Freude und Hoffnung – Trauer und Angst
Die Katholische Kirche ist eine Weltkirche, die weltweit agiert. Auch politisch. Daher stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt die Katholische Kirche in der Weltpolitik und für den Weltfrieden?
Der vatikanische Außenminister Erzbischof Paul Richard Gallagher betonte im November 2024, dass der Vatikan, weil er ohne militärische Macht agiere, „eine einzigartige Rolle als unparteiischer Vermittler“ innehaben kann. „Die vatikanische Außenpolitik stütze sich ausdrücklich auf moralische und ethische Werte und Ziele, auf die Förderung von Frieden und internationaler Stabilität“, betonte Gallagher. Die Rolle der katholischen Kirche, vor allem auch der Päpste in der Weltpolitik sind seit je her ein für die Öffentlichkeit oft verborgenes agieren durch Worte und stiller Diplomatie.
Die Päpste haben und hatten großen Einfluss auf die Weltpolitik. Im Schlussdokument der XVI. Generalversammlung der Weltsynode vom 26. Oktober 2024 steht unter Punkt 2: „In den Tagen, in denen wir zu dieser Versammlung zusammengekommen sind, verursachten Kriege weiterhin Tod und Zerstörung, Rachegelüste und Gewissenlosigkeit. Wir schließen uns Papst Franziskus in seinen wiederholten Friedensappellen an, verurteilen die Logik der Gewalt, des Hasses und der Rache und verpflichten uns, die Logik des Dialogs, der Gemeinschaft und der Versöhnung zu fördern. Echter und dauerhafter Frieden ist möglich, und gemeinsam können wir ihn aufbauen. ,Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art‘ (GS 1) sind einmal mehr zu Freuden und Sorgen von uns allen, den Jüngern Christi, geworden.“
Der entscheidende Gedanke findet sich am Ende des Zitates. Nämlich, dass die Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten, die Sorgen von uns allen werden sollen. Die diplomatischen Bemühungen des Vatikans sind hochzuloben, gewiss nicht einfach, und notwendig. Aber die Empathie, die Zugewandtheit, das Mitleiden, welche in dem Zitat aus dem Konzilsdokument Gaudium et Spes, das im Abschlussdokument zitiert wird, zum Ausdruck kommt, ist der eigentliche Grund allen Handelns der Kirche. Wir sind aufgerufen, uns die Freude und Hoffnung, die Trauer und Angst der Menschen zu eigen zu machen.
Mitleiden mit den Menschen
Nicht zuerst moralische Appelle, ethische Normen und die Aufforderungen Jesu Frieden zu schaffen, sollen der eigentliche Impuls unseres Handels sein, sondern die Empathie, die Zugewandtheit und das Mitfreuen und Mitleiden mit den Menschen, welches uns aus einer Verbundenheit mit Gott und mit dem Leben erwachsen kann. Es sind menschliche Eigenschaften, denen wir uns öffnen können, die wir aktivieren können, damit wir, unsere Kirche und unsere Welt menschlich bleibt und wird.
Die katholische Kirche ist ein Weltplayer wie es keinen zweiten auf der Erde gibt. In vielen Ländern unterhält der Vatikan Nuntiaturen, also Botschaften, die die Beziehungen zu den Ländern und Kirchen vor Ort stärken und die Kommunikationsfähigkeit untereinander erhalten und fördern sollen. Papst Franziskus hat die Nuntiaturen und seine Botschafter zu mehr Friedensbemühungen beauftragt. Sie sollten „Verstärker von menschlicher Förderung“ sein, sagte der Papst. Neben der Diplomatie des Vatikans hat der Einsatz von Papst Franziskus für den interreligiösen Dialog in unserer Zeit eine große Bedeutung.
Am 4. Februar 2019 unterzeichneten Papst Franziskus und der Scheich der Azhar-Universität in Kairo, das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt.“ Das Dokument widmet sich der Frage, wie die Anhänger verschiedener Religionen friedlich als Nachbarn leben können. Es geht auch in diesem Dokument um Dialog, um Zusammenarbeit, um Respekt, um Toleranz und Frieden.
Kultur der Synodalität
In diesen Tagen erleben wir, dass sich eine alte Weltordnung auflöst, dass die Welt sich in einer Transformation befindet und dass das Neue noch nicht sichtbar ist. In einer solchen Zeit der Veränderung, der Entwicklung des scheinbaren Chaos, ist es sehr bedeutsam, dass der Vatikan, dass die katholische Kirche, dass der Papst, eine verbindende, eine ausgleichende, eine die Einheit in Verschiedenheit betonende Rolle in der Welt einnimmt. Auch die Kultur der Synodalität, also des gemeinsamen Weges, welchen die Kirche langsam zu beschreiten und zu entdecken sich aufgemachte hat, ist eine Kultur, die auch unserer Welt und der Weltpolitik wichtige Impulse geben kann.
Gemeinsam auf den Geist, auf das Einende, auf das Verbindende, auch in den Unterschieden, hören. Sich mit Respekt, mit Achtung, mit Toleranz und manchmal auch im Ertragen begegnen. Das gelingt uns, wenn wir vor allem den ersten Absatz aus Gaudium et Spes verstehen und beherzigen: „1. Die engste Verbundenheit der Kirche mit der ganzen Menschheitsfamilie. Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Jeder und jede einzelne von uns, kann zu Frieden und Einheit beitragen.
P. Sascha Heinze
Bild: AdobeStock
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