „untertan“ machen sollen, ist eine gefährliche Illusion, die auf ihr sicheres Zerstören hinausläuft.
Selbst wo sie verbrannt wurde, gibt sie schon bald wieder Lebenszeichen von sich. Wir sollten uns jedoch nichts vormachen, denn wir tun gut daran, Warnrufe ernst zu nehmen, weil sonst nur noch ein Wunder ihren Untergang aufhalten kann.
Unsere Vorfahren standen noch in einer engeren Beziehung zu ihr, die in ihr eine Schöpfung Gottes erkannten. Ehrfurcht zu zeigen und demütig zu sein vor dem, der jeden Tag von Neuem Leben spendet, war Teil ihres Selbstverständnisses. Wir leben heute eher wie in einem Selbstbedienungsladen und ignorieren, dass uns am Ausgang die Kasse erwartet, wo man bezahlen muss. In Wirklichkeit häuft jeder gegenüber Gottes Schöpfung einen mehr oder weniger hohen Schuldenberg auf, den er zu seinen Lebzeiten gar nicht mehr abtragen kann.
Dabei haben wir keinen zweiten Planeten für den Notfall. Wir müssen unseren Heimatplaneten für unsere Nachkommen erhalten, die auf ihm auch noch Heimat finden und ernährt werden wollen.
Mit Balkongärtchen dem Schöpfer Ehre erweisen
Berührung mit Erde tut gut; man muss nicht erst als Eigentümer einiger Parzellen Verantwortung für sie entwickeln. Auch mit einem kleinen Balkongärtchen, einem Blumenkasten vorm Fenster oder einem Schrebergarten kann man dem Schöpfer Ehre erweisen.
Unsere Vorfahren waren noch am Puls der Natur. Wir dagegen bitten längst nicht mehr Gott um reichen Erntesegen; Bittprozessionen passen nicht mehr in unsere hochtechnisierte Zeit. Wir haben uns abgewöhnt zu bitten; wir rechnen mit Subventionen. Natürlich können wir nicht mehr wirtschaften wie anno dazumal; wer dem nachtrauert, hat den Anschluss an die Wirklichkeit verpasst. Doch denken wir auch an die vielen Abhängigkeiten, in die wir längst verstrickt sind, dass wir nicht nur naiv auf deren Funktionieren vertrauen?
Worin auch heutige Menschen eine göttliche Schöpfung sehen, ist nicht die ganze Welt, sondern nur ein kleiner Teil von ihr, den die Menschen als Lebensraum benötigen, die Schöpfung hingegen benötigt die Menschen nicht! In Japan, so habe ich mir sagen lassen, pflegt man einen bemerkenswerten Brauch: In jedem Garten sollte ein kleiner Teich sein, gerade so groß, dass der Himmel sich darin spiegeln kann: Als des Schöpfers Abbild.
Herma Brandenburger
Bild: AdobeStock
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