Pater Franz Büttner ist ein glühender Bayernfan

Vom Salzburger Mönchsberg ins Lahntal

„Hier wohnt ein Bayernfan. An Spieltagen Betreten auf eigene Gefahr.“ Der diesen Hinweis an seiner Wohnungstür angebracht hat, ist Pallottinerpater und 89 Jahre alt. Selten rüstig und vom Herrgott mit einem herzlichen Humor gesegnet, versprüht Franz Büttner auch im hohen Alter pure Lebenslust. In seiner Jugend ist er selbst dem runden Leder nachgejagt. „Als sich vor über 50 Jahren München und Gladbach in der Meisterschaft abwechselten, dachte ich mir, als Süddeutscher kannst du nicht für Gladbach sein. Also wurde ich Bayernfan“, sagt er und ist „seinem“ Verein bis heute treu geblieben.

Büttner wuchs in Bad Schönborn, einer Gemeinde im nördlichen Landkreis Karlsruhe auf. „Meine Eltern hatten eine Bäckerei und mir war schon mit fünf Jahren klar, dass ich kein Bäcker werden will“, blickt der Senior zurück. „Ich will mal später mit meinen Kindern mittags zusammen essen“, habe er seinen Entschluss begründet; denn das sei damals bei ihnen nur an Sonn- und Feiertagen möglich gewesen. Als Bub erlebte Franz den Krieg. Der häufige Fliegeralarm habe zu ständigen Unterbrechungen der Schulzeit geführt, beklagt er. Ab dem sechsten Grundschuljahr habe er dann das Pallottiner-Gymnasium im benachbarten Bruchsal besucht und dort im Internat gewohnt.

Primizsegen auf der Münchner Theresienwiese

„1950 gingen die ersten Pallottiner nach Indien. Die haben uns Buben Briefe geschrieben mit Fotos, die sie in weißer Ordenstracht zeigten. Hier liefen dagegen alle in schwarzen Habits herum. Da hab ich gesagt, ich geh nach Indien“, erzählt Pater Büttner so lebhaft als wäre es gestern gewesen. Zwei Jahre später habe er seinen Eltern und der zehn Jahre jüngeren Schwester beim Mittagessen eröffnet: „Ich werde Priester.“ Doch einfach war der Weg für ihn nicht; denn wie alle seine Freunde war er vielseitig orientiert und – so meint er verschmitzt – ein Schlitzohr gewesen. „Da gab‘s auch Mädchen, die mich interessierten.“

„Ich hab Wert darauf gelegt, dass ich immer frei entscheiden konnte. Nach bestandenem Abitur bin ich ins Noviziat. Im Philosophie-Studium in Untermerzbach kamen mir Zweifel und ich fragte einen alten Pater: „Kann man Gott nein sagen, obwohl man Priester werden will?“ Büttner entschied sich für sein Theologiestudium in Vallendar und wurde 1960 auf dem Eucharistischen Weltkongress in München, dem ersten international bedeutenden Großereignis im Nachkriegsdeutschland, als einer von 80 Neupriestern aus zehn verschiedenen Ordensgemeinschaften geweiht. Am Abend erteilten sie auf der Theresienwiese gemeinsam den Primizsegen.

Mathe-Lehrer, CAJler, Jugendseelsorger

Pater Büttner erinnert sich, dass im Kurs des Folgejahres bei den Pallottinern 15 Neupriester geweiht wurden. Die Provinzleitung habe gar nicht gewusst, wo sie die vielen Neuen einsetzen sollten und fünf von ihnen nach Südamerika geschickt. „Heute haben wir keinen Nachwuchs mehr. Die Pallottiner in Europa sterben aus, aber in Afrika und Indien wachsen wir“, blickt der 89-Jährige zuversichtlich nach vorne. Seine eigene Zukunft nahm 1962 einen eher zufälligen Verlauf. „Ich kam zu den Pallottinern nach Brusel“, so Bruchsal im Volksmund.

