Lesung im Advent im Missionshaus in Limburg

Limburger Pallottiner laden zur Adventslesung

Glühwein und Kinderpunsch im Kreuzgang des Limburger Missionshauses

Pallottinerpater Alexander Holzbach hat eine große Fangemeinde. Wenn er zu einer Lesung einlädt, kommen sogar Besucherinnen aus Wiesbaden. Ermutigt durch die Resonanz bei seiner Lesestunde im vergangenen Jahr zum Thema Herbst und Wein, wagte er nun das Experiment einer Adventslesung, dem fast 50 Besucherinnen und Besucher folgten.

Es war lausig kalt im Kreuzgang des Klosters, weshalb sich der Veranstalter Sorge um den Glühwein-Vorrat machte; denn Wasser in Wein zu verwandeln, ist nicht die Stärke des musisch angehauchten Rektors. Stattdessen schafft er es scheinbar mühelos, sein Publikum mit ausgewählten Texten bekannter wie unbekannter Autoren in seinen Bann zu ziehen. „Seit meiner Kindheit liebe ich Rilke“, sagt er und eröffnet mit einem der beliebtesten Adventsgedichte „Es treibt der Wind im Winterwalde…“, das der berühmte österreichische Lyriker just in dem Jahr verfasste, da die Pallottiner 1897 ihr Missionshaus in Limburg bezogen.

Einen weiteren persönlichen Bezug verriet Holzbach vor dem gemeinsam gesungenen Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent“, dessen Text die österreichische Autorin Maria Ferschl in seinem Geburtsjahr 1954 verfasste und in das katholische Gotteslob wie auch evangelische Gesangbuch aufgenommen wurde. „Man kann den Advent verschieden sehen, fromm oder weniger fromm“, meint der Pater und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Geschichte um ein Ölgemälde des Malers Gert Meester.

Dem Niederländer ward von einem Auftraggeber die Aufgabe gestellt, ein Bild zu malen, welches das Leben symbolisiert. Seinem verblüfften Auftraggeber malte er eine Schaukel und begründete seine Idee mit dem Auf- und Abschwung, den Höhen und Tiefen, die das Leben bereithält. „Auch wenn ich ein Tief erlebe werden zumeist Höhen folgen“ zitiert Holzbach den Maler, der in der Schaukel das Sinnbild deute, im Leben von Gott getragen zu werden.

Breiten Raum seiner literarischen Adventsauslese widmete Pater Rektor den besinnlichen Ausführungen in dem Buch „Gott ist im Kommen“ womit der Alt-Bischof Franz Kamphaus seine Leserschaft durch die Advents- und Weihnachtszeit begleitet. „Der Advent und Weihnachten werden zu Markte getragen und dem Markt geopfert. Da ist Johannes der Täufer, eine der zentralen Gestalten, die im Advent, zur Umkehr ermahnen“, rezitiert Holzbach theologische Texte des betagten Autors.

Kamphaus vergleicht die Zeit der Erwartung mit der von Eltern, die sich auf das Eintreffen ihres Kindes freuen. Maria sei für Gottes Geist empfänglich gewesen. So schwierig wie ein Geburtsvorgang, so schwer sei es im Advent, zu sich zu kommen und in sich zu gehen, sagt Kamphaus. Aber nur so könne man zu Gott kommen. „Gott fängt klein an und hat Zeit“, gibt der Alt-Bischof zu bedenken. Eine Geburt sei immer ein Hoffnungszeichen, dass das Leben weitergeht.

Holzbach rezitierte eine Legende zu Albrecht Dürers Betenden Händen. Ein Bild höchster Vollkommenheit, das der Meister aus Liebe und Ehrerbietung zu seinem Bruder Albert malte, der für Albrechts Studium im Bergwerk arbeitete, bis seine Hände verschlissen waren, so dass sein eignes Studium unmöglich wurde. In den ausgewählten Texten der Nächstenliebe fand auch Karl Heinrich Waggerl, ein weiterer Österreicher, Gehör. In einer seiner Weihnachtsgeschichten erzählt der begnadete Schriftsteller, dass sich Tiere überboten, wie sie dem Jesuskind Gutes tun wollten, es stattdessen ein mit dem Schwanz wedelnder Ochse und ein störrischer Esel bis in die Krippe schafften.

Ein Gedicht von Ringelnatz und liebreizende Texte weiterer Autoren, eine Legende aus Russland und das Lied „Guten Abend, gut‘ Nacht, mit Rosen bedacht…“ beendeten das gewagte Experiment einer Lesung im Zeichen des Frostes für die zufriedenen Besucher und Besucherinnen, die sich anschließend in der benachbarten Pallotti-Buchhandlung beim Schmökern aufwärmen durften.

Bericht & Bilder: Dieter Fluck

Diesen Beitrag dürfen Sie gerne teilen…

Das könnte Sie auch interessieren

Mitreden, Mitmachen, Mithelfen!

In Kontakt bleiben. Kostenlos 12 x pro Jahr!

Liken, kommentieren, abonnieren

Herzliche Einladung: Reden Sie mit!

Öffnen Sie sich Räume

Gemeinsam die Welt verändern!

Print Friendly, PDF & Email