Die Vision des Jesaja
„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.“
Wenn die Tage kurz werden und die Nächte lang sind, in dieser dunkelsten Jahreszeit durchleben wir die Advents- und Weihnachtszeit. Überall sieht man Lichter, werden Laternen und Kerzen aufgestellt und die Straßen mit leuchtenden Sternen geschmückt. Wie kleine Boten der Hoffnung leuchten sie durch die Nacht.
Die Dunkelheit scheinen wir nicht gut auszuhalten. Für uns ist das Dunkel beängstigend, man verliert die Orientierung und stolpert über Hindernisse. Man fühlt sich ausgeliefert und eingeschränkt. So ist dies auch ein Bild geworden für Unfreiheit und Unterdrückung, für Ohnmacht und Aussichtslosigkeit.
„Das Volk, das im Dunkel lebt“ ( Jes.9,1) so lesen wir im Buch des Propheten Jesaia. Er lebt in einer Zeit, in der die Großmacht Assyrien das Königreich Juda besetzt und wo in Jerusalem, soziale Ungerechtigkeit herrscht, unkluge Politik ein gesellschaftliches Chaos erzeugt und der Glaube an den Gott Jahwe nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Gewalt und Unterdrückung, Krieg und Tod sind an der Tagesordnung. Das ist die Finsternis, die so zukunftslos ist und die Sehnsucht nach einem anderen Leben wachsen lässt.
„Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschatten wohnen strahlt ein Licht auf.“ Obwohl der Prophet oft das Verhalten des Volkes und seiner Regierenden kritisierte und auf das darauf folgende Unheil ihres gottlosen Tuns hingewiesen hat, spricht er doch jetzt in dieser finsteren Zeit von einer Hoffnung. Die Not wendet sich, weil die Gegenwart des gnädigen und hilfreichen Gottes im hellen Licht aufstrahlt. Die bestehenden Verhältnisse ändern sich dadurch grundlegend:
„Das drückende Joch auf den Schultern und der Stock des Treibers wird zerbrochen. Die Stiefel, die dröhnend daher stampfen und der blutbefleckte Mantel, sie werden verbrannt“.
Und das Leben blüht in Frieden und Gerechtigkeit auf, es wird wieder große Freude entstehen, weil alle in Fülle leben können. Diese Vision so einer wunderbaren, friedvollen Zukunft schaffen die Menschen nicht aus eigener Kraft, sondern durch das Wirken Gottes der trotz aller Verfehlungen der Menschen an seiner Treue zu seinem Volk festhält.
Es gibt keine Bedingungen für Gottes Hilfe, es müssen keine Schuldbekenntnisse ausgesprochen werden, denn der Prophet Jesaia hat eine ganz überraschende Botschaft für die verheißene Zukunft:
„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, die Herrschaft liegt auf seinen Schultern, man nennt ihn Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Frieden hat kein Ende.“
Und so gibt es Recht und Gerechtigkeit für alle Zeit. In diesem Kind kommt der Messias, der Gesalbte Gottes zu den Menschen und bringt das Licht in die Dunkelheit der Welt. In diesem Licht sind die Menschen fähig zu sehen und zu erkennen, was Gottes Wille ist.
In der Zeit des Propheten Jesaia erfüllt sich diese Vison nicht, sondern sie wird ,von der Sehnsucht nach diesem Licht gespeist, an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Immer auch mit der Frage: “Wann kommt der Messias und erlöst uns aus dem Dunkel dieser Welt?“
Ein Stern, dessen Licht über die Erde strahlt
Die Evangelisten Matthäus und Lukas greifen auf die Worte des Propheten Jesaia zurück und erzählen von der Geburt eines Kindes. Und mit diesem Kind geht ein leuchtender Stern auf, der weit über die Erde strahlt und sogar Sterndeuter aus fremden Ländern anzieht, die Nacht über dem Geburtsort wird hell und Engel verkünden Hirten auf dem Feld, dass der Messias geboren ist. Und der alte Simeon, der später das Kind im Tempel auf den Armen hält erkennt in ihm „das Licht das die Heiden erleuchtet und die Herrlichkeit für das Volk Israel bringt“. Für uns Christen ist in dieser Nacht, mit der Geburt des Kindes im Stall von Bethlehem die Vision des Propheten Jesaia angebrochene Wirklichkeit geworden.
Wir feiern dieses Fest der Ankunft unseres Retters in der dunkelsten Jahreszeit und es werden überall viele Lichter angezündet um das Dunkel erträglich zu machen. Es gibt noch viel zu viel Dunkelheit auf der Welt, aber es gibt auch viele Lichter die angezündet wurden und immer wieder angezündet werden bis die ganze Welt nur in einem großen Licht erstrahlt. Das ist die Botschaft vom Reich Gottes, dass dieses Kind in unsere Welt sendet und diese Botschaft feiern wir jedes Jahr an Weihnachten.
Gertrud Brem
ist dem „zeichen“ als Autorin schon lange verbunden. Ausbildung zur Erzieherin, Studium der kath. Theologie, Ausbildungen in Gemeindeberatung und Gestaltseelsorge.
Bild: assistantua/iStock
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