Von Strohhalmen für die Krippe und der Weihnachtsfrau
Kreuzgang wird im Advent zum Warteraum auf Christi Geburt
Die Limburger Pallottiner verfügen über einen wunderbaren Kreuzgang, jenen überdachten Bogengang um einen rechteckigen offenen Innenhof. Er diente einst den Mitbrüdern als Verbindung zur Kirche und zu Funktionsräumen, wird heute aber kaum noch genutzt. Es sei denn, der Hausrektor Alexander Holzbach lädt zu Veranstaltungen ein. Da der Kreuzgang über das Foyer der Buchhandlung zu erreichen ist, bietet er sich für eine Lesung an. Trotz lausig-kalter Temperaturen waren zahlreiche zumeist ältere Besucherinnen und Besucher der Einladung gefolgt, um – am 6. Dezember 2024 – in kuschligen Decken mit einem wärmenden Becher Glühwein oder Punsch in Händen den Ausführungen des Rektors zur Advents- und Weihnachtszeit zu lauschen.
Weihnachten wurde am 6. Januar gefeiert
Für Christinnen und Christen ist der Advent die Zeit der Erwartung, die Vorbereitung auf die Ankunft Christi, dessen „Geburtstag“ zu Weihnachten gefeiert wird. „Das war nicht immer so“, führte Pater Holzbach aus; denn seit der Einführung ab dem vierten Jahrhundert sei der Advent eine Fastenzeit gewesen, die auf die Tage zwischen dem Martinstag (11. November) und dem am 6. Januar gefeierten Weihnachtsfest gelegt wurde. Die 40-tägige Fastenzeit sei eine Möglichkeit der Sündenvergebung gewesen. Erst im Jahr 1038 habe eine Synode entschieden, dass es nur vier Adventssonntage geben solle, der erste stets zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember.
Geschichten von Advent bis Weihnachten
Holzbach leitete über zum Adventskalender, der als Zählhilfe das Warten aufs Christkind verkürzen sollte. Anfangs hätten Kinder von 24 Kreidestrichen an der Wand jeden Tag einen entfernen dürfen. In katholischen Familien sei jeden Tag ein Strohhalm mit der Vorstellung in eine Krippe gelegt worden, damit das Jesuskind am Heiligen Abend bequem liegen könne. Auch Weihnachtsuhren mit 24 Ziffern habe es gegeben. Erst um 1900 seien gedruckte Kalender auf den Markt gekommen. Dass sich hinter den Türchen einmal Schokolade oder der Duft eines Parfüms befinden würde, daran habe damals noch niemand gedacht.
Pater Holzbach machte seine Zuhörer in einem Streifzug über die Büchertheke mit Geschichten vom Lebkuchengeist und Besonderheiten der Aachener Printen bekannt, wechselte zu Rilkes „Wind im Winterwalde“ hin zu einer stimmungsvollen Geschichte vom Nussknacker aus Seiffen, der den Weg nach Amerika fand. „Die traditionelle Volkskunst aus Seiffen im Erzgebirge, wo das ganze Jahr Weihnachten ist, brachte Räuchermännchen und Schwibbögen in die Wohnstuben der Welt“, führte der Chef der Limburger Pallottiner aus.
Nachdenkliches für Christinnen und Christen
Moderne Literatur blieb nicht außen vor. Der Pater las die Geschichte von den Vorzügen der wunderbaren Weihnachtsfrau. Die gebe es doch schon immer als Frau vom Weihnachtsmann – nicht nur zu Nikolaus. Bei einer Lesung aus der Feder von Hans Dieter Hüsch huschte den Anwesenden ein Lächeln übers Gesicht. Holzbach las Ringelnatz‘ Gedicht vom Schenken und beendete die breite Palette seiner stimmungsvollen Lesung mit nachdenklichen Gedanken des kürzlich verstorbenen Altbischofs Franz Kamphaus: „Merken wir nicht, wie unerlöst die Welt ist, wie unerlöst wir uns selbst oft genug verhalten, auch als Kirche? Wir leben nicht einfach nur nach Christus (…), stehen ihm im Weg, statt ihm zu folgen.“ Kamphaus rüttelt auf, sich als Christen nicht mit dem zufriedenzugeben, was ist, nicht einfach alles dem Lauf der Dinge zu überlassen, sondern auf die Zeichen der Zeit und der Schöpfung zu achten (Klimawandel, Geflüchtete).
Mit dem Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent“ aus dem 20. Jahrhundert, das sowohl in der katholischen wie in der evangelischen Kirche bekannt ist, wurde die Lesung gemeinsam beschlossen, nicht ohne den Hinweis auf weihnachtliche Musik der Kreismusikschule am 20. Dezember, um 16.30 Uhr. Einmal mehr im Kreuzgang bei Glühwein und Punsch.
Bericht & Foto: Dieter Fluck
Symbolbilder: Ksu (Buchhandlung AI); Rawf8 (Glühwein) beide Adobe Stock
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