Obwohl Mathematik im Gymnasium nicht gerade sein Lieblingsfach war und er es nie studiert hatte, wurde Büttner, weil Not am Mann war, 1962 in seiner alten Penne als Mathe-Lehrer für die Unterstufe eingesetzt. Es wurden 13 erfolgreiche Jahre daraus. Die Arbeit mit Jugendlichen, das war Büttners Metier. So begann er 1964 im Raum Bruchsal mit dem Aufbau von CAJ-Gruppen (Christliche Arbeiterjugend) und wurde schließlich Jugendseelsorger des Dekanats.

“Von den sieben Stationen meines Berufslebens war das der schlimmste Bruch“

„Ich war dort heimisch, hab Hinz und Kunz gekannt, 1984 bei der Volksmission, die für eine Intensivierung des Glaubenslebens sorgte, und voller Tatendrang. Da rief mich wie aus heiterem Himmel mittags beim Essen der Provinzial an und beorderte mich nach Eichstätt in Oberbayern.“ Dort war er dann sechs Jahre als Hausrektor für eine kleine pallottinische Gemeinschaft zuständig und weiß heute: “Von den sieben Stationen meines Berufslebens war das der schlimmste Bruch.“ Es folgten jeweils zwei Jahre Rektor des Bildungshauses der Diözese Würzburg in Schmerlenbach und als Spiritual für die Fratres in Untermerzbach. Von Bamberg bis Nürnberg wurde er für die Wohltäter der Pallottiner zuständig.

Bevor Pater Büttner im März dieses Jahres nach Limburg umzog, war er über 13 Jahre im Gäste- und Bildungshaus Johannes-Schlößl auf dem Salzburger Mönchsberg der Zweite Gästepriester der pallottinischen Niederlassung. Er habe in seinem Leben immer viele Gottesdienste gefeiert, sagt der 89-Jährige, was er nun im Limburger Missionshaus vermisst. Dort hat er zwei Mitbrüder aus seiner Studienzeit wiedergetroffen. Wenn die Rede auf den Fußball kommt, gerät Pater Büttner ins Schwärmen. Dann erinnert er sich an 1948 als Karlsruhe gegen Kaiserlautern spielte und sechs Nationalspieler aufliefen – und an seine langjährige Verbindung zu Franz Beckenbauer.

Drei Jahrzehnte mit Jugendlichen gearbeitet, vielseitig interessiert, seit 55 Jahren Bayernfan, morgendliche Gymnastik und nach 16 Uhr fasten. Damit erklärt der Senior seine Rüstigkeit und sagt: „Ich bin kein Weltpriester geworden, weil ich Gemeinschaft wollte“, die er bei den Pallottinern fand. Wie war das von Salzburg nach Limburg? „Kein Problem“, sagt Pater Franz und lacht. Seine fröhliche Zugewandtheit hat ihm schon so manchen lustigen Spruch entlockt. Von einer Abschiedsfeier sind seine Worte dokumentiert: „Ich habe euch in guter Erinnerung, aber ich weiß nicht wie lange.“

Franz Beckenbauer: Wie heißen die Eisheiligen?

Franz Büttner fragte in einem Hotel in Salzburg eine Mitarbeiterin: „Ich bin der Pater Büttner und möchte gern den Chef sprechen.“ Da drehte sich plötzlich ein Mann um, der dort mit seiner Familie saß und ihn spontan fragte: „Sie kommen mir gerade recht. Wie heißen die vier Eisheiligen?“ Es war Franz Beckenbauer. Büttner: „Ich war so perplex, dass ich ihre Namen erst einmal nicht zusammenbrachte. Dann kamen wir ins Gespräch und am Ende hat er meine Rechnung übernommen. Bis vor einigen Jahren waren wir in Kontakt.“

Pater Franz Büttner SAC

Bericht & Porträt-Bild: Dieter Fluck

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