Auch aus diesem Heft:

Sie ist unglaublich wertvoll und schön, auch wo sie rau und schroff daherkommt. Sie kann verzaubern, hin und wieder auch ängstigen: die Schöpfung.

Der Wert des Lebens hat keinen Preis

Oft empfinden wir uns als wertvoll, weil wir eine Funktion erfüllen. In der Familie, im Beruf, in der Freizeit. Doch was ist, wenn diese Funktionen ausfallen. Sind wir dann immer noch etwas wert?

Wir trafen uns in einem Café, lange schon hatten wir uns nicht mehr gesehen und deshalb gab es viel zu erzählen. Sie sagte mir, dass sie in zwei Monaten in Ruhestand gehen wird und endlich mal Zeit hat, all das zu tun, wozu sie sich bisher nie die Zeit nahm. Beim Schwelgen darüber, was alles anders und vielleicht auch schöner sein wird, hielt sie plötzlich inne und fragte: „Aber wie wird es sein, wenn ich nicht mehr gebraucht werde und wenn ich nicht mehr gefragt bin, wenn meine ganze berufliche Erfahrung keinen Nutzen mehr hat und wenn ich krank und hinfällig werde? Habe ich dann noch einen Wert?“

Wir waren in unserem Gespräch an einem Punkt angekommen, wo es plötzlich um ein wichtiges existenzielles Thema ging. Ist das Leben nur wertvoll, wenn man jung, gesund und leistungsfähig ist? Verliert man an Wert, wenn man alt wird, eine Behinderung hat oder krank ist? Was ist mit den Menschen, die von Geburt an geistige oder körperliche Einschränkungen haben, sind sie nur ein Kostenfaktor für die Gesellschaft und deshalb nicht so wertvoll? Und wer bestimmt eigentlich den Wert eines menschlichen Lebens?

Der Grundwert ist die „Würde“

In vielen Diskussionen ist die Rede von „Grundwerten“, denen wir uns in unserer Gesellschaft verpflichtet fühlen. Jeder Mensch hat, egal wie sein Leben aussieht, immer einen Wert, und das nennen wir Würde, die als unantastbar gesetzt ist. Doch in der Realität und auch in der Auslegung dieser Grundwerte gibt es sehr viele Meinungen und Facetten. Am deutlichsten wird dies am Anfang und Ende des Lebens. Wann beginnt menschliches Leben und wie darf es enden?

Wir sind heute in der Wissenschaft so weit, dass Eizellen im Labor befruchtet werden können, die Genetik macht Eingriffe in das Erbgut möglich und Pränatale Diagnostik hat inzwischen viele Verfahren und Tests, um festzustellen, wie „gesund“ oder „normal“ ein Embryo sich entwickelt. Dabei bleibt dann immer die Frage, welche Kriterien und Entscheidungen dem menschlichen Leben den Eintritt in diese Welt ermöglicht.

Tiefgreifende Entscheidungen nötig

Über das Sterben wissen wir weit weniger und trotzdem kommt das Thema eines würdigen Lebensendes immer mehr in den Focus. Was ist sinnvoller, das Leben eines schwerkranken Menschen zu beenden oder mit Hilfe der Medizin zu erleichtern, um einen natürlichen Sterbeprozess zu ermöglichen? Ist es nicht sinnvoller, einen im Koma liegenden Menschen sterben zu lassen und seine Organe anderen zur Verfügung zu stellen, dass diese weiterleben können? Jedes Leben ist gleich viel Wert und dennoch müssen in diesen Situationen tiefgreifende Entscheidungen getroffen werden.

Und zwischen Geburt und Tod, in den verschiedenen Lebensphasen ist uns da die Gleichwertigkeit bewusst oder urteilen wir über uns und andere, was einen Wert ausmacht? Denn wie wertvoll sich ein Mensch fühlt, wird stark vom Umgang und von der Einschätzung anderer bestimmt. Wir lernen im Laufe unseres Lebens, was in den Augen der Gesellschaft wichtig und wertvoll ist und versuchen uns daran zu orientieren, meist ohne tiefer darüber nachzudenken. So meinen wir, ein Streben nach Statussymbolen, nach Schönheit, nach Einfluss oder Erfolg ist das, was unser Leben wertvoll macht. Denn so fühlen wir uns von unserer Umgebung beurteilt und tun es vielleicht auch bei den anderen.

Die Beurteilungskriterien dazu liefern uns die vielfältigen Medien, mit ihren Einschätzungen, Meinungen und den Vorstellungen von attraktiven Lebensentwürfen. Wer nicht in diese vorgegebenen Raster passt oder durch besondere Ereignisse ausgesondert wird, kämpft oft mit der Empfindung, nichts mehr wert zu sein.

Für wie wertvoll man das eigene Leben hält, das hängt viel von der Einschätzung und Beurteilung anderer ab, aber man kann es durch die eigenen Vorstellungen und das eigene Verhalten beeinflussen. Unabhängig von den Erwartungen und den Abschätzungen der Gesellschaft kann jeder seinen eigenen Wert erkennen. Das, was seinem Leben Sinn gibt und ihn leben lässt. Denn jeder Mensch hat eine unveräußerliche Würde, einen Wert, der außer Frage steht und keinen Preis hat.

Gertrud Brem

Bild: AdobeStock

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Theologen und Journalisten sind auf der Suche nach der Wahrheit.
Gehört das Herrenmahl zum Herrentag? Zur Zeit der Corona-Pandemie wurde von vielen Christen die Einschränkung der sonntäglichen Eucharistiefeier als schmerzlich empfunden.
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Die Corona-Pandemie wird als eine Belastung für alle empfunden. Genauso umfassend ist die Hoffnung auf Befreiung. Das weckt Gedanken an die Erbsünde und das verheißene Heil.
Das höchste Gut sei die Gesundheit, sagt man. Aber stimmt das? Worauf kommt es im Leben noch an? Versöhnung zum Beispiel.
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Es beginnt manchmal damit, dass man ein Bein aus dem Bett schwingt und sich erhebt. Der Tag beginnt. Was er bringt und zu welchen neuen Ufern er sich bewegt, ist noch ungewiss. Jeder Tag ist daher ein Wagnis.
Was für ein Wunder! Was für ein Abbild der Liebe! Ein Mensch, neu geboren, zart und klein und doch schon vollkommen. Von Gott geliebt. Was für eine Würde. Von Anfang an.
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Gott ist kein kleinkarierter Buchhalter, der nach einem fein säuberlich geführten Konto mit uns abrechnet.

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